Im Porträt: Mario Ludwig

Das Hobby zum Beruf gemacht? In gewisser Weise ist das dem Karlsruher Autor und promoviertem Biologen Mario Ludwig, 64 Jahre alt, gelungen. „Ich war schon immer Zoologe“, sagt er. „Mikrobiologie und Genetik sind nicht so mein Ding.“ Als Zoologe füllt er eine ganz besondere Lücke: Er berichtet in Büchern, Kolumnen, Vorträgen, Radiosendungen und Talkshows populärwissenschaftlich darüber, wie sich Tiere verhalten.

Über Umwege

Eigentlich war ihm die Biologie ja auch in die Heidelberger Wiege gelegt: Die Eltern sind Biologen. Und uneigentlich? „Ich habe das Fach in der Schule abgewählt und angefangen, in Heidelberg Sport für das Lehramt zu studieren“, berichtet er. Dann jedoch habe er sehr schnell gemerkt, dass Sport besser nur sein Hobby bleiben sollte. Er wechselte zur Biologie und promovierte später über die Schwermetallaufnahme von Bodentieren.

Bestseller

„1990 habe ich die Chance bekommen, zusammen mit einem Kollegen ein Buch über Tiere auf Wohnungssuche in der Stadt zu schreiben“, erinnert er sich. Es habe sich sehr gut verkauft. Er selbst sei jedoch mit dem Stil, in dem es geschrieben war, nicht zufrieden gewesen. „Ich dachte, das müsste auch anders gehen“, sagt er. „Ich wollte unterhaltsam schreiben.“

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Karriere

Es ging anders. Er wählte ein Thema, bei dem er sich des Interesses weitgehend sicher sein konnte: Sex. „Küsse, Kämpfe, Kapriolen – Sex im Tierreich“ hieß sein zweites von inzwischen über 30 Büchern. Es erschien 2007 und wurde sofort ein Bestseller. Frank Elsner lud ihn ein. Rundfunksender engagierten ihn. Im katholischen Konradsblatt bekam er eine Kolumne über die 50 Tierarten, die in der Bibel vorkommen. Derzeit arbeitet er am Text zu einem Bildband über die Lemuren auf Madagaskar. Geplant sind Wissenschafts- und Comedian-Sendungen im Radio.

Das große Glück

Für Ludwig fühlt sich das an wie das große Glück: „Ich liebe meinen Job“, sagt er. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“ Er sei immer wieder überrascht, was Tiere alles können. Beeindruckt habe ihn etwa, dass ein Mistkäfer, der ein Gehirn kleiner als einen Stecknadelkopf besitzt, sich an der Milchstraße orientiert.

Tierwohl beachten

Davon, Tiere zu vermenschlichen, hält er nichts. Die Menschen sollten Tiere wie Tiere, aber anständig, behandeln, sagt er. Das Tierwohl sei ihm ein Anliegen. „Es gibt Haltungsbedingungen, die unter aller Sau sind“, so Mario Ludwig, „Massentierhaltung und überfüllte Tiertransporte sollte man abschaffen“, so Ludwig. „Eine schlimme Geschichte“ findet er auch, dass Nashörner ihr Leben für ein sicherlich nicht wirksames Potenzmittel lassen müssten.

Bücher, Podcast, Reisen

Sehr viel Zeit, täglich mindestens eine Stunde, verwendet Mario Ludwig darauf, Dinge über Tierverhalten zu lesen und nach Originaltexten zu Forschungsergebnissen zu suchen. Interessante Aspekte notiert er sich: „Ich habe einen gewaltigen Vorrat an Geschichten, die ich noch erzählen kann“, sagt er. „Nach dem Buch ist vor dem Buch.“

Strukturiert 

Wie er erläutert, hat er einen sehr strukturierten Tag: Ab fünf Uhr morgens schreibt er zwei Stunden, macht eine Stunde Krafttraining, spricht seinen Podcast, den er seit eineinhalb Jahren für Radio Bremen produziert. Ein Podcast ist ein Ton- und/oder Videobeitrag im Internet. Am Nachmittag macht er die Dinge, „für die man nicht so ganz hell im Kopf sein muss.“ Dazu kommen viele Außentermine und Vorträge. Seit 1998 wohnt er mit seiner Frau, die als Rechtsanwältin in ihrer Kanzlei arbeitet, in Karlsruhe. Er liebe das Bergsteigen und reise sehr gerne, berichtet er, und zwar möglichst „irgendwie am Rande des Tourismus‘“. Er ergänzt: „Auch unterwegs schaue ich den Tieren zu.“