Bis vor 200 Jahren waren pflanzliche Heilmittel die einzige Medizin. Inzwischen haben sich die Möglichkeiten enorm erweitert. Trotzdem erfreut sich die Pflanzenheilkunde wieder großer Beliebtheit – auch und vor allem zuhause. Grund genug, eine kleine Hausapotheke anzulegen.

Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.

Das erkannte der berühmte Arzt Paracelsus schon im 16. Jahrhundert. Die wohltuenden Inhaltsstoffe legt die Pflanze an, um ihre eigene Vitalität zu fördern und zu schützen. Aber sie wirken auch auf den menschlichen Organismus. Gerade in der lichtarmen Winterzeit können wir sie nutzen, um zum Beispiel unser Immunsystem zu unterstützen.

Oftmals ist uns aber das mühsame Zusammensuchen des richtigen Krauts zu viel Aufwand, sodass wir aus Bequemlichkeit auf synthetische oder chemische Mittel zurückgreifen. Wohl dem, der eine kleine Kräuterapotheke angelegt hat. Deshalb stellen wir im folgenden die Top Ten der pflanzlichen Helfer vor, die in keinem Haushalt fehlen sollten.

Teeaufguss aus Heilpflanzen geht immer!

Die einfachste Verwendung der beschriebenen Kräuter ist übrigens immer ein Teeaufguss. Generell gilt: etwa 1 TL Kraut auf 250 ml heißes Wasser und je nach gewünschter Stärke 5–8 Min. ziehen lassen. Natürlich können Kräutertees auch vorbeugend getrunken werden. Kommen Sie gesund durch den Winter!

1. Dost (Wilder Majoran): Für die Atemwege

krampflösend, auswurffördernd, desinfizierend

Dost oder Majoran

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Der Dost ist den meisten als Wilder Majoran bekannt.

Majoranbutter

Majoranbutter kann bei Schnupfen und Husten für Linderung sorgen, indem sie unter der Nase und im Brustbereich aufgetragen wird. Butter ist nicht lange haltbar, deshalb bei Bedarf frisch herstellen.

  • 1 EL weiche Butter mit 1–2 TL zerkleinertem Majorankraut in einem Wasserbad schmelzen lassen. Entstehenden Schaum abschöpfen, ca. 15 Min. ziehen lassen, abseihen. In ein kleines Gefäß füllen und im Kühlschrank aufbewahren.

Majoraninhalation

Um wieder besser durch­atmen zu können, eignet sich eine Inhalation gemäß dieser Rezeptur.

  • 1 TL Majorankraut mit 1 EL Salz mörsern. 1–2 EL des Inhalationssalzes mit 250 ml heißem Wasser überbrühen und unter einem Handtuch inhalieren.

2. Johanniskraut: Für Psyche und Nerven

stimmungsaufhellend, beruhigend und schmerzlindernd

Johanniskraut

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Johanisskraut ist ein Stimmungsaufheller - ein "Gute-Laune-Blümchen".

In der kalten Jahreszeit und bei Wetterfühligkeit können Nervenschmerzen sehr unangenehm sein. Das Rotöl des Johanniskrauts kann Abhilfe schaffen und ist eines der wenigen Kräuter­mittel, die bei Nervenschmerzen (Neuralgien) Wirkung zeigen.

Es ist außerdem bekannt für seine stimmungsaufhellende Wirkung. Die dunkle Jahreszeit kann einem schon mal aufs Gemüt schlagen. Mit Johanniskraut bringt man wieder Licht ins Dunkel.

  • Deshalb empfiehlt sich eine 3-monatige Kur mit Tee, Tinktur und eventuell Fertigpräparaten. Am besten schon 2–3 Wochen vor der sonnenlichtarmen Zeit damit anfangen, da sich die Wirkung erst mit der Zeit aufbaut.
  • Das getrocknete Kraut kann zudem in ein Säckchen oder eine Kissenhülle gesteckt werden, um seine beruhigende Wirkung bei Unruhezuständen oder Schlafstörungen zu entfalten.

Achtung: Bei Johanniskraut kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medi­kamenten und zu erhöhter Lichtempfindlichkeit kommen. Bei Depressionen nur unter Rücksprache mit Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker anwenden.

