Als Kulturstadt mit reicher Geschichte lädt Meersburg ein zu Streifzügen in die Welt des Mittelalters, ins Barock – aber auch in die Historie des Weinbaus, der Literatur oder der Luftfahrt. Und der Natur: ob zu Wasser oder im Weinberg. Wo einst die Fürstbischöfe von Konstanz residierten, dominieren heute Rebstöcke die Landschaft.
Meersburg in Kürze
6044 Einwohner – das klingt erstmal wenig und im Winter ist Meersburg auch eher beschaulich. Schaut man jedoch die Übernachtungszahlen (in Nicht-Corona-Zeiten) an, dann gibt sich ein anderes Bild: Mit rund 350.000 Übernachtungen im Jahr - das sind sechs Gäste auf einen Bewohner - gehört das Städtchen zu den meistbesuchten im Bodenseekreis. Bis zu einer Million Tagesausflügler nutzen pro Jahr die Möglichkeit, die Stadt zu erkunden. Mit gleich zwei Schlössern sowie mehreren Museen bietet Meersburg ein kulturelles Angebot, das mit größeren Städten durchaus mithalten kann. Ganz abgesehen einmal von der wirklich traumhaften Altstadt-Kulisse, die den Besuchenden den Eindruck vermittelt, eine Zeitreise gemacht zu haben.
Zeitreise
Enge Gässchen, Fachwerk, starke Mauern, Türmchen und Zinnen und vor allem der Ausblick auf den Bodensee - Meersburg hat alles, was eine mittelalterliche Stadt ausmacht. Inklusive Burg, versteht sich. Hoch über den Dächern der Altstadt prangt die älteste bewohnte Burg Deutschlands, die schon im 19. Jahrhundert Besucher aus aller Welt anlockte – denn seit dieser Zeit ist sie zugänglich.
In mehr als 30 eingerichteten Räume kann man das Leben im Mittelalter und der frühen Neuzeit hautnahe erfahren, inklusive Küche, Waffenhalle, Rittersaal, Burgverlies, Schatzkammer und Folterkammer. Vom Dagobert-Turm, dessen Silhouette das Stadtbild entscheidend prägt, öffnet sich den Besuchern ein spektakuläres Bodensee-Panorama. Und wie überall in der Stadt ist ihre wohl berühmteste Persönlichkeit auch hier präsent: in der Burg verbrachte die Dichterin Annette Droste-Hülshoff ihre letzten Lebensjahre und verstarb dort 1848, auch ihr Zimmer ist heute noch zu besichtigen.
Mit Michael Hörrmann durchs Neue Schloss
Barocke Pracht
Unterhalb der alten Burg: Das Neue Schloss. Im Sommer erklingen in der einstigen Residenz der Fürstbischöfe zu Konstanz heute Pop- und Klassik-Klänge und auch heute lässt sich der Prunk des barocken Hofes bei einem Rundgang noch erleben. Alleine das Treppenhaus, gesäumt von Statuetten und prächtigen Deckengemälden ist einen Besuch wert, von dort geht es zur Beletage mit dem prächtigen Spiegelsaal und den Stuckdecken, die mit ihren verspielten Bildern zu den schönsten im Land zählen. Zu sehen gibt es weiterhin ein Naturalienkabinett sowie zahlreiche Exponate zur Geschichte des Schlosses. Von der Terrasse bietet sich – einmal mehr – auch hier ein beeindruckender Panoramablick über Altstadt, Bodensee und Alpen.
