Eine Klimaanlage ist für immer mehr Autobesitzer ein Muss, selbst in Klein- oder Kompaktfahrzeugen. Laut Kfz-Branche rüsteten die Hersteller im Jahr 2023 mehr als 90 Prozent aller Neuwagen mit dem Komfortbauteil aus. Doch der Komfortgewinn kann in Ungemach umschlagen.
„Moderne Klimaanlagen mit Pollen-, beziehungsweise Aktivkohle-Filter haben den Vorteil, dass sie die in den Innenraum strömende Außenluft gründlich reinigen“, erläutert Jürgen Lebherz von TÜV SÜD: „Das funktioniert jedoch nur bei einem einwandfreien, sauberen Filtersystem. Ansonsten können sich dort Keime oder Bakterien einnisten und die Luft im Auto regelrecht verpesten.“ Deshalb sollten Autobesitzer die Klimaanlage regelmäßig warten lassen.
„Nicht in jeder Inspektionsvorgabe ist das vorgesehen“, weiß der TÜV SÜD-Fachmann „und gerade zum Frühjahr hin bieten viele Fachwerkstätten besondere Aktionen an.“
Inspektion der Klimaanlage ist sinnvolle Investition
Lässt die Kühlleistung nach, kann fehlendes Kühlmittel die Ursache sein. Bei den wenigsten Modellen kann man selbst prüfen, ob der Füllstand korrekt ist, deshalb besser gleich die Werkstatt nachprüfen lassen. „Eine Inspektion der Klimaanlage schlägt mit ungefähr 70 Euro zu Buche“, schildert Lebherz seine Erfahrungen. Von Billigangeboten, vielfach zum Frühjahr hin beworben, hält der Fachmann wenig: „Da wird oftmals nur der Druck geprüft.“
Profis setzen bei der Neubefüllung der Anlage oft ein Kontrastmittel ein. „Eventuelle Leckagen lassen sich später so leichter orten“, erläutert der TÜV SÜD-Fachmann diese Vorgehensweise und empfiehlt, grundsätzlich sollte die Klimaanlage regelmäßig, auch bei mäßigen Temperaturen, mindestens zehn Minuten eingeschaltet werden. Das bewirkt eine ausreichende Schmierung des Systems; Verunreinigungen am Verdampfer werden durch ablaufendes Kondenswasser weggewaschen.
Wer sehr sorgfältig sein möchte und Schäden vorbeugen will, der schaltet die Kühlung bei laufendem Gebläse aus, kurz bevor er sein Auto parkt. Das verhindert Restfeuchtigkeit am Verdampfer und reduziert die Gefahr von Geruchsbildung. Allerdings: „In der Praxis kenne ich kaum jemanden, der das wirklich konsequent macht“, schmunzelt Lebherz.
Achtung, Allergie!
„Studien bestätigen“, sagt Eberhard Lang von TÜV SÜD, „allergiegeplagte Autofahrer können im Straßenverkehr so gefährlich sein wie alkoholisierte.“ Am Steuer eines Autos kann eine Heuschnupfenattacke fatale Folgen zeigen. Bei Tempo 100 legt man während eines heftigen Niesers gut rund 30 Meter unkontrolliert zurück. Eine immense Gefahr für den geplagten Autofahrer, aber ebenso für seine Mitmenschen. Autofahrer, die von einem „Allergieschub“ überrascht werden, sollten die Fahrt deshalb aus Sicherheitsgründen sofort ab- oder zumindest unterbrechen.
Viele Allergiker greifen zu Medikamenten, um ihre Beschwerden zu lindern. TÜV SÜD-Expertin Andrea Häußler warnt: „Selbst rezeptfreie Medikamente können müde machen und das Reaktionsvermögen deutlich einschränken – und das birgt Gefahren am Steuer. Den Beipackzettel gründlich zu lesen und gegebenenfalls Rücksprache mit einem Facharzt zu halten, ist daher Pflicht.“ Am besten sollte man die Medikamente abends vor dem Schlafengehen einnehmen und bei Müdigkeit ganz auf das Auto verzichten. „Generell können sich Allergiker gerade in dieser Jahreszeit online über den aktuellen regionalen Pollenflug informieren und an Tagen mit hohem Allergierisiko das Auto möglichst stehen lassen“, rät die Expertin.
Pollenfilter regelmäßig austauschen
Neben Medikamenten bietet die Technik zusätzlichen Schutz für Allergiker im Verkehr. Spezielle Filter für Autolüftungsanlagen können aus der Zuluft zum Innenraum Pollen, Staub und Ruß bis hinunter zu Partikelgrößen von nur ein μm – das ist Bazillengröße – herausfiltern. Weil aber Filter sich mit der Zeit zusetzen, müssen sie etwa nach 15.000 Kilometer ausgetauscht werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Pollenfilter haben im Frühjahr besonders viel zu tun. Sie ersparen den Insassen die ungewöhnlich großen, von der Natur produzierten Mengen. Diese können einen zu selten gewechselten Filtereinsatz jetzt endgültig verstopft haben. Zumindest einmal jährlich empfiehlt sich der Austausch. Während ein intakter Pollenfilter die Insassen vor vielem schützen kann, stellt ein zugestopfter eine Gesundheitsgefahr dar.
„Ein verstopfter Filter macht sich meist durch beschlagene Scheiben bei richtig eingestellter Lüftung bemerkbar“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Erfahrungen. Austausch ist angesagt. Manche Hersteller bieten Aktivkohlefilter an. Sie verschaffen gegenüber konventionellen Filtern zunächst keine Vorteile, helfen aber gegen Gase wie Ozon, die wiederum Allergiker im Sommer besonders plagen. Auf Internetseiten verschiedener Zubehöranbieter (Stichwort: Aktivkohlefilter Auto) finden sich Hinweise, wie man einen Wechsel preisgünstig selbst vornehmen kann.
Tipps für Allergiker-Autofahrer
- Im Schatten von Bäumen zu parken, sollten anfällige Autofahrer wegen herabfallender Pollen vermeiden. Das Fahrzeug ist danach oft mit Pollen und Blüten übersät, der direkte Kontakt mit Blütenstaub verschlimmert die Heuschnupfenbeschwerden.
- Außerdem hilft es, die Jacke vor dem Einsteigen in den Kofferraum zu legen, damit die anhaftenden Pollen nicht ins Wageninnere gelangen.
- Auch das regelmäßige Aussaugen des Autos und Abwischen der Armaturen hilft - so werden die Pollen immer wieder eliminiert.
- Und zu guter Letzt: Taschentücher griffbereit in die Autotür oder Mittelkonsole legen.
Ab in die Werkstatt
Wurde der Filtereinsatz zu lang nicht gewechselt, hilft auch die prinzipiell vorhandene antibakterielle und fungizide Beschichtung nicht mehr. Über solche Eigenschaften verfügen übrigens No-Name Ersatzteile nicht immer. Originalteile der Autohersteller und von renommierten Filterherstellern bieten in diesem Punkt Sicherheit. Bei manchen Autotypen ist der Wechsel per Do-it-yourself möglich, in den meisten Fällen empfiehlt es sich aber, die Arbeit der Werkstatt zu überlassen.
Keinesfalls sollte man am falschen Ende sparen. Eberhard Lang: „Innenraumfilter können durch Ausblasen mit Pressluft oder Ausklopfen nicht aufgefrischt werden. Dadurch wird die Mikrofaserschicht zerstört; die Filterwirkung ist dahin.“