3. Kamille: Für Magen, Darm, Wundheilung, Rachen und Atemwege

entzündungshemmend, krampflösend, antibakteriell, blähungstreibend

Kamille und Kamillentee

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Die wohlschmeckende und -riechende Kamille hat positive Wirkungen auf die Gesundheit

Ein Kamillenaufguss lohnt sich immer: innerlich bei krampfartigen Magen-­Darm-Beschwerden, Durchfall, Verdauungsstörungen oder Blähungen als Tee, bei entzündlichen Hauterkrankungen als Waschung. Bei Atemwegserkrankungen als Inhalation, bei Entzündungen im Rachenraum als Mundspülung und äußerlich bei Wunden als Auflage.

Kamillen-Rollkur

Zwischendurch kann eine 10-tägige ­Magen-Darm-Kur mit Kamille sehr wohltuend sein:

  • Morgens, am besten nüchtern, 2 Tassen Kamillentee trinken, anschließend jeweils für 5 Min. auf dem Rücken, der linken Seite, auf dem Bauch und abschließend auf der rechten Seite liegen. Dadurch werden die Magenschleimhäute rundum benetzt. Zudem haben das „Rollen“ und ein ruhiges Ein- und Ausatmen eine beruhigende Wirkung auf Körper und Seele.

Achtung: Kamille gehört zu den Korb­blütlern, die – wenn auch selten – zu Kontaktallergien führen können. Deshalb sollte der Kontakt mit den Augen vermieden werden.

4. Lindenblüten: Gegen Erkältungen

schweißtreibend, abwehrsteigernd

Lindenblüten

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Der Lindenbaum beschenkt uns mit seinen Blüten.

Lindenblütentee ist ein Klassiker, der wohl nie aus der Mode kommen wird und im Winter nicht wegzudenken ist. Bei Erkältungen und um die Abwehrkräfte zu steigern, den Tee möglichst heiß trinken. Ein heißes Voll- oder Fußbad unterstützt die schweißtreibende Wirkung der Lindenblüten. Anschließend den Körper warm einpacken und die Sache ausschwitzen.

Lindenblüten-Fußbad

  • 4 EL Lindenblüten in einer Schüssel mit 1 l heißem Wasser übergießen und ca. 10 Min. ziehen lassen. Wasser auf eine angenehme Temperatur bringen und ein 10-minütiges Fußbad nehmen. Füße und Körper anschließend warm einpacken und ruhen.

5. Mädesüß: Gegen Fieber und Schmerzen

fiebersenkend, entzündungshemmend, schmerzlindernd

Mädesüß

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Mädesüß kann Fieber senken und Entzündungen hemmen.

Das Salizin im Mädesüß ist der Ausgangsstoff für Aspirin. Daher wird es bei fieberhaften Infekten eingesetzt. Der Wirkstoff entfaltet zwar erst nach ein paar Stunden seine Wirkung, dafür hält sie einige Stunden an. Um mit Mädesüß einen wirksamen Effekt zu erzielen, kann man morgens und abends jeweils eine Tasse Tee trinken.

Mädesüß-­Kompresse

  • Bei schmerzenden Gelenken (Arthritis, Rheuma) und Neuralgien empfiehlt es sich, einen starken Mädesüß-Aufguss zu machen und auf die betroffene Stelle ein getränktes Tuch aufzulegen. Um die Wirkung zu verstärken, können dem Tee noch ca. 15 Tropfen Mädesüß-Tinktur hinzugefügt werden.

Achtung: Nicht anwenden bei einer Salizin-Überempfindlichkeit.

6. Minze: Für die Atemwege, gegen Fieber und Kopfschmerzen

kühlend, schmerzlindernd, krampflösend

Minze und Minztee

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Die Minze wirkt kühlend und schmeckt als Tee besonders lecker.

Durch die kühlende Wirkung der Minze eignen sich Tees und Wickel bei Fieber, um wieder einen kühlen Kopf zu bekommen. Mit ätherischem Minzöl bekommt man in Sekundenschnelle eine verstopfte Nase wieder frei. Es reicht oft schon, an einem zerriebenen Blatt oder am ätherischen Öl zu schnuppern. Über Nacht zusätzlich noch 2–3 Tropfen in ein Wasserschälchen geben und im Schlafraum aufstellen. Auch gegen Kopfschmerzen, die oft mit Erkältungen und verstopften Nasen einhergehen, ist Minze die richtige Wahl.