Auf den Spuren der Droste
Auf der „Magischen Säule“ von Peter Lenk an der Hafenmole sitzt sie ganz oben, in Möwengestalt, und auch sonst ist sie in Meersburg allgegenwärtig: Die Rede ist von Annette von Droste-Hülshoff. Deren Schwester Jenny, Freifrau von Laßberg, lebte ab 1841 im Alten Schloss Meersburg - der Burg, wo sie der Dichterin und Komponistin eine eigene Wohnung mit Seeblick einrichtete. "Mein Quartier ist ungemein hell und freundlich und hat den Blick über den ganzen See", schreibt die Dichterin in einem Brief. Hier, frei von gesellschaftlichen Verpflichtungen, aber geborgen im Schoße der Familie zwischen Gesellschaft und Einsamkeit, fand „die Droste“, die zeitlebens unter den gesellschaftlichen Konventionen litt, ihr Gleichgewicht. Vom Honorar für ihre Novelle „Die Judenbuche“ erwarb sie 1843 das Fürstenhäusle oberhalb der Stadt, idyllisch inmitten der Weinberge gelegen. Ihre letzte Ruhestätte fand sie nach ihrem Tod im Jahr 1848 auf dem Meersburger Friedhof, wo ihr Grab noch heute zu besichtigen ist.
Wander-Tipp: Der Hödinger Tobel
Nur wenige Kilometer von Meersburg entfernt in nordwestlicher Richtung liegt der wildromantische Hödinger Tobel, eine kleine Schlucht mit wild-ursprünglicher Natur. Unseren Wandertourentipp gibt es hier.
Weinparadies
Verbindendes Element zwischen Meersburger Kultur und Geschichte ist und bleibt der Wein. Seit 1324 ist der Weinbau hier urkundlich belegt, doch schon zuvor dürften die Vorzüge der Lage bekannt gewesen sein. Schon vom See aus sind die Weinhänge rund um die Stadt gut erkennbar. Auf 120 Hektar wachsen Reben in bester Südhanglage und bescheren den Weinbauern ca. 1 Million Liter Wein im Jahr – Müller-Thurgau, Spät-, Grau- und Weißburgunder, Traminer, Bacchus und Sauvignon Blanc. Der Bodensee als Wärmespeicher und Sonnenreflektor sorgt für lange und milde Herbste, die Hanglage und der häufige Föhnwind aus den Alpen tun ihr Übriges. Einmal im Jahr bringt das Bodensee-Weinfest Besucher und Winzer gemeinsam in die Meersburger Altstadt.
Wein und Design
Auf Spuren der Weinbauer kann man sich seit 216 im vineum bodensee – Haus für Wein, Kultur und Geschichte begeben. Im 400 Jahre alten, liebevoll und aufwändig renovierten Heilig-Geist-Spital lässt sich auf 600m² und über zwei Etagen Weinbaugeschichte interaktiv und mit allen Sinnen erleben. Im vineum store trifft Wein auf Design, mit ungewöhnliche Wein-Accessoires, die die Entwicklung des Weins vom Lebens- zum Genussmittel und Lifestyle-Produkt anschaulich machen. In der hauseigenen vinemathek kann der Bodenseewein probiert werden.
Auszeiten und Grenzgänge
Das ganze Jahr über bietet Meersburg ein breites Kulturprogramm. In der Altstadt laden gemütliche Cafés zum Verweilen ein und für kulinarische Abwechslung sorgen die ansässigen Restaurants mit dem Besten aus der Region: fangfrischen Fischspezialitäten, Obst von den Streuobstwiesen und Wein von hiesigen Reben. Und wer abtauchen will vom Alltag, sollte einen Tag in der Meersburg Therme einplanen. Die Sauna- und Badelandschaft bietet ideale Bedingungen für eine Auszeit. Und wer genug von Meersburg hat, der kann einfach ein Schiff besteigen und wegfahren. Denn das Ausland ist am Bodensee nie weit ... ob Schweiz (Romanshorn), Österreich (Bregenz) oder einfach nur ins benachbarte Bundesland Bayern (Lindau), hier liegen die Grenzen eng beisammen.
LOKALMATADOR-Tipp
Ein Abstecher nach Konstanz
Wie damals die Fürstbischöfe kann man auch heute noch über den See gen Konstanz fahren. Der Hafen von Meersburg ist sowohl an das Schifffahrtsnetz der „Weißen Flotte“ angegliedert, als auch Teil der Fährverbindung Mainau – Konstanz.
Infos zu den Fahrzeiten und Preisen gibt es hier.
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