Es gibt sicher Menschen, die kennen die ganze Welt, wissen in Deutschland jedoch über wenige Ecken Bescheid. Natürlich weckt die große, weite Welt nicht nur in Coronazeiten das Fernweh, aber auch hierzulande gibt es tausend unterschiedliche Facetten, die es wert sind, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Dabei taugt nichts besser, die eigene Heimat zu entdecken, als eine Radtour, die gerne auch mal länger dauern kann.

Zum Beispiel durch den wunderschönen Kraichgau, das Land der 1.000 Hügel. Sanfte Anhöhen, Streuobstwiesen, mediterrane Weinhänge und waldreiche Höhen machen die immer noch ein wenig vergessene Region zu einem echten Geheimtipp, zumal es hier sogar für Einheimische noch viel zu entdecken gibt. Natur und Kultur, Wein und Genuss, Wandern und Radfahren, Wellness und Gesundheit liegen nahe beieinander. Jetzt im Frühling, wo uns Sonnenschein gute Laune beschert, heißt es raus in die Natur und die Tage genießen, den Corona-Blues vergessen. Dabei sind Fahrrad oder E-Bike eine echte Alternative zum Auto. Hier und heute geht es auf eine abwechslungsreiche, rund 110 Kilometer lange, Tour durch den Kraichgau.

Auf den Spuren des Dachsenfranz

Man kann die Rundfahrt auch „Auf den Spuren des Dachsenfranz“ nennen. Start und Ziel ist der Bahnhof in Unteröwisheim, wo man bequem aus allen Richtungen auch mit der S32-Bahn (inklusive Fahrrad) hinkommen kann. Entlang des Kraichbachs geht es auf gut ausgebauten Fahrradwegen weiter nach Ubstadt und Stettfeld (Tipp: Römermuseum, Marcelluskirche) in Richtung Bad Schönborn (Obst-Gen-Garten, Naturdenkmal-Schiefergrube), immer entlang der Bundesstraße 3 nach Wiesloch (Winzer von Baden, ehemals Winzerkeller).

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Hier sieht man das Areal des Dachsenfranz.

Hans-Joachim Of

Hier sieht man das Areal des Dachsenfranz.

Fahrt durch Wiesloch weiter nach Dielheim

Der ausgeschilderte Fahrradweg führt weiter nach Dielheim, wobei man zunächst über die sieben Kilometer lange „Entenmörder-Strecke“ am alten Bahnhof vorbeiradelt und weiter über Wiesen und Felder, direkt am Leimbach entlang, in Richtung Horrenberg bis hoch zur Schutzhütte der Naturfreunde Krebsbachaue weiterfährt. Hier hat man bei klarer Sicht einen wunderbaren Blick auf die Pfälzer Berge, den Vorderen, Kleinen Odenwald mit dem Königstuhl und den Steinsberg, auch als „Kompass des Kraichgau“ bekannt. Diese markante Stelle ist Teil des Nordsee-Bodensee-Gotthard-Mittelmeer-Wanderwegs, der wiederum dem Europäischen Fernwanderweg E1, der vom Nordkap bis nach Salerno führt, angeschlossen ist.

Landschaftliche Wege

Über Oberhof und Schatthausen, entlang des Oberen Salzlackenweges, geht es bis nach Meckesheim. Im Horrenberger Wald wartet mit den Douglasien, zwei 150 Jahre alten Bäumen mit einer Höhe von über 100 Metern, ein weiteres Highlight auf die Ausflügler. Bergab geht es weiter bis zur nahen, urigen und frei zugänglichen Dachsenfranzhöhle mit der geheimnisvollen Geschichte des Francesco Regali. Dieser war mit seinen zwei Hunden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Flucht aus Italien über Österreich, Bayern und Württemberg in den Wäldern zwischen Weinheim und Sinsheim unterwegs, lebte im Einklang mit der Natur, bezog in seiner „unterirdischen Sommervilla“ vier oder fünf Jahrzehnte lang Quartier. Info-Tafeln informieren die Besucher über den „Dachsenfranz-Wanderweg“.

Die Dachsenfranz-Höhle

Hans-Joachim Of

Die Dachsenfranz-Höhle

TSG 1899, Klima-Arena, Badewelt

Weiter geht es über das Trainingszentrum des Kraichgauer Bundesligisten TSG Hoffenheim nach Zuzenhausen und Sinsheim, wo man natürlich die dortigen Highlights wie das weithin bekannte Auto & Technik-Museum oder die nahe beieinanderliegenden Hotspots

Über Angelbachtal (Wasserschloss, Hecker-Museum) fährt man weiter nach Östringen, wo man schnell auf der „Ironman-Kraichgau“-Strecke landet. Odenheim (Abstecher: Siegfriedsbrunnen), Menzingen (Wasserschlossruine) und Münzesheim (Historischer Ortskern) sind die weiteren Stationen, bis man schließlich im Zielort Unteröwisheim ankommt. Dort kann man das alte Schloss, das heutige CVJM-Lebenshaus, aufsuchen. Wer Zeit, Lust und Kondition (und das E-Bike vor dem Start voll aufgeladen) hat, kann zuvor von Odenheim aus auch die alte Strecke über Oberöwisheim nehmen und dem Pfannwaldsee oder der Sternwarte Kraichgau einen Besuch abstatten.

Fazit

Die vielfältigen Highlights lassen sich wunderbar kombinieren zu einem individuellen Programm für einen schönen Ferien- oder Urlaubstag, wobei auch Teilstrecken möglich sind, da überall ein S-Bahn-Anschluss besteht. Allerdings erfordert die mittelschwere und abwechslungsreiche Tour eine gute Grundkondition.

Rad- und Wanderstrecken in und um den Kraichgau

Weitere abwechslungsreiche Routen