Massageöl (bei Kopfschmerzen, Migräne)

  • 5–10 Tropfen ätherisches Öl mit 25 ml Mandelöl verdünnen. Vorsichtig die Schläfen und/oder den Stirnbereich damit massieren.

Achtung: Das ätherische Öl der Minze ist sehr scharf und kann die Schleimhäute reizen. Augenkontakt vermeiden. Nicht bei Säuglingen und Kleinkindern anwenden.

7. Salbei Für den Rachenraum und das Immunsystem

antibakteriell, virus- und entzündungshemmend

Salbei und Salbeitee

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Salbei schmeckt gut und kann bei Hals- und Rachenproblemen helfen.

Salbei ist ein weiterer Klassiker, der aus der pflanzlichen Hausapotheke nicht wegzudenken ist. Bei Entzündungen im Hals- und Rachenbereich sorgen das Trinken von Salbeitee und das Gurgeln sofort für Linderung.

Gurgellösung/Mundspülung

  • 2 TL Salbeiblätter oder 2–3 Tropfen ätherisches Salbeiöl mit 250 ml heißem Wasser aufgießen, abseihen und abkühlen lassen. Mehrmals täglich mit der Lösung gurgeln und spülen.

Achtung: Ätherisches Salbeiöl und alkoholische Salbeiauszüge nicht während der Schwangerschaft anwenden.

8. Roter Sonnenhut: Für das Immunsystem

immunstimulierend, antiinfektiös, antiviral

Roter Sonnenhut

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Der Rote Sonnenhut ist nicht nur gut füs Immunysystem, er sieht auch schön aus.

Echinacea ist eines der tradtionellsten und gefragtesten pflanzlichen Heilmittel, um das Immunsystem zu stimulieren. Die Abwehrbereitschaft der Pflanze signalisiert schon ihr stachel­artiger Blütenkopf. In getrocknetem Kraut sind nicht mehr genügend wirksame Inhaltsstoffe vorhanden, deshalb werden hier Fertigpräparate wie Sonnenhut-Tinktur verwendet.

Wie mit der Zistrose (siehe unten) kann auch damit eine immunstimulierende Kur durchgeführt werden.

9. Schagarbe: Für Magen und Darm

krampflösend, blähungs- und entzündungshemmend, verdauungsfördernd

Schafgarbe

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Die Schafgarbe wirkt u.a. krampflösend.

Bei Blähbauch, Verdauungsbeschwerden, krampfartigen Bauchschmerzen, aber auch bei Menstruationsbeschwerden und Völlegefühl können Schafgarben-Tee und ein Schafgarben-Wickel helfen.

Schafgarben-Wickel

  • 4 EL Schafgarbe mit 1 l heißem Wasser überbrühen, 10 Min. ziehen lassen und abseihen. Ein Tuch mit dem Aufguss tränken, auswringen, vorsichtig auf die betroffene Stelle auflegen und mit einem größeren Tuch oder Schal fixieren. Zusätzlich kann eine Wärmflasche aufgelegt werden.

Achtung: In seltenen Fällen ist eine Kontakt­allergie möglich.

10. Zistrose: Für Immunsystem, Rachenraum und Haut

antiviral, entzündungshemmend, antibakteriell, antioxidativ

Zistrose und Zistrosentee

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Die Zistrose kann dabei helfen, die Abwehrkräfte zu stärken.

Bei Infektanfälligkeit und um die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken, empfiehlt sich eine Zistrosen-Kur: über 14 Tage lang 3-mal täglich eine Tasse Zistrosen-Tee trinken. Aber auch wenn ein Infekt im Anflug ist oder wenn man bereits von Erkältung & Co. geplagt wird, tut dieses Power­kraut seine Wirkung. Zusätzlich kann bei Halsschmerzen und Entzündungen im Rachenraum mit einem starken Tee gegurgelt werden.

Einen weiteren positiven Effekt hat das Kraut auf die Haut. Waschungen mit dem Aufguss sind eine reine Wohltat für die gestresste Winterhaut.