Die gesellschaftliche Ordnung steht Kopf; dabei wird ausgiebig den weltlichen Genüssen gefrönt. Kein Wunder, schließlich steht das Fest in enger Verbindung zur anschließenden, entbehrungsreichen Fastenzeit. Dabei hat die fünfte Jahreszeit einige kulinarische Highlights und Kuriositäten parat.

Ohne Fleiß kein Preis: Narrenbrot und Brezel

Während das sogenannte Narrenbrot heute meist aus Süßigkeiten besteht, wurden früher häufig Backwaren verteilt. Der alte Brauch des Brotauswerfens lebt bis heute weiter, etwa in Endingen am Kaiserstuhl fort.

In Schramberg spielt dagegen die Brezel eine besondere Rolle. Denn die Schwarzwaldgemeinde ist nicht nur für ihre spektakuläre „Da Bach Na-Fahrt“ bekannt, sondern auch für den alljährlich am Fasnachtssonntag stattfindenden Brezelsegen. Zu den Klängen der Stadtmusik werden an die Besucher des „Hanselsprungs“ innerhalb einer Stunde rund 25.000 Brezeln verschenkt, welche die Narren auf langen Brezelstangen und in Holzzubern transportieren. Umsonst gibt es die Brezeln vom Hansel allerdings nicht, erst muss ordentlich gesungen und gesprungen werden.

Die Brezel gibt es vom Narren nur, wenn die Leute ordentlich singen und springen.

TMBW/Spitzbarth

Die Brezel gibt es vom Narren nur, wenn die Leute ordentlich singen und springen.

Süß und fettig: Schenkele und Fasnachtsküchle

Es kommt in der Form von Scherben, Nonnenfürzle, Fasnachtsküchle oder Schenkele daher – das Schmalzgebäck ist aus der närrischen Zeit kaum wegzudenken. Einst entstanden, um verderbliche Lebensmittel wie Eier und Milch vor der Fastenzeit aufzubrauchen, erfreut sich die süße Köstlichkeit noch immer größter Beliebtheit bei Groß und Klein.

Beim „Heischen“ oder „Küchleinholen“ erbettelt man sich seit Generationen mit gereimten Versen bei Freunden, Familien- und Zunftmitgliedern das süße Gebäck.

Der Donnerstag vor Aschermittwoch war früher der letzte Schlacht- und Backtag vor Beginn der Fastenzeit war, an dem auch entsprechend viel Schmalz anfiel und verarbeitet wurde. Das brachte dem „Schmotzigen Donnerstag“ dann seinen Namen ein. Denn das alemannische Wort „schmotzig“ bedeutet nicht etwa „schmutzig“, sondern „schmalzig“.

Schmalzgebäck ist aus der närrischen Zeit nicht wegzudenken.

TMBW/Würtenberger

Schmalzgebäck ist aus der närrischen Zeit nicht wegzudenken.

Mit Stumpf und Stiel: Sauschwänzle

Nicht jedermanns Sache, aber besonders in Oberschwaben und auf der Schwäbischen Alb fest mit der fünften Jahreszeit verbunden, sind die klassisch mit Sauerkraut und einem Stück der Gesäßbacke servierten Sauschwänzle. Der Bad Saulgauer Figur des „Dorausschreiers“ hängt als Symbol des Sauschwänzleessens daher häufig ein Ringelschwänzchen aus dem geschnitzten Mund. Und in Grosselfingen wird das Kesselgericht vor dem Verzehr unter verschiedenen Ritualen von den Narren durchs Dorf getragen. Das Schwein spielt im Fasnachtsbrauchtum traditionell eine wichtige Rolle: Ihm wird mit der Völlerei eines der Hauptattribute der Fasnacht zugeschrieben.

Auch Narren müssen was Gutes essen.

TMBW

Auch Narren müssen was Gutes essen.

Echte innere Werte: Kutteln und Nierle

Saure Kutteln, Nierle und sonstige Innereien sind beliebte Gerichte, die in Baden-Württemberg nicht nur zur Fasnachtszeit auf den Tisch kommen, dann aber auf keinen Fall fehlen dürfen. Eine besondere Form der Kutteln gibt es im oberschwäbischen Riedlingen. Hier trifft man sich jeden Fasnachtsdienstag im Rathaussaal zum Froschkuttelschmaus, zu dem auch prominente Gäste aus der Politik geladen sind. Aufgetischt werden allerdings keine Frösche, sondern Innereien vom Rind, die mit Rotwein und Gewürzen verfeinert wurden. Der Name „Froschkutteln“ ist der Legende nach entstanden, da Riedlingen als Storchenstadt gilt und zu den Leibspeisen des Vogels auch Frösche zählen. Dazu passend soll der Ursprung der althergebrachten Veranstaltung zudem im ehemaligen örtlichen Gasthaus Storchen liegen.