Zwetschgen, Kartoffeln, Fleisch, Bauernbrot und Käse­kuchen: Die Hofladen-Tour bei Bühl ist etwas für Genießer. Sie läd immer wieder zum Einkehren ein.

"Der dümmste Bauer erntet die größten Kartoffeln.“  Thomas Metzinger lacht, als er diesen Satz sagt. Dumm ist er garantiert nicht, aber die größten Kartoffeln hat er trotzdem. 1,3 Kilo wiegt sein Exem­plar der Sorte Concordia, stolz hält er es in die Kamera.

Hofladenbesitzer des Hofladens Querfeldein Thomas Metzinger

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Dort schießt die Knollenfrucht: Hofladenbesitzer Thomas Metzinger mit seiner 1,3 Kilo schweren Riesenkartoffel.

Thomas Metzinger ist der Chef des Hofladens „Querfeldein“ in Ottersweier-­Haft. Dort gibt es fast alles aus der Region, was das Herz begehrt: Zwetschgen, Äpfel, Fleisch aus eigener Erzeugung, Kuchen und Brot aus der bäuerlichen Bäckerei. Wer will, kann sich auch hinsetzen und frühstücken.

Freitag ist Brotbacktag

Das ist dann der ideale Einstieg für die Hofladen-Tour mit dem Fahrrad. Am besten man lässt sein Auto hier am Morgen stehen, radelt einmal im Kreis herum und stopft sich am Abend die Taschen voll. Der Ortsteil Haft ist so etwas wie das Zentrum der Hofläden in der Region. Gleich fünf in einer Reihe gibt es hier: Haft 4, 12, 17, 20, 59, die kleine Radwanderkarte des Landkreises Rastatt verzeichnet sie alle mit Hausnummern, man kann einen nach dem andern abklappern.

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Hofladen Querfeldein in Ottersweier-Haft

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Hofladen „Querfeldein“ in der Gemeinde Haft- Aus einem alten Bauernhof wurde ein reich bestückter Regionalmarkt.

Am besten tut man das an einem Freitag. Es ist der Tag, an dem alle ihre Türen offen haben, die beste Schnittmenge aus sämtlichen Öffnungszeiten, die dankenswerterweise ebenfalls in der Radkarte verzeichnet sind. Freitag ist auch der Tag, an dem Edith Moser Brot backt. Wahlweise auch erhältlich mit Speck oder mit Kümmel. Ihr Mühlenhof-Laden (Haft 12) ist ein paar Häuser von Thomas Metzingers „Querfeldein“ (Haft 4) entfernt. Zu den Hausspezialitäten der Mosers gehört auch der Hefekuchen mit Rumrosinen, ein Gedicht!

„Kommen Sie ruhig näher“, sagt sie. Man darf hier alles besichtigen, auch den Garten mit den Hühnern, die frische Eier liefern. Auch Thomas Metzingers Stall ist für Besucher jederzeit zugänglich. Die Bullen, die der Garant für frisches Rindfleisch sind, die grunzenden Schweine, die einen vortrefflichen Schinken abgeben. Badener sind gesprächige Leute, wer eine Frage stellt, bekommt sie in aller Ausführlichkeit beantwortet.

Radfahrererin macht ein Picknick bei der Hofladen-Tour durch Baden

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Gut gefüllter Picknickkorb- Bei der Hofladentour verhungert garantiert keiner.

Ein Paradies für Zwetschgen

Von Ottersweier-Haft geht der Radweg zunächst ein Stück weit nach Süden. Die Hälfte der Tour ist straßenbegleitend, die andere Hälfte verläuft auf Feldwegen. Fast alles ist flach und asphaltiert, auch ohne E-Bike kommt man hier bestens voran.

Die ersten Kilometer führen an den Hängen des Schwarzwalds entlang. Dunkle Wälder, die allmählich in Obstbaumplantagen übergehen, Streuobstwiesen und Weiden. Die Gegend um Bühl ist ein Zwetsch­genparadies, jeder zweite hat hier einen Acker mit Baumfrüchten.

