Lenzrosen tragen den Frühling im Namen und verbreiten einen Hauch Sommer mitten im Winter. Deshalb sollten sie in keinem Garten im Ländle fehlen, findet Mein Ländle-Redakteurin Dorea ­Dauner. Schließlich vereinen sie ein paar Eigenschaften, die man auch Badenern und Württemberger nachsagt.

Lenzrose in der Hand halten

MEIN LÄNDLE/Dorea Dauner

Anemonenblütige Lenzrose.

Sommerflair gegen den Winterblues mit Lenzrosen

Zehn Monate im Jahr habe ich keine Lieblingsblumen. Im Januar und Februar schon: die Orientalische Nieswurz (Helleborus x orientalis), auch als Lenzrose bekannt. Das hat Gründe. Wenn ich mit kalten Füßen und tropfender Nase meinen Schubkarren durch den Garten schiebe, bringen sie Farbe in die froststarren Beete. Natürlich blühen zeitgleich Schneeglöckchen (Galanthus) und Alpenveilchen (Cyclamen coum).

Aber die stehen am Fuß meiner Sträucher wie Schulmädchen anno 1900: brav, ordentlich und mit tugendhaft gesenkten Köpfchen. Wer in der kalten Jahreszeit ein bisschen Glamour oder Blüten für den Geburtstagstisch im eigenen Garten sucht (Memo an alle Februarkinder), der soll es mal mit Helleborus x orientalis oder Helleborus x hybridus versuchen.

Lenzrosen im Garten

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Lenzrosen im Garten sind äußerst dekorativ.

"Freie Liebe" bei der Vermehrung von Lenzrosen

Es gibt zig Nieswurz-Arten, darunter Wildformen und die als Christrose bekannte Helleborus niger (siehe Kasten). Das Zeichen x in botanischen Namen steht immer für eine Kreuzung. Die meisten der apart gefärbten Helleborus-Exemplare, die Sie jetzt im Gartenmarkt anlachen, sind Zucht­ergebnisse. Sich selbst überlassen, pfeifen Lenzrosen allerdings auf Zuchtziele. Freie Liebe heißt die Devise, jede vermehrt sich mit jeder. Die Sämlinge tendieren zu etwas stumpferen Farben als die Elternpflanzen. Gegensteuern lässt sich, indem man alle paar Jahre die langweiligen rausschmeißt und ein, zwei neue Pflanzen setzt. Frisches Genmaterial hält den Bestand gesund und farbenfroh.

Abgesehen von ihrem Hang zur Promiskuität bringen Lenzrosen einen ganzen Strauß an guten Eigenschaften mit: Sie sind unkompliziert wie die Badener und ausdauernd wie die Württemberger (im besten Sinne natürlich), dazu pflege­leicht, langlebig, frosthart, schnecken­fest, wühlmaussicher, blühwillig, bienenfreundlich, schatten- und sogar trockenheitsverträglich, obendrein immergrün und schnitttauglich. Anders als bei Narzissen etwa kann man das alte, unansehnlich gewordene Laub ungestraft abschneiden; am besten bevor sich je nach Kälte der Region ab Januar langsam die Blüten nach oben schieben. Die welken nicht einmal, sondern tragen ihre Samenkapseln mit Würde in den April und darüber hinaus.

Helleborus x orientalis
Wohlfühl-Steckbrief: Was Lenzrosen wünschen

Pflanzenbedarf: 4 St./m2

Pflanzabstand: 50 cm

Wuchshöhe und -breite: 40 cm; reife Pflanzen bilden beachtliche Horste

Lichtverhältnisse: sonnig, absonnig bis schattig, ideal ist Halbschatten

Laub: immergrün, altes oder fleckiges Laub entfernen, sobald neue Blüten schieben

Boden: frisch; gedeiht aber auch auf trockeneren Böden zufriedenstellend

Besondere Ansprüche: keine

Enge Verwandte:
Helleborus foetidus – Blütenfarbe grün; kommt wild vor
Helleborus niger – klassische Christrose; etwas weniger wüchsig, Blüten nur reinweiß
Helleborus x sternii – Laub und Blüten mehlig überhaucht; apart, aber nicht ganz so robust

Bloß nicht auf den Leberkäsweck! Nieswurz ist giftig

Das Blütenrepertoire bietet mehr Abwechslung als ein Pariser Laufsteg. Es reicht von schlicht bis berüscht (anemonenblütig oder gefüllt), von Weiß über Gelb, Apricot und Purpur bis hin zu Schwarz; dazu gibt’s Punkte, Streifen und Zierränder („Picotee“). Obendrein halten die Blüten endlos lange in der Vase. Zu bedenken ist, dass die ganze Pflanze stark giftig ist. Aber solange Sie die Blüten nur als Tischschmuck in ein Schälchen Wasser und nicht auf den Leberkäsweck legen, kann nichts schiefgehen.

Gelbe Lenzrose

MEIN LÄNDLE/Dorea Dauner

Mit oder ohne Punkte, gefüllt oder ungefüllt - dekorativ sind die Lenzrosen alle.

Lenzrosen als Geschenkidee

Wer keine weiteren Jungpflanzen gebrauchen kann, sollte die Samenkapseln entfernen. Ansonsten – Glückwunsch zum Nachwuchs! Der lässt sich übrigens prima verschenken.

Getopfte Sämlinge geben ein schönes, nachhaltiges grünes Mitbringsel ab, gerade in der kalten Jahreszeit. Bis zur ersten Blüte braucht eine junge Lenzrose zwar ein bis zwei Jahre. Aber das Warten lohnt sich.