Das Nabada findet in jedem Jahr am Schwörmontag statt, das war in diesem Jahr der 22. Juli. Um 16 Uhr ging's los.

Video: Die Highlights vom Nabada 2024 in Ulm

Der Sommer ist die Zeit der Festivals, der Hitze und auch einer Erfrischung im kühlen Nass ist man dieser Tage auch nicht abgeneigt. In Ulm gibt es eine Tradition, die gleich alle drei Elemente miteinander verbindet - das Nabada. Dieser einzigartige Brauch lockt Jahr für Jahr Scharen von Menschen an die Ufer der Donau, um gemeinsam ein spritziges Spektakel zu erleben. Pünktlich zum Schwörmontag, quasi dem Ulmer Nationalfeiertag, machen sich am vorletzten Juli-Montag Tausende auf in die Fluten, lassen sich mit Schlauchbooten, Luftmatratzen, Schwimmringen und vielen weiteren kreativen Fortbewegungsmitteln von der Strömung mitnehmen und feiern eine ausgelassene Party auf dem Fluss.

Feucht-fröhliche Tradition

Dabei reichen die Wurzeln des Schauspiels weit zurück in die Stadtgeschichte. Noch zu Zeiten als Ulm Freie Reichsstadt war, fand im zweijährigen Turnus am Dienstag nach dem Schwörmontag das Fischerstechen statt, in den Jahren dazwischen geb es das "Bäuerle-Herunterfahren", eine Art Narrentreiben auf der Donau, dem Fischer und Flößer ausgelassen huldigten. Hinzu kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts biedermeierliche Wasserfahrten und Wasserpantominen im Rahmen des Schwörmontags. Andere Quellen berichten, dass die Ulmer Jugend sich breits im 19. Jahrhundert den Weg ins Naherholungsgebiet Friedrichsau, wo die „Au-Gesellschaften“ – also Hocketse im Biergarten stattfanden, verkürzten, indem sie sich den Fluss heruntertreiben ließen. Also die Kleider in einen Waschbottich und dann die Donau „runtergebadet“ („nabadet“). Daneben schwimmen seit 1967 am Samstag vor dem Schwörmontag zur Lichterserenade 8000 Lichter die Donau hinunter, die aus den "Ulmer Schachteln" aufs Wasser gesetzt werden.

Ulm: Nabada

Johannes Gloeggler - CC BY-SA.de

Beim Nabada bleibt keiner trocken.

1927 fand das erste offizielle Nabada statt, zunächst nur mit großen Schiffen und Zillen (Ulmer Fischerboote) auf denen Ehrengäste tanzten und Musikkapellen spielten. Zum Ende der 1960er hin durften dann erstmals auch die „wilden Nabader“ mitmachen, die auch heute noch die fröhliche Tradition zu einem der beliebtesten Sommerereignisse in der Schwabenmetropole machen.

Ulmer Spatza, Wassarratza!

Nach der feierlichen Schwörfeier auf dem Weinhof mit dem traditionellen Schwur des Oberbürgermeisters "Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein" geht‘s mit dem "Fließenlassen" los. Dabei lassen die Teilnehmer ihre fantasievollen, meist selbstgebauten Flöße am Donauufer zu Wasser. Sie dienen als mobile Partyinseln, auf denen Musik und gute Laune im Vordergrund stehen. Bunt geschmückt und mit mitgebrachten Verpflegungen ausgestattet, gleiten sie den Fluss entlang, gesäumt von den freien oder wilden Nabadern. Spätestens gegen 16 Uhr sieht man dann in der Regel vor lauter buntem Treiben die Donau nicht mehr und der Schlachtruf „Ulmer Spatza, Wasserratza – hoi, hoi, hoi!“ ist allgegenwärtig.

Schwörmontag Ulm: Schwörrede

Anna Beyrer - CC BY-SA.de

Der Schwörmontag beginnt mit der Schwörrede des Ulmer Oberbürgermeisters am Schwörhaus.

Der Höhepunkt ist zweifelsohne die große Wasserschlacht. Wenn sich die Flöße, Boote, Schwimmringe und Luftmatratzen auf dem Fluss sammeln, beginnt das fröhliche Spritzen und Gießen. Mit Wasserpistolen, Eimern und allem, was spritzt, bewaffnet, gehen die Teilnehmer aufeinander los und sorgen für eine ausgelassene, erfrischende Stimmung. Hier ist jeder ein potenzielles Ziel, und niemand bleibt lange trocken. Nur das Publikum, das das Treiben vom Ufer aus betrachtet, sollte nicht mit einbezogen werden. Und es gelten auch Regeln, selbst wenn das bei dem anarchistischen Treiben kaum zu vermuten wäre (s. unten).