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So hat sich auch die Hofladen-Tour entwickelt: Aus ein paar Kisten, die man vor die Haustür gestellt hat, für den Direktverkauf an Passanten. Seit die Direktvermarktung boomt und immer mehr Menschen auf der Suche nach regionalen Produkten vom Erzeuger sind, ist daraus ein Geschäftsmodell geworden.

Die größeren der Hofläden sind Vollsortimenter. Was sie nicht selbst herstellen, kaufen sie von anderen Produzenten mit ähnlicher Ausrichtung dazu. Bei „Querfeldein“ sind es gleich zwei Bauernfamilien, die sich zusammengeschlossen haben. Neben dem Laden in Ottersweier-Haft gibt es auch einen in Lichtenau, exakt in der Mitte der Radtour. Natürlich ist auch dort ein Café-Betrieb mit Einkehrmöglichkeit vorhanden.

Die Hofladen-Tour bietet einen steten Wechsel zwischen engmaschiger Zivilisation und abgeschiedener Ländlichkeit. Verträumte Dörfer wie Sasbachried liegen auf der Strecke, gefolgt von der Bundesautobahn A5, die man auf einer Brücke quert. Dann wird es auch schon wieder ruhig, stehen am idyllischen Litzlhof Pferde auf einer Koppel und blinzeln in die Sonne.

Storch auf der Wiese

Gamshurst heißt der Hauptort im Süd­westen der Radtour, er ist genauso verträumt, wie der Name klingt. Auf den weiten Wiesen des Rheintals haben viele Platz. Auch Weißstörche sieht man hier immer wieder, wer sich ihnen vorsichtig nähert, kann sie dabei beobachten, wie sie mit ihren großen Schnäbeln Nahrung von den Feldern picken.

Kraut in der Nähe des Hofladens Querfeldein in Ottersweier-Haft

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In der Nähe vom Hofladen Querfeldein: Hier schießt das Kraut.

Der Westteil der Radstrecke führt parallel den Rhein entlang. Ein paar Kilometer weiter drüben und man wäre schon im Elsass. Ein wenig wie Gott in Frankreich kann man sich aber auch auf der deutschen Seite fühlen. Kurz nach Gamshurst lockt Steffis Café mit hausgemachtem Zwetschgen- und Käsekuchen. Die Bäuerin steht selbst hinter der Theke, erst vor wenigen Jahren hat sie ihr Hofcafé im Ortsteil Maiwald eröffnet.

Ulm im Rheingraben

Zwischen Memprechtshofen und Lichtenau geht es nun auf Feldwegen weiter. Traktoren sind hier unterwegs, Feierabendlandwirte mit PKW und Anhänger. Dass ein Ortsteil von Lichtenau „Ulm“ heißt, verwirrt zunächst, aber man ist genau richtig und die Stadt mit dem Münster an der Donau definitiv nicht gemeint.

Nun hat man ungefähr die Hälfte der 45 Kilometer langen Radtour geschafft. Man kann sie übrigens nach Belieben abkürzen und variieren. Fast jeder landwirtschaftliche Weg ist geeignet, zahlreiche Schilder weisen auf weitere Radwege hin, die kostenlose Karte zur Hofladen-Tour ist so detailliert, dass man sich kaum verfahren kann.

So geht es weiter in Richtung Moos, wo „Margots Paradies“ um Kunden wirbt. In Unzhurst verkauft Günther Gander seine Eier aus Bodenhaltung, in Zell die Mühle viele Vollwertprodukte, nach Vereinbarung kann sie auch besichtigt werden.

Fahrrad in einem Garten bei der Hofladen-Tour durch Baden

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Immer schön langsam- Das Rad der Zeit scheint hier irgendwie stehen geblieben zu sein.

