Im Sommer tanzt er über Schilfrohr und Moorwiesen, aber an den Hängen des Strombergs leuchtet sein Signalorange zwischen den Weinreben, bevor der Herbst die Trauben selbst rot färbt: Der Große Feuerfalter. Dass man seinen Tanz dort erleben kann, ist heute leider nicht mehr selbstverständlich - weltweit sind Schmetterlingsarten vom Aussterben bedroht. So auch der Große Feuerfalter. Einst in ganz Europa - von Spanien über Frankreich, in Deutschland, im Baltikum bis in den Süden zur  Türkei hin - daheim, ist er heute hierzulande ein eher seltener Gast geworden.

Umweltbotschafter

Der „Feuerfalter“ auf dem Flaschenetikett eines besonderen Rotweins im Angebot des Panoramaweinguts in Sachsenheim-Hohenhaslach erzählt eine eigene kleine Geschichte. Reinhard Baumgärtner, Naturliebhaber, Winzer und Weingutinhaber in fünfter Generation, nutzt den vom Aussterben bedrohten, kleinen, leuchtend orangefarbenen Schmetterling sozusagen als „Umweltbotschafter“ und Werbepartner. Denn das geschützte Insekt fühlt sich auch im Habitat des Naturparks Stromberg, in dessen Lagen die Familie Baumgärtner Wein anbaut, heimisch und führt damit indirekt den Nachweis, dass Weinanbau dort im Einklang mit Natur und Umwelt geschieht.

Panoramaweingut Baumgärtner Sachsenheim

Panoramaweingut

Winzer Reinhard Baumgärtner unterwegs im Wingert.

Eine Rotweincuvée aus regionalen Rebsorten seines Anbaus hat Baumgärtner dem Feuerfalter gewidmet. „Beerige Aromen nach Himbeere und Kirsche, weiches Tanningerüst, feine Muskat-Note. Ein Rotwein für jeden Trinkanlass“, charakterisiert der Winzer die Komposition. Die Region Stromberg liegt dem Winzer am Herzen: Auch bei Baumgärtner stehen fast das ganze Jahr über Veranstaltungen im Zeichen regionaler Spezialitäten auf dem Programm, von Spargelwochen, kulinarische Kombinationen wie Fisch und Riesling, Schokolade und Wein bis zu den Wildtagen im Herbst. Im Reifekeller warten die kleinen und großen Holzfässer auf ihre Abfüllung – vor einer stilvoll beleuchteten Naturkeuperwand - quasi Geologie zum Anfassen.

Feuerfalter - alle Infos

Der Große Feuerfalter gehört zur Familie der Bläulinge. Die Flügeloberseiten der Männchen weisen eine leuchtende Orangefärbung mit einem schmalen, dunklen Rand auf.  Vorder- und Hinterflügel tragen je eine kleine, schwarze Sichel in der Mitte. Die Flügeloberseiten der Weibchen besitzen dagegen mehrere schwarze Punkte auf orangefarbenem Vorderflügel und braunschattierten Hinterflügeln. Die Spannweite beträgt ca. 40 mm. Der Große Feuerfalter besiedelt eine Vielzahl von sonnigen Lebensräumen des Offenlandes. Der Große Feuerfalter besiedelt eine Vielzahl von sonnigen Lebensräumen des Offenlandes. Die Raupen ernähren sich von Ampferarten wie dem Riesen-Ampfer oder dem Stumpfblättrigen Ampfer. Heimisch ist der Große Feuerfalter vor allem in Feuchtwiesen, an Gräben,  in feuchten Grünlandbrachen, aber auch auf Ackerbrachen. Die Falter saugen bevorzugt an violetten oder gelben Trichter- und Köpfchenblumen. Die Flugzeit geht von Ende Mai bis Mitte Juli und Anfang August bis Mitte/Ende September. In Baden-Württemberg besiedelt die Art vor allem die Oberrheinebene und in den letzten Jahren auch den nördlichen und zentralen Teil des Neckar-Tauberlandes.

Auf der Roten Liste wird der Große Feuerfalter in Baden-Württemberg wie im gesamten Deutschland auch als gefährdet eingestuft. Ursachen hierfür sind Grünlandumbruch, die Intensivierung der Wiesennutzung durch Düngung und Anstieg der Mahdhäufigkeit (drei- bis viermal jährlich), Entwässerung sowie die Aufforstung von Wiesenflächen. Um den Falter zu schützen werden deshalb der Erhalt blüten- und strukturreicher Wiesen und Wiesenränder, eine Teilflächenmahd unter Belassung von Altgras- und Brachflächen sowie die Schaffung von Bodenstörungen zur Förderung der Raupennahrungspflanzen empfohlen. (lubw/red)

Großer Feuerfalter (lycaena dispar)

dabjola/iStock/Getty Images Plus

Seltener Gast auf unseren Wiesen: Der Große Feuerfalter

Hoflieferant

Neben dieser kleinen Geschichte erfährt aber auch „die“ Geschichte, die Historie des Panoramaweinguts, ihren Transfer ins Weinglas. Und die reicht bis ins Jahr 1865 zurück. Der Vorfahr der Baumgärtners, Johann Matthäus Baumgärtner, heiratete damals die Winzertochter Johanna Christina Keller und legte die Wurzeln des Weinguts, das in seiner heutigen Form 13 Hektar Anbaufläche umfasst. Mit Heimatverbundenheit, Fleiß und Know-how; vor 156 Jahren nannte man das schlicht handwerkliche Kunst. 1908 übernahm der Sohn von „Madeus“, Reinhard Baumgärtners Urgroßvater, die Verwaltung der königlichen Haslacher Weinlage „Kirchberg“ für König Wilhelm II. von Württemberg. Hoflieferant ist das Panoramaweingut seit Ende der Monarchie 1918 zwar nicht mehr. Aber ein Nachfahre des Königs, Herzog Carl von Württemberg, hat noch heute am Ort Weinberge in Besitz.

Fasskeller des Panoramaweinguts Baumgärtner

Panoramaweingut

"Kathedrale im Keuper" nennen sie in der Familie Baumgärtner den Fasskeller des Panoramaweinguts, wo in Barrique- und größeren Holzfässern Rotweine reifen.
Panoramaweingut Baumgärtner: Abfüllung

Panoramaweingut

Der weiße „Madeus B.“ wird aus Grauburgunder- und Chardonnay-Trauben gekeltert und reift für neun Monate im Tonneau (500-Liter-Eichenfass).
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Geschichte im Glas

Baumgärtner hat seinem Ururgroßvater inzwischen ein flüssiges Denkmal gesetzt. Mit Namen „Madeus B.“ legt er besondere Cuvées auf. Die Trauben für den Roten wachsen auf Keuperstandorten am Hohenhaslacher Kirchberg. Er ist komponiert aus Lemberger, Cabernet Cubin und Merlot. Dieser sehr dichten, stoffigen Cuvée, die nur in den besten Jahren hergestellt wird, gönnt der Winzer 18 Monate im kleinen Holzfass und nach Abfüllung weitere zwei Jahre Flaschenreifung, bis er dann ins Glas darf.