Korngäu und Heckengäu, Schönbuch und Glemswald, Sindelfingen und Böblingen, weite Felder, Streuobstwiesen und das höchste Verdienstniveau Baden-Württembergs – es gibt einiges, das den Landkreis Böblingen zu einem besonderen macht. Auch wenn größere Flüsse oder Seen im 617,78 km² großen Kreisgebiet nicht zu finden sind, gibt es neben Hochseilgärten und schönen Städten vieles für die rund 400.000 Einwohner zu tun und entdecken. Auch für einen Kurzbesuch, für einen Wandertag oder eine Radtour ist die Gegend ideal.
Geschichte und Fakten
Der Landkreis Böblingen existiert in seiner jetzigen Form seit 1975. Seit dem Ende des dritten Reichs haben die Landkreise große Wandlungen durchmachen müssen und besaßen eine tragende Rolle im Wiederaufbau. In den Siebzigern gab es dann eine große Kreisform, während der unzählige Kreisgebiete neu festgelegt und ihre Aufgaben konkreter definiert wurden. Der Landkreis Böblingen vereint inzwischen 26 Gemeinden, es gibt sogar Hymnen und Marschlieder für den Landkreis, die eine Jury im Zuge des 40. Und 50. Jubiläums ausgewählt hatte.
Die Bewohner des Landkreises haben generell ein überdurchschnittlich hohes Verdienstniveau. Der Landkreis Böblingen weist mit ungefähr 50.000 Euro das höchste Durchschnitteinkommen aller baden-württembergischen Stadt- und Landkreise auf und ist somit auch ein gutes Stück über dem bundesweiten Durchschnitt (ca. 46.000 Euro). Bevölkerungsreichste Stadt ist Sindelfingen, das nur durch die A81 von der namensgebenden Stadt Böblingen getrennt ist. Autokennzeichen ist BB oder LEO.
Ein Gäu nach dem anderen und wunderschöne Streuobstwiesen
Große Gäue Badens machen einen weiten Teil der Landschaft des Kreisgebiets aus. Das obere Gäu, in der Region auch „Korngäu“ genannt, und ein Teil des Heckengäus prägen den Westen des Kreisgebiets. Die aus Gesteinen des Muschelkalks und Lettenkeupers bestehenden Hochflächen sind meist eher waldarm, eignen sich aufgrund ihrer typisch fruchtbaren Böden allerdings ideal für allerlei landwirtschaftliche Bemühungen. Im Sommer eignen sich die sanft hügligen, in der Regel aber trotzdem flachen Ebenen ohne allzu hohe Steigungen perfekt zum Wandern oder Fahrradfahren. Größere Flüsse oder Seen sind im Kreisgebiet leider nicht vorhanden.
An den südlichen Hängen des Waldes bietet zudem der Schönbuchtrauf eine herrliche Aussicht ins Ammertal. Die kunterbunten Streuobstwiesen, die „wie ein Blütenmeer“ über der Landschaft liegen, sind ein wichtiger Teil regionalen Stolzes. Zahlreiche Marken aus der Region wie zum Beispiel die Marke „HEIMAT – nichts schmeckt näher“ produzieren aus dem Obst Säfte und Aufstriche, machen Secco und Honig. Alle zwei Jahre wird im Zuge des Streuobstaktionstags in Herrenberg eine Streuobstkönigin sowie eine Streuobstprinzessin gewählt.
Naturpark Schönbuch – ein sagenhafter Wald
Eines der größten Highlights im Landkreisgebiet ist der Naturpark Schönbuch. Dichter, mit schwachem Sonnenlicht durchstochener Forst kann von Besuchern hier entdeckt werden. Auch wenn der Wald früher stark von der Holzproduktion und der sogenannten Waldweide, bei der das Vieh zur Nahrungsbeschaffung in die Wälder geschickt wurde, angeschlagen wurde, kann das Ökosystem sich inzwischen erholen.
Viele Mythen und Sagen machen in den Ortschaften rund um den Wald ihre Runde. Manch märchenhafte und/oder unheimliche Gestalt soll zwischen Ästen und Hecken und Bäumen sein Unwesen treiben. Der „Ranzenpuffer“ zum Beispiel soll einst ein Jäger gewesen sein, inzwischen allerdings aufgrund seines gottlosen Lebens im Wald als Geist spuken und Schlafenden so laut ins Ohr brüllen, dass sie wochenlang das Gehör verlieren. Auch der böse Riese von der "Federlesmahd" versteckt sich im Schönbuch. Narrenzunft und Brauchtümer halten die Legenden in Erinnerung.
