Dem christlichen Kalender folgend, wird am 6. Januar in den katholischen Kirchen und in manch einer Wohnstube das Ensemble der Weihnachtskrippe um drei Figuren erweitert: Sie heißen Caspar, Melchior und Balthasar – oder einfach: die Heiligen Drei Könige.
So vertraut das Dreigestirn im Gefolge der Weihnachtsgeschichte auch erscheinen mag, Herkunft, Wirken und Verbreitung der drei geheimnisvollen Könige werfen Fragen auf. Waren es wirklich Könige, die dem neugeborenen Christuskind mit wertvollen Geschenken huldigten?
Wie so oft hat auch hier das Brauchwesen seine eigene Dynamik entwickelt und Identifikationsfiguren geschaffen und fest etabliert, die den Gläubigen mit leicht verständlichen Erklärungsmodellen Halt und Orientierung boten.
Folgt man den Spuren der Könige ins Morgenland zu den Anfängen des christlichen Heilsgeschehens, gilt es zunächst das Datum, also den 6. Januar genauer zu betrachten.
Epiphanias -Tag der Erscheinung des Herrn
Dies vorweg: Die katholische Kirche kennt kein eigenes Fest "Dreikönig". Vielmehr handelt es sich am 6. Januar um eine Fest-Trilogie (tria miracula) unter der Bezeichnung „Erscheinung des Herrn“. Die Kirche feiert an diesem Tag das Sichtbarwerden der Göttlichkeit Jesu in der Anbetung durch die Sterndeuter, bei seiner Taufe im Jordan und durch das von ihm bei der Hochzeit zu Kanaa bewirkte Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein.
Epiphanias ist erstmals im 4. Jh. bezeugt und damit eines der ältesten Feste der Christenheit. Dahinter verbirgt sich das archaische Weihnachtsfest der ersten Christen gepaart mit Anleihen bei einem altägyptischen Geburtsfest des Gottes Äon. Das frühe Christentum hatte diesen Feiertag mit dem Datum möglicherweise von anderen Religionen oder dem Kaiser-Kult übernommen und umgedeutet.
Das Thema der Ankunft der Drei Weisen vermochte sich schließlich gegenüber den anderen Festgedanken durchzusetzen und so auch die Bräuche des Epiphaniastages zu bestimmen.
Die drei Weisen aus dem Morgenland
Den Bericht über das Erscheinen der Weisen, die als erste aus der Heidenwelt kamen, um dem göttlichen Kind zu huldigen, verdanken wir dem Evangelisten Matthäus.
Matthäus 2,1-2: „Als nun Jesus geboren war zu Bethlehem im Lande Juda in den Tagen des König Herodes, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sagten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Aufgehen gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Wer die Magier, die Weisen aus dem Morgenland wirklich waren, lässt sich historisch nicht belegen. Es heißt, sie kamen aus dem Osten und vermutlich waren es Angehörige einer Priesterklasse, ausgestattet mit besonderen Fähigkeiten in Sachen Sterndeutung und Erklärung der Himmelskörper. Den Stern, dem sie folgten, hielten sie für einen Kometen und dies wiederum deuteten sie als wegweisendes Zeichen: Wer beim Erscheinen eines Kometen geboren wird, muss ein Mensch von außergewöhnlichen Gaben sein
Erst die außerbiblische Erzählung berichtet, dass die Weisen zu dritt waren. Sie machte aus ihnen die Könige von Persien, Indien und Arabien mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar (C.M.B. die Initialen sind zugleich die Abkürzung des Haussegens: Christus mansionem benedicat - Christus schütze bzw. segne dieses Haus). Zu Königen umgedeutet wurden die Magier wohl aufgrund der Erlesenheit ihrer Geschenke. Die kostbaren Gaben waren bekanntlich Gold als Symbol für Reichtum und Königswürde, Weihrauch – ein besonderes Narkotikum und Myrrhe – ein wertvoller Balsam.
Oft werden die drei Könige auch den damals bekannten Erdteilen Europa, Asien und Afrika zugeschrieben. Deshalb wird einer von ihnen fast immer dunkelhäutig dargestellt. Ihr unterschiedliches Lebensalter soll sie wiederum als Vertreter der gesamten Menschheit ausweisen.
