Das Image von Kaffee war lange Zeit so dunkel wie frisch aufgebrühter Espresso. Das Getränk stand im Verdacht, ein Flüssigkeitsräuber und gefährlich für Herz und Kreislauf zu sein. Doch wohl kaum ein Nahrungsmittel hat in den vergangenen Jahren einen ähnlichen Imagewandel durchgemacht. Kaffeefreunde haben die Qual der Wahl - diverse Varianten laden zum Genießen ein.

"Viele Mythen rund um den Kaffee sind heute überholt", sagt Pharmakologin Professorin Karen Nieber.

Video: Kaffee: So gesund ist er wirklich

Koffein im Kaffee löst die Bremse im Gehirn

Inzwischen haben zahlreiche Studien belegt, wie gesund Kaffee tatsächlich ist. Das Koffein blockiert im Gehirn bestimmte Rezeptoren, die die Weiterleitung von Signalen hemmen. "Kaffee löst die Bremse", sagt Nieber, die an der Universität Leipzig zu den Wirkungen der Kaffeebohne geforscht hat.

Nach Kaffeegenuss fühlt man sich konzentrierter und leistungsfähiger. Koffein kann Kaffeetrinker auch freier atmen lassen. Studien zufolge verbessert das Getränk bei Asthmatikern die Lungenfunktion.

Kaffee ist nicht schlecht fürs Herz!

Koffein wirkt allerdings noch auf andere Weise: Indem es die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol anregt, lässt es das Herz schneller schlagen. Die Gefäße verengen sich, der Blutdruck steigt.

So kam es zu dem Vorurteil, Kaffee schade Herz und Kreislauf. "Auch das ist vom Tisch", so Pharmakologin Nieber. Manche Studien zeigen sogar eine schützende Wirkung auf das Herz.

Frau im Büro trinkt Kaffee

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Kaffee fördert die Konzentration.

Auch Koffein kann man überdosieren!

Doch wie viel Kaffee ist gesund? Wissenschaftler haben herausgefunden:

  • Mit jeder Tasse Kaffee pro Tag verringert sich das Risiko für Typ-2-Diabetes um 7 Prozent.
  • Zwei oder mehr Tassen am Tag reduzieren die Gefahr einer Leberzirrhose um zwei Drittel, sofern diese nicht durch ein Virus ausgelöst wird.
  • Wer drei bis fünf Tassen täglich trinkt, hat im Schnitt ein um 65 Prozent geringeres Risiko, eine Demenz zu entwickeln.
  • Bei vier Tassen Kaffee pro Tag sinkt die Gefahr, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken, um 20 Prozent.
  • Und Männer, die vier bis fünf Tassen Kaffee trinken, haben ein um 40 Prozent verringertes Risiko für Gicht.

Zu viel Kaffee kann dann aber schädlich sein: Ab sechs Tassen Kaffe pro Tag steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Schnitt um 22 Prozent.

Frau brüht zwei frische Tassen Filterkaffee auf

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Die Brühmethode beeinflusst u.a. den Geschmack. Schade, dass es kein Geruchs-Internet gibt!

Fünf Kaffee-Sinne

Trotz ihrer geringen Größe zeichnet sich die Bohne durch eine bemerkenswerte Vielfalt an Aromastoffen aus. In der Tasse lassen sich sehr spannende und unterschiedliche Geschmacksprofile erzielen – je nach Mischung, Röstung und Brühmethode. Alle Tassen Kaffee haben hierbei gemeinsam, dass ihr Genuss ein Erlebnis für alle Sinne ist.

  1. Sehsinn: So wichtig ist die Tassenfarbe. Eine australisch-britische Studie zeigt, wie die Tassen-Farbgebung den Kaffeegeschmack beeinflussen kann. Demnach wurde Kaffee aus weißen Tassen u.a. weniger süß bewertet als Kaffee aus durchsichtigen oder blauen Tassen. Die Forscher-Hypothese dazu: Der deutliche Farbkontrast zwischen dem weißen Becher und dem dunklen Getränk führt zu einer subjektiv intensiveren Wahrnehmung des Kaffees.
  2. Gehörsinn:Kaffee in Ruhe genießen. In der Ruhe liegt die Kraft und offenbar auch das Genusserlebnis von Kaffee. Jedenfalls zeigt eine Studie, dass die Geräuschkulisse den Kaffeegeschmack von Kaffeetrinkern beeinflusst. Es wurde u. a. beobachtet, dass der Kaffee von den Probanden bei lautem Lärm als weniger aromatisch empfunden wurde.
  3. Tastsinn: Die Bedeutung der Tassenoberfläche. Glatt oder rau – Die Beschaffenheit der Tassenoberfläche kann Einfluss auf den Kaffeegeschmack und das Mundgefühl haben. Laut einer Studie bewerteten Kaffee-Experten Kaffee, den sie aus einer rauen Keramiktasse tranken, als deutlich säurehaltiger. Im Gegensatz dazu empfanden hobbymäßige Kaffeetrinker Kaffee aus einer glatten Tasse als deutlich süßer.
  4. Geschmackssinn: Kaffee verändert unser Geschmacksempfinden. Laut einer Studie scheint Kaffee die Empfindlichkeit für Süße zu erhöhen und die Sensibilität für Bitteres zu reduzieren. Etwas Süßes schmeckt bei einer Tasse Kaffee somit noch süßer und Bitteres weniger bitter.
  5. Geruchssinn: Kaffeeduft im Fokus der Wissenschaft: Eine interessante Studie zeigt, dass die einmalige Inhalation von Kaffeeduft u. a. Wachsamkeit anregen kann.

