Gelassenheit, Mut und Zuversicht - diese Mischung findet sich in der Kölner Redensart: "Et hätt noch immer jot jejange." ("Es ist bisher noch immer gut gegangen."). Doch auch wer nicht aus dem fröhlichen Rheinland stammt, kann Zuversicht leben. Vielen Menschen im Ruhestand gelingt das besonders gut: Denn auch wenn das Leben mit dem Alter nicht unbedingt leichter wird, und körperliche Beschwerden oder Einschränkungen auftauchen, schauen sie frohen Mutes auf das Jetzt und das Kommende.
"Gerade ältere Menschen blicken auf ein langes Leben zurück, in dem es sicher auch Krisen gab. Und die hat man gemeistert, andernfalls stände man jetzt nicht hier", erläutert die Psychotherapeutin Julia Leithäuser. Daraus haben viele gelernt, dass nach schlechten Zeiten auch wieder gute kommen.
Eine positive Haltung lässt sich lernen
Positive Gefühle und Gedanken wirken wie ein Medikament, das sich jeder selbst verabreichen kann. Doch woher kommt die positive Haltung? Zuversicht, eine Eigenschaft, die sich zwischen Optimismus und Hoffen ansiedelt, wird einem nicht in die Wiege gelegt. Im Gegenteil: Unser Gedächtnis richtet von Natur aus den Fokus auf negative Erlebnisse und erinnert sich eher an diese als an Positives.
Bei manchen Menschen schleifen sich dadurch ungünstige Denkmuster ein. Die gute Nachricht: Jeder kann sich in einer positiven Sichtweise üben - etwa indem er ein Glückstagebuch führt.
Glückstagebuch führen
Tipp: Nehmen Sie sich zum Beispiel ein Heft und schreiben jeden Abend drei Dinge hinein, über die Sie sich gefreut haben oder wofür Sie dankbar sind, ein Lächeln, ein gelungener Tagesablauf oder eine Blume am Straßenrand.
Die Bedeutung sozialer Kontakte
Neben den genannten Faktoren spielt auch der soziale Kontakt eine wichtige Rolle für eine positive Lebenseinstellung. Menschen, die sich mit anderen verbunden fühlen, sind glücklicher und gesünder als Menschen, die einsam sind.
Das liegt daran, dass soziale Kontakte uns Halt und Sicherheit geben, uns dazu ermutigen, neue Dinge auszuprobieren und uns fördern. Außerdem ist der Mensch auf Bindung ausgelegt - nicht nur als Baby oder Kind, sondern das ganze Leben lang.
Anderen zu helfen, ist gute Möglichkeit, eine positive Lebenseinstellung zu fördern. Wenn wir anderen helfen, fühlen wir uns gebraucht und wertvoll. Das stärkt unser Selbstwertgefühl und macht uns glücklicher. Das müssen keine großen Handlungen sein, und überfordern sollte einen das Helfen natürlich nicht. Die Kinder der Nachbarin bei den Hausaufgaben beaufsichtigen, die Katze füttern, während der Mieter im Urlaub ist, oder auch nur ein freundliches, ermutigendes Wort schenken - es gibt viele "kleine" Möglichkeiten, anderen zu helfen.
Tipps für mehr soziale Kontakte
Wenn Sie Ihre sozialen Kontakte vertiefen möchten, probieren Sie es mal so:
- Setzen Sie sich Ziele: Was möchten Sie erreichen? Mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen? Neue Leute kennenlernen? In einem Verein oder einer Gruppe aktiv werden?
- Seien Sie aktiv: Machen Sie den ersten Schritt und laden Sie andere zu einem Treffen ein.
- Seien Sie offen: Lassen Sie sich auf neue Menschen und Erfahrungen ein.
Die Kraft der Achtsamkeit
Achtsamkeit ist eine Form der Meditation, bei der wir uns ganz bewusst auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren. Das kann uns dabei helfen, negative Gedanken und Gefühle loszulassen und eine positivere Einstellung zum Leben zu entwickeln.
- Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um ganz bewusst zu atmen.
- Achten Sie auf Ihre Gedanken und Gefühle, ohne sie zu bewerten.
- Seien Sie in der Gegenwart und genießen Sie die kleinen Dinge im Leben.
Zuversichtliche leben gesünder – und länger
Wer mit positivem Schwung durch den Tag geht, isst gesünder, bewegt sich häufiger, meidet schädliche Angewohnheiten wie Rauchen, und erleidet seltener einen Schlaganfall oder Herzversagen. Nachweislich leben zuversichtliche Menschen sogar länger, wenn sie schwer erkranken.
Wertschätzung ausdrücken mit der Vier-WERT-Formel
Damit Menschen sich besser verstanden, beachtet und geachtet, gerecht und fair behandelt fühlen, kann man sich an der „Vier-WERT-Formel“ orientieren:
Wertschätzung
Einfühlungsvermögen (Empathie)
Rücksichtnahme
Toleranz
Machen Sie diese vier Stichwörter zur Basis Ihres Umgangs mit anderen, füllen Sie sie mit Leben und praktizieren Sie sie. Dann werden Begegnungen aller Art einfacher und erfreulicher. Wer Wertschätzung erfährt, bekommt einen Ur-Wunsch erfüllt, der zu den wichtigsten sozialen Bedürfnissen von Menschen zählt. Dies können im Ansatz bereits kleinste Taten bewirken, etwa ein freundlicher Gruß oder ein ehrliches „Danke“.
Wem mit Einfühlungsvermögen begegnet wird, kann sich erklären, öffnen und sich angenommen fühlen. Wer Rücksichtnahme erlebt, empfindet sich als geschätzt und geachtet. Und wenn eine Person die Toleranz spürt, dass sie zum Beispiel auch dann als Mensch akzeptiert wird, wenn ihre Meinung oder Lebensform nicht mit der ihres Gegenübers übereinstimmt, braucht sie keine Abwehrreaktion zu entwickeln.
Positive Lebenseinstellung hilft in schwierigen Zeiten
Also nur noch mit rosaroter Brille durchs Leben gehen? Darum geht es nicht. Eigene Probleme und die anderer werden dann nicht ernst genommen - es braucht daher eine gesunde Balance.
"Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende." Eine optimistische Sichtweise, die wir uns gerade in schwierigen Zeiten angewöhnen sollten, denn sie gibt uns Kraft.