Bei einem Besuch sollte man auch auf keinen Fall den Schönbuchturm vergessen. Der aus heimischem Lärchenkernholz konstruierte 35 Meter hohe Turm befindet sich auf den Höhen über Herrenberg und bietet ein grandioses 360 Grad Panorama auf die tieferen Landschaften und ins Gebiet des Landkreises Tübingen. Ein acht Kilometer langer Rundgang zum Turm bietet eine großartige Zurschaustellung des Naturparks. Auch unzählige Kleindenkmale sind an den Rändern der Pfade aufzufinden.
Egal ob Camper oder Wanderer – für jeden was dabei
Neben zahlreichen Stellplätzen für Wohnmobile gibt es im Kreisgebiet auch zahlreiche Wanderwege. Durch Wacholderheiden und die Hecken des demnach benannten Heckengäus oder einen „Seitenwechsel“ mit Touren entlang der schwäbischen Dichterstraße – es gibt einiges zu bewandern. Es führen Wege auf den nach der Göttin der Schönheit benannten Venusberg und durch die grünen Wälder am Hölzersee, einem der wenigen größeren Gewässer nördlich von Sindelfingen.
Zudem gibt es mehrere Hochseilgärten, Waldgärten und Kletterparks im Kreisgebiet. Beim Aufstieg zum Schönbuchturm ist ein motivierter Besuch beim Waldseilgarten Herrenberg zu empfehlen. Von der Landschaft Begeisterte müssen auf nichts verzichten.
Vieles in der Gegend zu machen
Auch in den Ortschaften gibt es vieles zu machen. Wer von hübschem Fachwerk umzingelt sein möchte, mag einen Ausflug in die historische Altstadt von Herrenberg einplanen, die Burgruine besuchen oder einen ruhigen Spaziergang über den Pflasterstein machen. Auch das kleine Weil der Stadt fasziniert mit alten Treppen und Gassen zwischen archaischem Stadtbild.
Seit 300 Jahren findet in Leonberg jedes Jahr im Februar der mehrtägige, traditionelle Pferdemarkt statt. War er früher noch ein simpler Markt zum Erwerb landwirtschaftlicher Gebrauchstiere, spiegelt es heute, da auch die Stellung des Pferdes in der Gesellschaft sich geändert hat, diese veränderte Stellung wider. Neben dem Handel gibt es pferdewissenschaftliche und sportliche Veranstaltungen, Schauveranstaltungen und vieles mehr. Das große Finale ist der Festumzug, an dem über 100 Festwagen, Kapellen, Fußgruppen und Pferdegespanne teilnahmen.
Die Freiluftgalerie SCULPTOURA ist eine großartige Station für alle Kunstliebhaber. Inmitten der Schönbuchlichtung, des Würmtals und des Heckengäus befindet sich die außergewöhnliche Entdeckungsreise, die ursprünglich als einmaliges Event ins Leben gerufen wurde. Auf ca. 65 km erstreckt sich die Hauptroute, an der spannende künstlerische Akzente in Form von Skulpturen von über 70 Künstler:innen in der Natur sichtbar sind. Ein Kunstkatalog befindet sich auf der Webseite des Schönbuchs.
Wie siamesische Zwillinge – Sindelfingen und Böblingen
Böblingen ist das Städtchen, das dem Landkreis seinen Namen gibt. Rund 50.000 Einwohner nennen die Kreisstadt in der Nähe von Stuttgart ihr Zuhause. Die Stadtpfarrkirche St. Dionysius ist das Wahrzeichen der Stadt, das Viertel drumherum der Stadtkern. Ein Katzensprung vom Marktplatz entfernt befindet sich auch der untere sowie der obere See, wo man sich im Stadtgarten eine Auszeit gönnen und spazieren gehen kann. Die 1593 erbaute Zehntscheuer beherbergt die städtische Galerie sowie das Bauernkriegsmuseum. Böblingen ist zudem der Standort des Deutschen Fleischermuseums.
Nebendran hängt wie ein siamesischer Zwilling die Stadt Sindelfingen, mit knapp 65.000 Einwohnern die größte des Landkreises. Das alte Rathaus und die 1083 geweihte Martinskirche sind die Wahrzeichen der Stadt, im alten Rathaus befindet sich inzwischen das Stadtmuseum. Etwas Interessantes findet sich auf den Straßen im Stadtkern: Die Zebrastreifen sind mit Marmor gekennzeichnet.
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