Eine Tasse Kaffee ist viel mehr als ein alltägliches Getränk – Sie ist ein komplexes sensorisches Erlebnis. Dieses können Kaffeetrinker sogar durch spannendes Sensorikwissen noch individuell mit beeinflussen.

Video: Kaffeereport

Lieblingsgetränk am liebsten im Lieblingsbecher

Viel Kaffee statt viel Vielfalt: Kaffee ist und bleibt das Lieblingsgetränk der Deutschen: 92 Prozent trinken ihn täglich. Unterschiede gibt es dennoch: Während die Frauen ihren Kaffeekonsum etwas eingeschränkt haben, von 3,3 Tassen im Vorjahr auf nur noch durchschnittliche 3,1 Tassen, legen die Männer noch ein paar Schlucke drauf: Sie trinken 3,6 Tassen im Schnitt täglich, im letzten Jahr waren es nur 3,5.

Unterschiede gibt es auch bei der Wahl der Kaffeetasse: 60 Prozent der Frauen lieben ihren Wachmacher aus einem Becher, das sagen nur 48 Prozent der Männer. Heiß geliebt auch weiterhin der Filterkaffee: 52 Prozent der Befragten trinken ihn regelmäßig und am liebsten. Dahinter folgt Caffè Crema mit 37 Prozent – eine deutliche Steigerung zum Vorjahr (21 Prozent). Auch Cappuccino wird mit 35 Prozent immer beliebter und weist eine Steigerung zu 2023 auf (29 Prozent).

Gäbe es ihn nicht, würde 79 Prozent der Befragten Kaffee morgens am meisten fehlen. Denn:

Kaffee ist

  • Morgenritual (39 Prozent)
  • Genussmittel (35 Prozent)
  • Wachmacher (33 Prozent)

Das alles verbinden die Befragten mit ihrem Lieblingsgetränk. Ob es daran liegt, dass Kaffee auch ein Gedankenbooster ist? Die besten Einfälle haben 36 Prozent der Deutschen nämlich beim Kaffee! Dahinter folgt Spaziergehen mit 23 Prozent. Ausgefallene Orte, an denen sie gerne einmal einen Kaffee trinken würden: 25 Prozent der Befragten votieren für das Unterwasser-Restaurant.

Verschiedene Kaffeespezialitäten von oben

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Kaffeespezialitäten gibt es wahrlich genug, da fällt die Wahl nicht leicht!

Qualität ist wichtiger als Preis

Eindeutig auch das Kriterium, das über die Auswahl des Kaffees entscheidet: Für 76 Prozent der Befragten ist es der Geschmack, gefolgt vom Preis mit 66 Prozent. Apropos Preis: Qualität ist der wichtigste Aspekt für die Deutschen, um für Kaffee einen höheren Preis zu bezahlen. 57 Prozent gaben das als Anreiz für eine höhere Zahlungsbereitschaft an.

Mit oder ohne?

Klare Aussage: 77 Prozent genießen ihren Kaffee mit einem gewissen Extra. Am liebsten mit fettarmer Milch: 31 Prozent bevorzugen sie, im letzten Jahr waren es erst 23,6 Prozent der Befragten. Verlierer ist die Variante Vollmilch: Statt 36,6 Prozent wie im Vorjahr, ergänzen dieses Jahr nur 27 Prozent mit der fetthaltigeren Milchvariante. Die beliebteste vegane Alternative ist der Haferdrink mit 9 Prozent. Auch Süße punktet: 25 Prozent nehmen Zucker zum Kaffee (2023: 22 Prozent).

Süßer Süden: Vor allem im Süden Deutschlands wird Zucker geliebt – 28 Prozent greifen zu. Am wenigsten süß braucht es der Osten: Dort greifen nur 18 Prozent zum Zuckerstreuer.

Espresso aus einem Vollautomat

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Darf ruhig was kosten: Qualität ist den Deutschen beim Kaffee wichtiger als der Preis.

Gerichte mit Kaffeegeschmack ...

... mögen 73 Prozent der Deutschen. Mit 82 Prozent favorisieren die Befragten dabei ein bisschen italienisches Dolce Vita – mit Tiramisu. 25 Prozent der Deutschen geben Italien außerdem als Land an, wo sie den besten Kaffee getrunken haben. Platz Eins belegt mit 55 Prozent Deutschland.

Und nach dem Genuss von Kaffee ist vor der Weiterverwendung: 46 Prozent der Befragten haben dem Kaffeesatz schon ein zweites Leben geschenkt. Zum Beispiel als Dünger (73 Prozent), als Geruchsentferner (31 Prozent) und als Schutz vor Wespen und Mücken (21 Prozent).

Ein Barista hält eine Tasse Kaffee ins Bild.

jacoblund/iStock/Thinkstock

Ein Barista weiß alles über Kaffee und seine Zubereitung.

Kaffeespezialitäten und Espresso-Varianten selbst zaubern

Bei einem Barista-Kurs erfährt man nicht nur mehr über die unterschiedlichen Zubereitungsarten des Kaffees. Vielmehr taucht man in die Welt des Barista-Daseins ein und verbessert die eigenen Fähigkeiten bei der Kaffeezubereitung.

Passende Angebote finden sich unter anderem in Schwetzingen, Waldbronn, Konstanz und Herrenberg.  

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