Wer aufmerksam und behutsam ist, kann schon jetzt die ersten winzigen Heuschrecken entdecken. Doch auf vielen Wiesen im Land herrscht grüne Ödnis: „Von oben sieht unser Land teils aus wie ein großer Golfplatz, sattes Grün soweit das Auge reicht. Kaum sind die ersten Gräser da, werden Mäher und Mulcher ausgepackt, Löwenzähne ausgestochen und der Rasen manikürt“, sagt Naturschutz-Expertin Anna Sesterhenn vom NABU Baden-Württemberg.

Video: Hilfe für Insekten auf Balkon und im Garten

Nicht nur in manchen Privatgärten herrsche Blütenmangel. Auch entlang von Straßen werden Grünflächen – sogenanntes Straßenbegleitgrün – teils schon früh im Jahr weiträumig gestutzt. In der Landwirtschaft sind die ersten Traktoren mit Mähwerk unterwegs, um Silage als Kuhfutter herzustellen.

Blühinseln für Insekten: Das können Kommunen tun

Der Klimawandel zwingt Kommunen zum Umdenken, denn es gilt, sich zugleich an Hitzeperioden und Starkregenereignisse anzupassen. Naturnahe Grünflächen bieten Lebensräume, speichern Wasser und klimaschädliches CO2 und kühlen ihre Umgebung. Grünflächen entlang von Wegen und Straßen können Insekten und anderen Tieren Nahrung und Nistplätze bieten.

Leider werden viele Flächen zu früh, zu oft und zu radikal gekürzt. Dabei ist das aus Sicht des NABU gar nicht notwendig: „Für eine saubere Optik und die Gewährleistung der Verkehrssicherheit reicht es, einen Streifen in der Breite eines Mähwerks direkt am Weg zu mähen, der Rest kann länger stehen bleiben, je nach Standort bis Juni oder Juli“, erklärt Sesterhenn.

Habichtskraut im Garten als Blühinsel für Insekten

NABU/Sabine Holmgeirsson

Habichtskraut im Garten als Blühinsel für Insekten
Hochbeet mit Trockenmauer

Eric Neuling/NABU

Auch ein entsprechend bepflanztes Hochbeet kann gegen grüne Odnis helfen.
Distelfalter auf Wasserdost

Christine Kuchem

Mit wenigen Maßnahmen lassen sich Lebensräume für Schmetterlinge schaffen.
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In Privatgärten: Wilde Brennesselecken und Blühstreifen anlegen

Vom 6. bis 15 August lädt der NABU wieder zum Insektensommer ein. Dann heißt es: alles zählen, was krabbelt oder fliegt und sechs Beine hat (www.insektensommer.de).

Damit es im Garten viel zu entdecken gibt, sollte der Rasenmäher jetzt noch im Schuppen bleiben, empfiehlt die NABU-Expertin: „Wer spät mäht, hat nicht so viel Stress, kann den Blüten bei der Entwicklung zusehen und die Insektenvielfalt entdecken.“

Für die Neuanlage eines Blühstreifens sollte man gebietsheimisches Saatgut nutzen. In bestehendem Rasen kann man punktuell offene Stellen schaffen und diese mit den gewünschten Samen einsähen oder die Art des Mähens auf Dauer ändern. „Dann heißt es: warten und sich überraschen lassen!“, so die NABU-Gartenexpertin. „Auch wenn sich nicht jeder nährstoffreiche Rasen schnell zum Blütenparadies entwickelt, kann allmählich ein Lebensraum für eine Vielzahl von Arten entstehen“, rät Sesterhenn.

Fünf Tipps für insektenfreundliche Wiesen

  1. Frühestens Mitte Juni mähen und Schnittgut abräumen
  2. Nicht alles auf einmal, sondern in Abständen von zwei bis drei Wochen mähen
  3. Ränder und Säume an Wegen, Straßen, Wäldern und Bächen als Rückzugsraum erhalten
  4. Mindestens zwölf Zentimeter Bewuchs stehen lassen, so können Insekten überleben
  5. Auf Mähaufbereiter verzichten, wenn möglich Sensen oder Balkenmäher nutzen

Praxis-Tipp

Anlegen einer Wildblumenwiese