Wenn sich eine Juristin und ein Architekt zusammentun, können die verrücktesten Dinge entstehen. Bei Felix Pfeffer und Janine Trappe wurde daraus ein Knödel im Glas, hergestellt aus weggeworfenem Brot. Zusammen mit ihrem damaligen Mitgründer Matze überlegten sich drei Gründer aus Konstanz 2016 einen Brotrettungsplan. Die Thematik hat einen traurigen Hintergrund: Laut WWF werden jährlich etwa 1,7 Millionen Brote in die Mülltonne geschmissen. Das entspricht einer Erntefläche so groß wie die Insel Mallorca. Unter anderem auch deshalb, weil uns Kunden zu jeder Ladenuhrzeit ein volles Sortiment erwartet. Gegen diese Verschwendungskultur wollten die Gründer mit ihrem Unternehmen angehen.

Forschung geht durch den Magen

In intensiver Vorbereitung wurde nach der perfekten Knödelrezeptur geforscht. Schnell war klar: Wegen des Geschmacks kommen für die Rezeptur nur Brote mit hohem Weizenanteil infrage. Nicht weniger wichtig war, eine lange Haltbarkeit zu garantieren. Deshalb wird der Knödel im Glas verkauft, weil er sich über ein Jahr frisch hält. Vor allem anfangs der Corona-Pandemie war das ein großer Vorteil, als Konserven plötzlich wieder ein Comeback feierten. Eine positiv verlaufene Crowdfunding-Kampagne war der letzte Eckpfeiler, um die Firmengründung der Kultimativ GmbH und ihrer Marke „Knödelkult“ durchzuziehen.

Zu schade für die Tonne

BryanAlberstat/iStock/Getty Images plus

Zu schade für die Tonne: Jährlich landen Millionen Tonnen Brot im Müll.

Viele Hürden

Bei der Firmengründung gab es viele Hürden zu überwinden. Eine der größten Herausforderungen war es, die Produktentwicklung so hinzubekommen, dass man größere Mengen produzieren konnte. Der Geschmack in der Fertigung war anders, als der selbst hergestellte Knödel in der heimischen Küche. Die Produkte werden extern produziert, was laut Inhaberin Janine Trappe einen logischen Grund hat: „Wir konnten anfangs nur schwer einschätzen, welche Produktionsgröße die Anlage haben sollte. Außerdem hätte uns das sehr viel Geld gekostet und wäre ein großes Risiko gewesen.“ Ist die Maschine zu klein, wird zu wenig produziert. Ist sie zu groß, sitzt man auf einem Schuldenberg. Daher konzentriert sich das Unternehmen hauptsächlich auf die Produktentwicklung, das Marketing und den Vertrieb.

Fünf Sorten

Mittlerweile gibt es den Knödel in fünf verschiedenen Sorten zu kaufen. Wer Deftiges mag, kann es mit der Sorte „Speck & Zwiebel“ versuchen, für den süßen Geschmack gibt es „Apfel & Zimt“. Die Vielfalt, mit der ein Knödel kombiniert werden kann, ist praktisch endlos. Auf der Website gibt es viele Rezepte, die jede Geschmacksrichtung abdecken.

Apfel trifft Zimt

Knödelkult

Egal ob süß mit Apfel-Zimt und Marshmallows ...
Küchenklassiker

Knödelkult

... oder ganz klassisch zu Hirschgulasch: Knödel aus dem Glas machen Spaß.
Tapas mal anders

Knödelkult

... und funktionieren sogar als Tapas.
PreviousNext

Recycling

Die wichtigste Zutat sammelt man in einer Brotsammelstation im Schwarzwald ein. Dort liefern die Bäckereien ihre Brote vom Vortag ab. Aufgrund der benötigten Menge kommen nur große Bäckereien mit mindestens 40 Filialen in Betracht. Dabei wurde die Sammelstelle geografisch so gelegt, dass die Anlieferung der eigenen Filialen auf dem Weg liegt. Auch in diesem Aspekt setzt die Kultimativ GmbH auf Umweltschutz. Geht es nach Janine Trappe, dann möchte man weiter expandieren und den Knödel auch in nördlicheren Gefilden etablieren. Bislang ist der Knödel eher in Süddeutschland bekannt.

Schub durch Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“

Auf dem Weg zu mehr Bekanntheit war das Casting in der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ ein wichtiger Schritt. Dort werben Start-ups um die Gunst möglicher Finanzinvestoren. Einer hat schließlich angebissen und brachte neues Kapital in die Firma ein. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Weit über 90.000 Kilogramm Brote wurden vor der Mülltonne gerettet. Um diese Zahl künftig noch schneller in die Höhe zu schrauben, wurde mit Heldenbrot eine weitere Marke aufgebaut. Unter diesem Namen werden Produkte wie Brotlinge, Kekse oder Bandnudeln auf den Markt gebracht. Dadurch können auch Brotsorten mit Körnern oder Laugengebäck verarbeitet werden.

Wichtige Ressource

Bleibt bei so einer rasanten Geschwindigkeit auch mal Zeit, um über die vergangenen Jahre zu reflektieren? Janine Trappe muss nicht lange überlegen und grinst: „Felix und mir geht es meistens natürlich nicht schnell genug und wir jagen immer dem nächsten Ziel hinterher. Abgesehen davon haben wir schon einen Einfluss auf das Umweltbewusstsein und den Umgang mit Lebensmitteln vieler Kunden nehmen können.“ Bescheiden fügt sie hinzu, dass man schon ein bisschen stolz darauf sei. Vor allem in den Anfangszeiten gab es durchaus unschöne Klischees seitens der Verbraucher: „Auf Fachmessen haben wir Kommentare zu hören bekommen wie: 'Ihr produziert aus Abfallwaren und wollt auch noch Geld dafür.'“

Mittlerweile sind solche Aussagen selten geworden. Auch dazu hat die Kultimativ GmbH ihren Teil dazu beigetragen. Und das nächste Ziel? Man möchte erreichen, dass in Deutschland künftig überhaupt kein Brot mehr in der Tonne landen muss. Auf dem Weg dahin gilt es sowohl Verbrauchern als auch Bäckereien klarzumachen, dass es sich bei Brot um eine wertvolle Ressource handelt. Dazu gehört auch, dass die Ladentheke beim nächsten Besuch kurz vor Ladenschluss nicht immer voll sein muss. Dann wäre schon viel erreicht.