Die ersten frostigen Nächte haben im Südwesten bereits den Herbst eingeläutet. „Für Wildtiere, wie den Igel, beginnt jetzt der Endspurt auf der Suche nach Nahrung und einem passenden Winterquartier. Um gut vorbereitet die kalte Jahreszeit zu überstehen, müssen sie sich genügend Gewicht anfressen, denn schon etwa ab Mitte Oktober wird das Nahrungsangebot knapper. Mit igelfreundlichen Gärten unterstützt man die Tiere“, rät NABU-Artenschutzreferentin Felicitas Rechtenwald.
Immer auf der Suche nach einem Leckerbissen
Die dämmerungs- und nachtaktiven Stacheltiere fühlen sich in naturnah gestalteten Gärten wohl, wo sie unter Hecken, Büschen und Bäumen nach Nahrung suchen und sich verstecken können. Auf ihrem Speiseplan stehen Käfer, Spinnen, Regenwürmer, Schnecken, Tausendfüßer und andere Kleintiere. Laub-, Reisig- und Totholzhaufen sind der ideale Platz als Unterschlupf. Auch eine Trockensteinmauer mit Höhlungen im hinteren Teil und ausreichend großen Zugängen kann als Quartier dienen. Gekaufte Igelkuppeln oder selbst gebaute Igelhäuschen sind ebenso willkommen. Einmal da, bleiben Igel meist ein Leben lang ihrem Lebensraum treu.
Naturnahen Garten anlegen
Wie Sie selbst einen naturnahen Garten anlegen können und was Sie dabei beachten müssen, lesen Sie hier.
Störungsfreie Winterquartiere
Wenn es ab Oktober oder November nachts am Boden dauerhaft frostig wird, suchen Igel ihr Winterquartier auf. Erst gehen die Männchen, dann die Weibchen und zuletzt die Jungigel in den Winterschlaf – letztere sind am längsten auf Nahrungssuche unterwegs, um an Gewicht zuzulegen. Weil Igel den Tag und den Winter an nicht einsehbaren Stellen verschlafen, sind sie auf störungsfreie Rückzugsräume angewiesen. Wer seinen Garten jetzt winterfest macht, kann dem Igel also etwas Gutes tun, indem Laub sowie Grün-, Baum und Heckenschnitt in einer Gartenecke, unter Hecken und Bäumen, liegen bleibt oder aufgehäufelt wird. Eine Umrandung aus Feldsteinen hält das Material zusammen. Ihre Nester bauen Igel auch gerne in Komposthaufen.
Tote Pflanzenreste nützen auch den Regenwürmern, die das Laub zersetzen und dem Igel wiederum als Nahrung dienen. Wer den Holzhaufen für ein Winterfeuer nutzen will sollte diesen kurz vorher umsetzen. So können Tiere, die sich dort versteckt haben, rechtzeitig das Weite suchen. Auch wer den Kompost umsetzt, sollte dabei vorsichtig sein und auf versteckte Tiere achten und diese in Ruhe lassen.
► Wie Igel, Vögel und Insekten überwintern, lesen Sie hier.
Schützende Maßnahmen
Um Igel vor Verletzungen und Vergiftungen zu schützen, sind Gifte und Mähroboter sowie Laubsauger im Garten tabu. „Mit dem Laub werden darin lebende Würmer, Spinnen oder Asseln eingesaugt, gehäkselt und getötet. Dies beeinträchtigt die Bodenbiologie beträchtlich und Kleinsäuger, wie Igel, finden weniger Nahrung. Besser ist es, das Laub mit Besen und Rechen zusammenzufegen und auf einen Haufen zu geben, damit es dort verrotten kann und Kleinstlebewesen sich weiterhin darin verstecken können“, rät die Biologin. Igel drehen auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche große Runden – damit sie keine Umwege machen müssen, sollte unter Zäunen ein Durchschlupf für sie bleiben. Steile Teichufer, Lichtschächte und Treppenaufgänge können für Igel, Kröten, Salamander und andere Tiere zur tödlichen Falle werden und sollten mit einer Ausstiegshilfe gesichert sein.
Wenn Igel zwischendurch mal wach werden …
Wenn es mitten im Winter öfter mal T-Shirt-warm wird und im Garten der Grill angefeuert werden kann, werden auch Igel mitunter putzmunter und durchstreifen die Gärten auf Nahrungssuche. „Dass Igel bei hohen Temperaturen aufwachen, ist normal und bei gesunden Tieren kein Problem. Passiert das im Laufe des Winters öfter, kann es aber an den Kräften der Igel zehren, denn das Nahrungsangebot ist jetzt relativ schlecht. Hilfsbedürftig sind Jungigel, die Anfang November mit weniger als 600 Gramm aktiv sind. Bei Altigeln deutet ein so geringes Gewicht auf eine Krankheit hin. Dann sollte der Igel in einer Igelstation Hilfe erhalten“, erklärt die NABU-Expertin.