Es ist ein Thema, das nicht selten unter Naturschützern, Wildvogelfreunden und Katzenbesitzern für erhitzte Gemüter sorgt: die Empfehlung, Freigänger-Katzen gerade zur Brutzeit von Jungvögeln in der Wohnung zu lassen und wie Katzenbesitzer ihre Katzen dahingehend einschränken und im Verhalten beeinflussen können.

Frau Dr. Antonia Hingerle-Kleiber, Tierärztin und Verhaltenstherapeutin für Heimtiere, gibt wichtige Antworten und Tipps für Katzenhalter.

Katze spielt mit Spielzeug

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Katzen haben einen Jagdtrieb, für den sie nichts können. Um ihn zu befriedigen, sollte man mit ihnen spielen.

Auch Katzen haben einen Tagesablauf

Die Familie steht gewöhnlich um 6:30 Uhr auf, auch der Stubentiger ist es gewohnt, sich dann auf den ersten Streifzug nach draußen zu begeben. Doch in der Hauptbrutzeit der Wildvögel von März bis Juni haben Naturschutzverbände wie der NABU die Empfehlung ausgesprochen, Freigänger-Katzen nicht in den frühen Morgenstunden, sondern erst später herauszulassen.

„Das ist für eine Katze, die an bestimmte Uhrzeiten gewöhnt ist, zu denen sie rausgeht, natürlich erst einmal schwierig. Viele Tiere haben eine Katzenklappe und benötigen gar nicht ihren Besitzer, um nach draußen zu gelangen. Wenn ich nun also diese Katzenklappe schließe oder meine Katze einfach nicht herauslasse, kann diese schon mit unliebsamem Verhalten reagieren“, so die zertifizierte Tierverhaltenstherapeutin. Dazu gehören Unsauberkeitsprobleme in der Wohnung, Kratzen an Möbeln, lautstarkes Protestieren – die Katze tut dann eben alles, um Aufmerksamkeit zu erlangen oder zeigt Stressverhalten.

Auf einen Blick: Das können Katzenhalter den Vögeln zuliebe tun

  • Neue Freigangszeiten schrittweise einführen, damit die Katze nicht in der Dämmerung vor allem morgens abends, während die Vögel auf Futtersuche sind, draußen ist.
  • Die Katze mit Konditionierung (z.B. mittels Geräusch) an ein Futterritual zu einer festen Zeit gewöhnen und sie damit ins Haus locken.
  • Für gute Hygiene sorgen und zwei Katzenklos (eins für Kot, eins für Urin) in größerem Abstand zueinander in der Wohnung aufstellen.
  • Sich viel mit der Katze beschäftigen und ihren Jagdtrieb durch Spielen befriedigen, bei Abwesenheit für genügend Spielmöglichkeiten sorgen.
  • Keine Halsbänder zur Vogelwarnung nutzen, diese können für Katzen gefährlich sein.
  • Katzensichere Nistkästen im Garten anbringen und dichte Sträucher ggf. mit Dornen anpflanzen, die für Katzen unzugänglich sind.

Katzen sind Jäger

„Wir dürfen eines nicht vergessen: Die Katze ist ein Jagdtier, das ist auch mit der Domestizierung nicht so weit verschwunden“, sagt Frau Dr. Hingerle-Kleiber und verweist auf das instinktive Reflexverhalten der Katzen. Bewegt sich ein Tier (oder Spielzeug), ist der Jagdtrieb aktiviert. „Das Jagen ist bei Katzen genetisch bedingt. Es geht gar nicht so sehr ums Fressen oder Hungergefühl, sondern rein um den Jagdtrieb, welcher selbstbelohnend ist."

Schrittweise neue Freigangs-Zeiten einführen

Frau Dr. Hingerle-Kleiber hat jedoch, gerade für die Zeit vor der Wildvogelbrut, den Tipp parat, die Katze dann bereits nach und nach an andere Freigangs-Zeiten zu gewöhnen. „Das sollte zeitlich ganz schrittweise erfolgen. Auch kann die Katze an ein Futterritual gewöhnt werden, um zu bestimmten Zeiten wieder hereinzukommen“, erzählt die Tierverhaltenstherapeutin.

Dies funktioniert über eine einfache Konditionierung – indem man die Futtergabe zeitlich sehr eng mit einem Geräusch verknüpft (zum Beispiel mit dem Schütteln der Futterschachtel). Ist das Rascheln der Dose konditioniert, weiß die Katze: Es gibt Futter! Und man hat ein sehr gutes Mittel, um seine Samtpfote aus dem Garten wieder ins Haus zu locken, wenn sie sich zum Beispiel in den Abendstunden noch draußen aufhalten sollte, denn die Dämmerung – morgens wie abends – ist laut der Wildvogelhilfe ein beliebter Zeitraum für Vögel, um auf Futtersuche zu gehen.

Wie Sie Ihre Katze gesund ernähren, lesen Sie hier.

Katze frisst Nassfutter aus Napf

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Mittels Konditionierung lässt sich die Katze an ein festes Ritual gewöhnen und kommt zum Essen, wenn sie soll.

Gute Hygiene für Katzen: Möglichkeiten im Zuhause schaffen

Für Katzen, die viel Zeit in einer Wohnung verbringen, weil ihre Besitzer berufstätig und außer Haus sind, braucht es genügend Möglichkeiten, ihre angeborene Sauberkeit beizubehalten. „Katzen benutzen für Kot und Urin nicht gern die gleiche Toilette. Ich sollte also in der Wohnung, mit viel Abstand zueinander, am besten zwei Katzenklos aufstellen, vor allem, wenn die Katze weniger nach draußen gehen kann, um dort ihr Geschäft zu erledigen“, so die Expertin.

Für zusätzliche Abwechslung, allerdings häufig nicht für allzu lange Zeit, sorgen Spielzeuge wie Futterbälle, Spielmäuse und Zeit des Halters, sich mit der Katze zu beschäftigen. Wie Sie Katzenspielzeug selbst herstellen können, lesen Sie hier.

Vogelwarn-Halsbänder können für Katzen gefährlich sein!

Von Halsbändern, die der Vogelwarnung dienen sollen, hält Frau Dr. Hingerle-Kleiber hingegen überhaupt nichts. „Das ist extrem gefährlich, weil die Katzen damit hängenbleiben können. Erwachsene Vögel merken meistens auch ohne Glöckchen, wenn sich eine Katze in der Nähe aufhält. Problematisch sind junge Vögel, die einfach noch nicht schnell genug sind. Deswegen ist es wichtig, dass die Katze hier gar nicht in die Nähe kommt." Gerade in den Morgenstunden sind in den Frühlingsmonaten die flügge werdenden Jungvögel unterwegs, so der NABU.

Was kann man im Garten tun?

Wer in seinem Garten noch mehr zur Unterstützung junger Vögel tun möchte, sollte katzensichere Nistkästen anbringen und bei der Bepflanzung auf dichte Sträucher oder solche mit Dornen setzen, da sie für Katzen unzugänglich sind.