Der Verkehr in Deutschland ist in den vergangenen Jahren nicht nachhaltiger geworden. Fortschritte und positive Entwicklungen beim Umweltschutz wurden durch Rückschritte bei der Zuverlässigkeit der Verkehrssysteme relativiert. Das geht aus dem ADAC Mobilitätsindex hervor, den der ADAC in Zusammenarbeit mit dem Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos entwickelt hat. Erstmals vorgestellt wurde er im Feburar 2022.
Der ADAC Mobilitätsindex zeigt die Entwicklung nachhaltiger Mobilität in fünf Bewertungsdimensionen von 2015 bis 2019 auf.
Bundesweit liegt der Indexwert auch 2019 bei 101 und damit auf dem Niveau des Basisjahres 2015.
Was ist der ADAC Mobilitätsindex?
Der ADAC Mobilitätsindex erfasst 16 Leitindikatoren und 39 weitere Indikatoren und macht diese transparent. Damit stellt er eine wissenschaftlich basierte Bewertungsgrundlage für Entwicklungen im Bereich Mobilität dar. Nachhaltigkeit wird dabei umfassend verstanden und berücksichtigt ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. Der Mobilitätsindex bildet diese Aspekte ab durch die Bewertungsdimensionen (Gewichtung in Klammern):
- Verkehrssicherheit (30%)
- Umwelt und Klima (25%)
- Verfügbarkeit (15%)
- Zuverlässigkeit (15%)
- Bezahlbarkeit (15%)
Ein Großteil der Daten wird aus öffentlich zugänglichen Statistiken gewonnen (u.a. Statistisches Bundesamt, Kraftfahrt-Bundesamt und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung). Datenstand für die Erstveröffentlichung des ADAC Mobilitätsindexes ist das Jahr 2019.
Baden-Württemberg mit positiver Entwicklung in Sachen Mobilität
Die Entwicklung unterscheidet sich regional teilweise erheblich. Deshalb hat der ADAC zusätzlich für alle 16 Bundesländer Indizes gebildet. Baden-Württemberg schneidet im deutschlandweiten Vergleich positiv ab. Unser Ländle hat sich stärker in Richtung einer nachhaltigen Mobilität entwickelt als der Bundesdurchschnitt. Der Indexwert von Baden-Württemberg kletterte bis 2019 auf 105 Punkte.
„Baden-Württemberg gehört zu den Vorreitern einer nachhaltigen Mobilität. Es sind allerdings weitere Anstrengungen nötig, um bezahlbare Alltagsmobilität mit Klimaschutz und Verkehrssicherheit dauerhaft in Einklang zu bringen“ betont Karin Birthelmer, stellvertretende Vorsitzende und Verkehrsreferentin des ADAC Nordbaden e.V. „Investitionen in die Infrastruktur, politische Anreize und attraktive nachhaltige Angebote sind dabei wichtige Hebel, um den Mobilitätsbedürfnissen einerseits und den klimapolitischen Zielen andererseits gerecht zu werden.“
Fortschritte beim Klima in BW, aber Mängel bei der Zuverlässigkeit
Im ADAC Mobilitätsindex liegt Baden-Württemberg mit der Bewertungsdimension Klima und Umwelt weit über dem Bundesdurchschnitt. Wir erreichen hier einen Wert von 114, während der Bundeswert nur bei 105 Punkten liegt.
Zu diesem guten Ergebnis haben zum einen große Erfolge bei der Reduzierung von Verkehrslärm beigetragen. Zum anderen ist dafür ist der Rückgang der lokalen Luftschadstoff-Emissionen im Verkehrsbereich verantwortlich. So sank die Stickstoffdioxid-Belastung an den Messtationen seit 2017 deutlich. Dieser Rückgang der Umweltbelastungen in Baden-Württemberg erfolgte jedoch von einem hohen Ausgangsniveau der Luftschadstoffwerte im Jahr 2015.
Aus Sicht des ADAC Nordbaden sind weitere Anstrengungen nötig, um den beobachteten Fortschritt zu verstärken, denn “die Emissionen von CO2 und Stickstoffdioxid sind immer noch sehr hoch“, gibt Karin Birthelmer zu bedenken.
Bessere Verkehrssicherheit in Baden-Württemberg
Im Hinblick auf die Verkehrssicherheit (Teilindex 105) können Baden-Württemberg ebenfalls Erfolge bescheinigt werden. So fällt eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Schwerverletzten bei Verkehrsunfällen um 15 Prozent auf. In Gesamtdeutschland sank diese Zahl um lediglich vier Prozent. Entsprechend übersteigt der baden-württembergische Wert der Verkehrssicherheit den Bundeswert um vier Punkte.
► Albtraum Autobahnunfall: So verhalten Sie sich
► Unfallrisiko Sekundenschlaf
„Gemeinsam mit Land und Kommunen arbeitet der ADAC an der ‚Vision Zero‘, um langfristig die Zahl der Verkehrstoten auf null zu senken. Für die nächsten Jahre sehen wir Potenzial in der Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen und der Verbreitung des automatisierten und autonomen Fahrens,“ so Birthelmer.
► Selbstfahrende Autos: assistiert, automatisiert, autonom?
Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern
Der Faktor Zuverlässigkeit hat bessere Bewertung für Baden-Württemberg verhindert.
Mangelnde Pünktlichkeit im Schienenverkehr sowie ein erhöhtes Staugeschehen auf den Autobahnen führten nur zu einem Teilindex von 88.
Bundesländervergleich ADAC Mobilitätsindex
Die Bundesländer haben in den einzelnen Bewertungsdimensionen sehr unterschiedlich abgeschnitten. Baden-Württemberg hat in fast allen überdurchschnittlich abgeschnitten, nur bei der Bezahlbarkeit lagen wir genau im Durchschnitt. Unterdurchschnittlich war bei uns im Ländle kein Ergebnis.
Die Gesamtergebnisse im Deutschlandvergleich - Baden-Württemberg ist auf Platz 2:
- Sachsen-Anhalt 105,3
- Baden-Württemberg 105,1
- Thüringen 105,1
- Rheinland-Pfalz 104,5
- Bremen 103,7
- Bayern 102,9
- Saarland 102
- Brandenburg101,7
- Niedersachsen 101,2
- Hamburg101
- Sachsen 100,4
- Hessen 100,3
- Nordrhein-Westfalen 100,1
- Berlin 99
- Schlewsig-Holstein 98,2
- Mecklenburg-Vorpommern 95
ADAC Mobiltitäsindex
Alle Ergebnisse und weitere Informationen zum ADAC Mobilitätsindex:
adac.de/mobilitaetsindex
Werbehinweis