Köln ist die Stadt der Hl. Drei Könige
Seit 1164 ruhen die Gebeine der Heiligen Drei Könige im Dreikönigsschrein des Kölner Doms. Die Geschichte ihrer „Überführung“ (Translatio) in die Stadt am Rhein ist allerdings wenig ehrenvoll. Von ihrem angestammten Ort in der Mailänder Kirche St. Eustorgio (dort befindet sich heute noch das leere Grab) wurden die Gebeine 1162 als Kriegsbeute nach Köln gebracht. Friedrich Barbarossa übergab sie seinem getreuen Kanzler Rainald von Dassel, der zu dieser Zeit Erzbischof von Köln war.
Aufbewahrt werden die sterblichen Überreste der drei Heiligen bis heute im kostbaren Dreikönigsschrein, der zwischen 1180 und 1215 gefertigt wurde. 1200 wurden die Häupter von den Gebeinen getrennt und gekrönt. Die Knochen gehörten zu den wertvollsten Reliquien des Mittelalters und wurden so zum Ziel zahlreicher Pilger und Wallfahrten. Die Reliquienverehrung machte Köln zu einem Mittelpunkt der damaligen Welt. Die Drei Könige sind seitdem die Stadtpatrone Kölns, deshalb zieren auch die drei Kronen das Wappen der Stadt.
Wo sind die Heiligen Drei Könige ein Feiertag?
Das Dreikönigsfest ist heute noch in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt gesetzlicher Feiertag. Auch in Österreich ist der 6. Januar ein Feiertag.
Mysterienspiele zum Dreikönigstag in Baden-Württemberg
Nach der Überführung der Reliquien von Mailand nach Köln erlebte ihre Verehrung starken Aufschwung und ihre Legende wurde zu einem der wichtigsten Faktoren für die spätere Gewichtung der Themen am 6.Januar.
So lieferte der Bericht über die Begegnung der Könige mit Herodes den dramatischen Zündstoff für die szenische Darstellung ihrer Reise und ihrer Ankunft in Bethlehem im Rahmen vieler Dreikönigsspiele.
Solche Aufführungen waren früher etwa aus dem Badischen – Achern, Bühl, Heiligenzell, Zell a.H. und Steinach bekannt. Entstanden sind sie zumeist zu Zeiten der Gegenreformation als populäres und anschauliches Mittel der Unterweisung im Glauben. Weiteres rund um Weihnachtsbräuche in Baden-Württemberg lesen Sie hier!
Sternsinger ziehen durch die Straßen: C+M+B
Ein weithin bekannter Brauch ist das Dreikönigssingen beziehungsweise Sternsingen: „Gesundheit und Kraft im Neuen Jahr, wünschen euch Caspar, Melchior und Balthasar“. Vom Festtag der Geburt des Herrn bis um den 6. Januar ziehen Kinder – als drei Könige gekleidet – von Haus zu Haus, überbringen den Segen des Jesuskindes.
Das Sternsingen geht zurück auf das bereits im 8. Jh. vom Hl. Bonifatius erwähnte Neujahrssingen. Der 6. Januar (auch als „Großneujahr“ bezeichnet), an dem noch heute die Verkündigung der beweglichen Feste im Kirchenjahr erfolgt, galt spätestens bis ins 14.Jh. als christlicher Jahresbeginn mit dem Fest Epiphanias. Als Relikt des Neujahrsgrußes darf die Gewohnheit der Sternsinger betrachtet werden, die Türen der Häuser mit der Zahl des neuen Jahres und der Segensformel „Christus segne dieses Haus“ (Christus mansionem benedicat / C+M+B) zu versehen.
Dreikönigswasser: Brauchtum am Dreikönigstag
Wie erläutert, wird der Heiligen Drei Könige am Hochfest Epiphanias und damit auch an die Taufe des Herrn im Jordan gedacht. Daher war es am 6. Januar Brauch, das sogenannte „Dreikönigswasser“ zu weihen. In Anlehnung an die Taufe im Jordan wurde dabei Wasser einem Fluss entnommen, gesegnet und sollte Schutz vor Unwettern gewähren. Noch heute lebt dieser Brauch in der orthodoxen Kirche.