Potenzstörungen, sowie gutartige und bösartige Veränderungen der Prostata betreffen eine Vielzahl der Männer in Deutschland und gehören zu den häufigsten Gründen einen Urologen aufzusuchen. Rund 40 Prozent der über 50-Jährigen entwickeln behandlungsbedürftige Beschwerden des unteren Harntrakts, ausgelöst durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Aber auch bösartige Tumorerkrankungen kommen häufig vor. Das Prostatakarzinom ist sogar die häufigste Tumorerkrankung des Mannes. 2021 gab es 65.820 Neuerkrankungen in Deutschland. 

Ebenso sind Potenzstörungen weit in der männlichen Bevölkerung verbreitet. Ca. 19 Prozent der sexuell aktiven Männer berichten über eine erektile Dysfunktion, es ist jedoch von einer vielfach höheren Dunkelziffer auszugehen.

Weiterhin mit Scham behaftet

Nach wie vor stellen sich jedoch prozentual nur wenige Erkrankte beim Urologen vor. Die Problematik ist für viele Männer nach wie vor mit Scham und Vorbehalten behaftet, und die Vorstellung von einer urologischen Untersuchung sowie den Therapiemöglichkeiten, entspricht häufig nicht mehr der Realität des aktuellen medizinischen Standes.

Ein frühzeitig erkanntes Prostatakarzinom ist heilbar. Die Therapiemöglichkeiten sind breit aufgestellt und gehen nicht mehr automatisch mit Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Potenzstörungen einher. Eine Prostatahyperplasie kann sowohl medikamentös als auch operativ, dabei fast immer minimalinvasiv, behandelt werden. Bei Potenzproblemen sind vielfältige und gut verträgliche, medikamentöse und physikalische Therapien einsetzbar, um die Erektionsfähigkeit zu unterstützen und wiederherzustellen.

Ein frühzeitig erkanntes Karzinom ist heilbar.

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Ein frühzeitig erkanntes Karzinom ist heilbar.

Im Folgenden möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick geben, nicht nur über die Symptome der häufigsten urologischen Erkrankungen, sondern auch über die neuesten Technologien.

BPH (Benigne Prostatahyperplasie – die gutartige Vergrößerung der Prostata)

Eine gutartige Vergrößerung der Prostata betrifft die Mehrzahl der Männer bei steigender Inzidenz im höheren Lebensalter. Auftretende Beschwerden werden häufig unter dem englischen Akronym LUTS (Lower Urinary Tract Symptoms) zusammengefasst. Damit werden sowohl obstruktive als auch irritative Beschwerden, die während der Blasenfüllung- und Entleerung auftreten, beschrieben. Typische Symptome sind häufiges Wasserlassen, starker Harndrang, nächtliches Wasserlassen, unregelmäßiger und schwacher Harnstrahl, das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, Nachträufeln, sowie das Pressen beim Wasserlassen.

Die Diagnosestellung erfolgt klinisch durch gezielte Befragung, Fragebögen, die körperliche Untersuchung, urologische Ultraschalluntersuchungen und Harnstrahlmessungen.

Unbehandelt kann eine Prostatahyperplasie zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Harnwegsinfektionen, Blutungen, Harnverhalte, Schädigungen der Blasenwand, Harnblasensteine und im späten Stadium eine Harnstauung mit Nierenversagen sind mögliche Folgen.

Mögliche Behandlungsmethoden

Therapeutisch kommen medikamentöse und operative Behandlungsansätze, mittlerweile fast ausschließlich mit minimalinvasivem Charakter zum Einsatz. Die verbreitetste Operation einer gutartigen Prostatavergrößerung war und ist die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P). Der Eingriff wird minimalinvasiv über die Harnröhre durchgeführt. Ist das Prostatavolumen zu groß, kommen Laserverfahren zum Einsatz, die mittlerweile die offenen Operationen fast vollständig ablösen.

Neben diesen klassischen Therapieverfahren ergänzen mittlerweile jedoch auch viele neuartige Therapieansätze das Behandlungsspektrum.

Einer davon ist die konvektive Wasserdampfablation der Prostata, welche unter dem Namen Rezum-Therapie angeboten wird. Hierbei wird die Prostata durch Wasserdampfenergie minimalinvasiv über die Harnröhre verkleinert. Ein Verfahren welches wir in unserer Praxis anwenden um eine schonende und komplikationsarme Therapieform der BPH anbieten zu können.

Viele neuartige Therapieansätze ergänzen das Behandlungsspektrum.

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Viele neuartige Therapieansätze ergänzen das Behandlungsspektrum.

Prostatakrebs: Neuartige Therapiemethoden

Das Prostatakarzinom ist wie bereits erwähnt der häufigste Tumor des Mannes in Deutschland. Aufgrund der Häufigkeit und der einfachen Durchführbarkeit gibt es eine konsequente Vorsorgeempfehlung. Diese umfasst als Basisdiagnostik die digital rektale Untersuchung, ggf. ergänzt durch eine Bestimmung des Prostatatumormarkers (PSA-Wert / Prostataspezifisches Antigen) im Blut und einen speziellen Prostataultraschall.

Bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom sollte die weitere Abklärung vorzugsweise mittels multiparametrischer MRT-Untersuchung der Prostata (mpMRT), und falls notwendig, folgender Gewebeentnahmen (Prostatastanzbiopsie) erfolgen. Die Biopsie kann durch den Enddarm (transrektal) oder durch den Dammbereich (transperineal) erfolgen. 

Der Vorteil einer vorherigen mpMRT Untersuchung besteht zum einen in der Vorhersagbarkeit der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens eines Prostatakarzinoms und zum anderen in der genauen Lokalisation des verdächtigen Areals. Wenn ein MRT vorliegt, kann die Biopsie durch das MRT gesteuert und damit gezielter erfolgen. Moderne Ultraschallgeräte und KI-gesteuerte Software werden hierbei mittlerweile zur Planung und Durchführung dieser Prostatabiopsien angewandt. MRT fusionsgesteuerte Biopsien bieten wir in unseren Praxen an, um den modernsten Standards der verfügbaren Verfahren und Diagnostikmöglichkeiten gerecht zu werden.

Erektile Dysfunktion

Eine dauerhafte oder auch vorübergehende erektile Dysfunktion (Potenzstörung) kann in jedem Alter auftreten, die Ursachen sind dabei sehr verschieden. Neben ungesunder Lebensführung, dem Rauchen und erhöhtem Stressaufkommen können insbesondere Gefäßerkrankungen zu einer Potenzverschlechterung beitragen.

Eine gesunde Lebensführung, Gewichtsverlust und Sport können hierbei zu einer Verbesserung der Beschwerden führen. Weitere Behandlungen sind vielfältig, die Basis bilden meist potenzfördernde Medikamente, die sogenannten Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5-Hemmer). Aber auch Penispumpen- und Ringe, Medikamente in Gelform bis hin zu Injektionstherapien in die Schwell-körper kommen zum Einsatz. 

Eine weitere moderne und nebenwirkungsfreie Therapie ist die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT). Hierbei werden hochfrequente Stoßwellen auf die Schwellkörper appliziert, um eine Neubildung von Gefäßen anzuregen und damit eine Verbesserung der Penisdurchblutung und hierdurch der Erektionen zu erreichen.