Umzug auf dem Fluss

Was das Nabada so einzigartig macht, sind die kreativen Flöße, die jedes Jahr aufs Neue bewundert werden können und dem Ganzen das Flair eines Faschingszugs auf dem Wasser verleihen. Von den mehr als 14 aufwändig gestalteten Themenflößen, die aktuelle Politik oder kommunales Geschehen karikieren, bis hin zu fantasievollen Kostümen der Teilnehmenden ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. Dazu wetteifern Musikkapellen auf der sieben Kilometer langen Nabada-Strecke mit teils waghalsigen Schunkeleien um die Gunst der ca. 60.000 Zuschauer.

Ulm: Nabada

Johannes Gloeggler - CC BY-SA.de

Das Spektakel auf der Donau zieht jährlich Tausende Schaulustige an.

Diese können am Ende der Veranstaltung dem „originellsten“ Themenboot und der „fleißigsten“ Musikkapelle ihre Stimme geben. Doch egal, ob Themenboot, Musikkapelle oder „freie“ Nabader, sie alle steuern dem Endpunkt der Strecke, der Friedrichsau entgegen. Hier beginnt im Anschluss der gemütliche Teil des Abends – die Hockete. Wasserratten auf der Suche nach einer einzigartigen Sommererfahrung sollten sich also in diesem Jahr den 24. Juli auf jeden Fall in den Kalender eintragen.

Ulmer Schwörmontag mit Nabada 2024

Infos zum Schwörmontag hier.

Infos zum Ulmer Volksfest hier.

Nur keinen Korb bekommen

Es gibt nur eine Sache, die für Ulmer wirklich schlimm ist: Am Schwörmontag einen Korb zu bekommen. Denn wenn zu diesem wichtigen Datum am Ulmer Münsterturm rote Körbe aufgehängt werden, heißt das: Das Nabada fällt ins Wasser. Nämlich dann, wenn die Donau Hochwasser hat, oder sich ein Unwetter angekündigt hat. Vor den pandemiebedingten Absagen der Großveranstaltung 2020 und 2021 war das zuletzt 2008 der Fall. 

Welche Regeln gelten/was ist neu?

Damit das Nabada für alle ein Spaß wird, hat die Stadt Ulm bestimmte Regeln festgelegt.

  1. Boote oder sonstige Schwimmkörper dürfen weder zu größeren Verbänden zusammengebunden werden, noch motorisiert sein.
  2. Kinder dürfen nur mit Schwimmhilfen und in Begleitung Erwachsener teilnehmen.
  3. Jegliche Art von Spritzereien in die Zuschauer und das Werfen wassergefüllter Tüten und Ballons ist untersagt.
  4. Bitte nicht von den Brücken ins Wasser springen. Sie gefährden sich und andere.
  5. Alkoholgenuss erhöht die Gefahr auf dem Wasser, also bitte erst nach dem Nabada feiern.
  6. Bei aufkommendem Gewitter sind die Donau und der direkte Uferbereich sofort zu verlassen. Es ist bei Gewitter gefährlich, Schutz unter Bäumen zu suchen.
  7. Jegliche Form von Werbung auf dem Wasser und im Veranstaltungsbereich ist unzulässig.
  8. Beschallungsanlagen sind weder auf dem Wasser noch an den Ufern zugelassen.
  9. Technische Schwimmhilfen und schwimmende Konstruktionen sind aus der Donau nach dem „Nabada“ wieder zu entfernen und mit-zunehmen.

Freie Nabader können auf dem Parkplatz des Klosters Wiblingen und des Donaubads parken. Außerdem wird an der Illerbrücke ein Parkplatz mit zwei Bereichen eingerichtet. Im vorderen Bereich kann kurz angehalten und ausgeladen werden, im hinteren Bereich kann bis zum nächsten Morgen geparkt werden. Die Parkplätze sind ausgeschildert. Am Donaubad und an der Illerbrücke gibt es Pumpstationen für Schlauchboote, Schwimmtiere oder Luftmatratzen. Zusätzlich werden in diesem Jahr ab der Gänstorbrücke Ausstiegsstellen eingerichtet, an denen die freien Nabader leichter aus der Donau kommen sollen. Die Ausstiegsstellen sind in Ulm nach dem Donauturm bei der Valckenburgschule und bei der SSV-Bucht sowie in Neu-Ulm direkt nach der Gänstorbrücke und beim Landratsamt Neu-Ulm. Auf der Neu-Ulmer Seite ist das Ufer gegenüber der Spatzenwiese flach genug zum Aussteigen. Hier und an der SSV-Bucht stehen jeweils Container zur Entsorgung kaputter Schlauchboote, usw. bereit.