Pilates ist zwar vielen ein Begriff, doch was sich genau hinter dieser vielfältigen und besonderen Trainingsmethode verbirgt, wissen wenige. Fitnessprogramm für ein neues Körpergefühl. Häufig wird Pilates auch in einem Atemzug mit Yoga genannt, da der Geist bei beiden einen besonderen Stellenwert genießt. Doch gerade beim geschichtlichen Hintergrund sowie den Inhalten der beiden Kurse gibt es viele Unterschiede.

Was genau ist die Pilates-Methode?

Die Pilates-Methode ist ein umfassendes System von Übungen, die neben dem Training von Kraft, Koordination und Beweglichkeit auch die Konzentration fördern. Diese Übungsauswahl wurde von Joseph H. Pilates erstmals ausgearbeitet und umfasst klassischerweise 40 Übungen. Mittlerweile wurde Pilates bereits vielfältig weiterentwickelt, wodurch zahlreiche Pilatesrichtungen entstanden sind. Charakteristisch ist die stets kontrollierte und konzentrierte Bewegungsausführung. 

Die Qualität der Übungsausführung steht dabei immer über der Quantität. Durch das hohe Maß an Aufmerksamkeit, das während des Trainings der Atmung und den einzelnen Muskelgruppen zuteil wird, werden Körper und Geist gemeinsam beansprucht. Schon nach kurzer Zeit wird ein neues Körpergefühl entwickelt, die Haltung verbessert und das Körperzentrum, im Pilates auch Powerhouse genannt, gestärkt.

Junge Frau legt beide Hände auf ihr Powerzentrum beim Pilates

Delmaine Donson/E+/Getty Images Plus

Im „Powerhouse“ befinden sich die vier Bauchmuskeln, die das Energiezentrum umschließen

Wie Pilates entstanden ist

Der Begründer der Trainingsmethode, Joseph H. Pilates, wurde 1883 in Mönchengladbach geboren. In seiner Kindheit litt er unter verschiedenen Erkrankungen, weshalb er sich schon früh dem Sport widmete. Daher war er stets auf die korrekte Ausführung fokussiert und stark an der Rolle der Atmung sowie der Wirkung des Geistes auf den Körper interessiert. Seine eigenen Methoden hat er sein gesamtes Leben lang weiterentwickelt. Angefangen als Kriegsgefangener während des Ersten Weltkrieges und später in seinem eigenen Fitnessstudio in Amerika. Er selbst nannte sein Programm „Contrology“, was für die besondere Verbindung und Koordination von Körper und Geist steht.

Video: Pilates im Check

Training mit Langzeitwirkung

Pilates zielt auf ein systematisches Training des gesamten Körpers ab, stärkt durch die verschiedenen Übungsvarianten gezielt die Muskulatur, verbessert die Beweglichkeit und steigert die Selbstwahrnehmung. Besonders die Stärkung der Rumpfmuskulatur wirkt sich positiv auf die Haltung aus und kann Rückenschmerzen lindern und damit langfristig die Lebensqualität verbessern.

Die sechs Prinzipien des Pilates

Pilates basiert auf sechs Grundprinzipien, die essenziell für eine korrekte Ausführung sind:

  1. Atmung: Die bewusste Atmung unterstützt die Bewegungsausführung und verbessert die Sauerstoffversorgung der Muskeln.
  2. Zentrierung: Das Powerhouse, also die Körpermitte, wird gezielt aktiviert und gestärkt.
  3. Kontrolle: Jede Bewegung wird bewusst und kontrolliert ausgeführt.
  4. Konzentration: Fokussierung auf die Bewegungsqualität und das eigene Körpergefühl.
  5. Präzision: Die Übungen werden exakt und mit hoher Genauigkeit durchgeführt.
  6. Fließende Bewegungen: Pilates ist ein harmonischer Bewegungsfluss ohne abrupte Unterbrechungen.

Matten-Pilates vs. Geräte-Pilates

Pilates kann sowohl auf der Matte als auch mit speziellen Geräten durchgeführt werden. Matten-Pilates ist weit verbreitet und erfordert lediglich eine Trainingsmatte. Hierbei wird häufig mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet oder kleine Hilfsmittel wie Bänder oder Bälle eingesetzt. Geräte-Pilates hingegen nutzt spezielle Apparate wie den Reformer, den Cadillac oder den Wunda Chair, die den Widerstand und die Unterstützung der Übungen individuell anpassen.

Frauen und Männer verschiedenen Alters beim Pilates-Training

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Pilates ist ein Fitnesstraining für alle Altersgruppen

Pilates für verschiedene Zielgruppen

Pilates ist für alle Altersgruppen geeignet und kann individuell an verschiedene Bedürfnisse angepasst werden. Anfänger starten mit leichten Übungen, um das Körpergefühl zu schulen. Schwangere profitieren von speziellen Pilates-Programmen, die die Rumpfmuskulatur stabilisieren und den Beckenboden stärken. Auch Menschen mit Rückenproblemen oder orthopädischen Beschwerden können durch gezielte Pilates-Übungen ihre Muskulatur stärken und Schmerzen lindern.

Fitnesstrend mit Potenzial

Pilates wird zunehmend mit anderen Trainingsmethoden kombiniert. So gibt es zum Beispiel Pilates mit Faszien-Training, bei dem gezielt das Bindegewebe stimuliert wird, oder funktionelles Pilates, das alltagsnahe Bewegungsabläufe stärkt. Auch digitale Angebote boomen – viele Menschen trainieren mittlerweile mit Online-Videos bequem von zu Hause aus.

Pilates ist weit mehr als ein Fitnesstrend – es ist eine ganzheitliche Trainingsmethode, die Kraft, Beweglichkeit und Körperbewusstsein fördert. Egal ob als sanftes Einsteigertraining oder als anspruchsvolles Workout für Fortgeschrittene, die Vielseitigkeit von Pilates macht es für jeden zugänglich. Mit der richtigen Technik und kontinuierlichem Training lassen sich nachhaltige positive Effekte auf Körper und Geist erzielen.