Schließlich geht es nach Osten weiter, auf den Hauptort der Mühlentour zu: ­Ottersweier. Die Gemeinde wird von ihrer Pfarrkirche Sankt Johannes überragt, ein imposantes Bauwerk aus dem Jahr 1906 im Stil der Neugotik. Gleich gegenüber ist die ehemalige Jesuitenresidenz, die heute als Rathaus dient. Otters­weier hat rund 6000 Einwohner und liegt an der Übergangszone vom Rheingraben zum Schwarzwald.

Obst und badischer Wein

Mehrere Teilorte gehören zum Gemeindegebiet, unter anderem eben auch jener Weiler namens Haft, in dem ein Hofladen neben dem anderen steht. Wer die Tour mit dem Fahrrad macht, trifft neben dem Obst natürlich auch immer wieder auf den Wein sowie den Badischen Weinradweg, der in Teilen auf der gleichen Route verläuft.

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Er ist etwa zehn Mal länger als die Hofladen-­Tour, die ideal für einen schönen Tag ist. Radeln, einkehren und am Ende noch einmal die Regale durchstöbern nach all den Leckereien, die tagsüber keinen Platz im Gepäck fanden. Sämtliche Souvenirs, die man von dieser Radreise mit nach Hause bringt, sind jedenfalls für den Verzehr bestimmt.

Der Rumrosinenkuchen (Mühlenhof) schmeckt übrigens zum Frühstück ganz besonders gut, und die Flockensahne (Querfeldein) ist genau richtig für die Kaffeepause. Schwarzwurst und Schwarzwälder Schinken bereichern das Abendessen – und es sieht überhaupt ganz danach aus, als ob man dort noch einmal hinfahren müsste.

Vielleicht hat Thomas Metzinger dann ja wieder eine Rekordkartoffel im Angebot. Die passt zur Not auch in die Satteltasche, für den Rest bringt man das nächste Mal aber am besten einen Anhänger mit.

Karte Badische Hofladen-Tour bei Bühl

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Die Hofladen-Tour kompakt

Start und Ziel: Ottersweier-Haft
Gesamtstrecke: 45 km
Höhenmeter: 127
Fahrzeit: Tagestour
Schwierigkeit: leicht

Beschreibung der Hofladen-Tour bei outdooractive

Anreise
Bühl und Achern haben einen Bahnanschluss, von dort sind es nur ein paar Kilometer zur Hofladenrunde. Allerdings empfiehlt sich für alle, die in den Hofläden einkaufen wollen, die Anreise mit dem Auto.

Die Radtour
Man macht die Hofladen-Tour am besten freitags, weil da fast alle Anbieter offen haben. Offizieller Start der Tour ist Moos, wer in den Hofläden einkaufen will, kann aber auch Ottersweier-­Haft wählen, dort befinden sich die meisten.

Radkarte
Zur Orientierung reicht die kostenlose Radkarte „Hofladentour“ vollkommen aus (1:60.000), erhältlich beim Landratsamt Rastatt (siehe „Allgemeine Auskunft“). Es gibt ergänzend auch eine ausführliche Broschüre „Produkte aus der Region", die Sie hier herunterladen (PDF) können (https://tourismus.landkreis-rastatt.de/).

Einkehr
Steffis Café in Maiwald: Bauernhofcafé mit Käsekuchen als absoluter Spezialität, wenige hundert Meter links vom Radweg (Maiwald 11):
Telefon 0175 9070229
Landgasthof Löwen in Obersasbach: Gute Küche mit selbstgebrautem Bier. Man kann hier auch übernachten (Mehr Infos hier)

Übernachten
Gasthaus Ochsen in Unzhurst:
Gutbürgerlicher Gasthof mit mode­raten Übernachtungspreisen.
Hier kann man auch gut essen (Mehr Infos hier)

Allgemeine Auskunft
Tourismus Landratsamt Rastatt,
Am Schlossplatz 5, 76437 Rastatt,
Telefon 07222 3813108,
www.tourismus.landkreis-rastatt.de