Milchprodukte sind gefragt und gehören bei den meisten Menschen zur täglichen Ernährung dazu. Rund 51 Kilo Milch und 24 Kilo Käse konsumieren die Deutschen durchschnittlich pro Kopf und Jahr (Zahlen von 2017). Doch nicht immer ist die Herstellung so nachhaltig, wie es sich viele Verbraucher wünschen. Spätestens seit den großen Bauernprotesten 2007/2008 ist auch klar, dass von den Erlösen der Milchprodukte oft wenig in den Taschen der Erzeuger landet.

Milch, die in ökologischer Landwirtschaft erzeugt wurde, ist auch aus Umweltsicht vorteilhafter als konventionell erzeugte Milch. Der weitgehende Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger im Futtermittelanbau ist mit deutlich geringeren Umweltbelastungen verbunden als dessen Produktion in konventionellen Anbausystemen.

Milch wird im Strahl in andere Milch eingegossen

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Weiß und unscheinbar: Bei Milch gibt es Unterschiede, die man nicht sieht.

Obwohl die Erträge in der ökologischen Landwirtschaft geringer sind und auch die Milchleistungen, weist die Öko-Milch keine schlechtere Klimabilanz auf. Das liegt u.a. daran, dass die Öko-Betriebe weniger Milchleistungsfutter füttern.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Anfang 2022 veröffentlichte Studie von Öko-Institut, INFRAS und KTBL, die im Auftrag des Umweltbundesamtes die Ökobilanz verschiedener Formen der Milcherzeugung in Deutschland untersucht hat.

Video: Bio-, Weide- oder Heumilch - Welche Milch ist die beste Wahl? I Ökochecker SWR

Verbesserte Umweltbilanz durch heimisches Futter und Weidehaltung

Die Analyse hat aufgezeigt, dass besonders die Art und Weise, wie die Tiere gefüttert werden, einen großen Einfluss auf die Umweltbilanz hat: Bei der konventionellen Milchherstellung hat die Bereitstellung des Futters einen Anteil von 18 bis 34 Prozent an den gesamten potenziellen Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch; bei der ökologischen Produktion sind es sechs bis 20 Prozent. Käme vermehrt heimisches Futter, wie zum Beispiel Ackerbohnen, statt aus Übersee importiertes Soja in den Stall, ließen sich die Treibhausgasemissionen senken.

 ► Es gibt auch Soja aus Baden-Württemberg!

In der Bio-Milchwirtschaft haben die direkten Emissionen, vor allem die Methanemissionen aus der Verdauung der Tiere, einen größeren Anteil: Rund 50 Prozent des Treibhausgaspotenzials pro Kilogramm Milch aus ökologisch wirtschaftenden Systemen. Bei den konventionellen Betrieben sind es nur ca.30 Prozent.

Der Grund: In der Öko-Milchwirtschaft geben die Kühe weniger Milch pro Futtereinheit. Dieser Effekt wird jedoch durch die genannten Mehremissionen durch die Futtermittelbereitstellung kompensiert.

Außerdem konnte in der Studie gezeigt werden, dass die Milchproduktion mit Weidehaltung teilweise deutliche Vorteile für die Umwelt hat. Energieaufwand und Wasserverbrauch sind pro Kilogramm Milch niedriger. Belastungen für Gewässer etwa durch Nitrate oder Phosphor (Eutrophierung) und für Böden durch den Gülleeinsatz und die damit verbundene Ammoniakbelastung (Versauerung) sind zudem geringer.

Niedliches Kalb im Stall

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Kühe schenken uns wertvolle Milch. Wir sollten sie wertschätzen.

Fair und regional produzierte Milch

"Als wir damals mit unseren Traktoren unterwegs waren, wurden wir immer wieder gefragt, welche Milch Verbraucher denn kaufen können, damit die Bauern genug abkriegen", erzählt Milchbauer Michael Braun. So entstand die Idee einer Milchbauerngenossenschaft mit einer eigenen Marke ("Die faire Milch"). "Wir haben ein Konzept erarbeitet und sind dann 2010 auf den Markt gegangen", so der Landwirt weiter. "Die faire Milch" garantiert, dass die beteiligten Bauern 45 Cent von jedem Liter verkaufter fairer Milch erhalten. Doch nicht nur Fairness für die Erzeuger ist dabei wichtig,sondern auch Nachhaltigkeit und Qualität.

Milch ohne Gentechnik: Die faire Milch

So verpflichtet sich jeder Programmteilnehmer, auf Gentechnik und den umweltschädlichen Einkauf von Futtermitteln aus Übersee zu verzichten. Stattdessen soll das Futter möglichst vom eigenen Hof, ansonsten aus regionalen Kreisläufen stammen. Um das zu gewährleisten, hat sich die Genossenschaft zur flächenbezogenen Viehhaltung verpflichtet. Damit wird die Anzahl von Milchkühen auf der Fläche eines Hofes begrenzt. Das dient dem Tierwohl und ermöglicht die eigene Futtererzeugung und auch die Verwertung der Gülle oder des Mistes ohne Überschüsse.

Dazu kommen weitere Maßnahmen wie die bienenfreundliche Produktion. Jeder Landwirt muss außerdem mindestens ein Umwelt- oder Tierschutzprojekt umsetzen - zum Beispiel eine Streuobstwiese unterhalten.

Video: Kurzvorstellung Die Faire Milch

Öko plus Weide: Weniger Kosten für Umweltschutz

Die eingangs genannte Studie untersuchte dazu auch erstmals, welche Kosten durch die Umweltschäden bei der Milchproduktion entstehen können. Das sind zum Beispiel Kosten für die künftige Vermeidung von Treibhausgasemissionen oder Pestizideinsatz, oder auch Kosten, die nötig sind, um Schäden am Ökosystem wieder zu reparieren.

Je nachdem wie die Milch hergestellt wird, entstehen Mindest-Umweltkosten zwischen 21 und 34 Cent pro Kilogramm Milch. Milch aus Weidehaltung ist dabei besonders umwelt- und damit kostenschonend: Sie spart bis zu 24 Prozent der Kosten, die zur Behebung von Umweltschäden nötig wären. Bei den ökologischen Betriebsmodellen entstehen bis zu 19 Prozent weniger Umweltkosten. Kombiniert – öko plus Weide – entstehen die wenigsten Kosten für die Erhaltung der Umwelt.

„Diese Kosten sind heute nicht im Preis der Milch enthalten“, erläutert Teufel. „sie müssen dennoch über kurz oder lang von den Menschen in der Gesellschaft gezahlt werden.“ Die Wissenschaftlerin betont, dass in der Studie nicht alle Umweltkosten berücksichtigt werden konnten, etwa der Schutz der Biodiversität oder eine artgerechte Haltung im Sinne des Tierwohls. Gerade letzteres ist mehr als 70 Prozent der Deutschen laut Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums von 2019 wichtig.