Bis zu 130 Liter Trinkwasser verbraucht jeder von uns täglich. Bis zu 50 Prozent davon könnte durch Regenwasser ersetzt werden. Angesichts steigender Kosten und Veränderungen des Klimas sowie des Wetters vor Ort wird die Nutzung von Regenwasser immer attraktiver. Einerseits für die Gartenbewässerung, andererseits für den Haushalt.

Konzept "Schwammstadt" in Baden-Württemberg

Baden-württembergische Städte sind durch den Klimawandel stärker betroffen als ländliche Gebiete, da versiegelte Flächen die Umgebung aufheizen oder bei Starkregen Überschwemmungen verursachen können. Viele Städte setzen auf das Konzept der "Schwammstadt".

Es sieht eine Aufnahme von Regen wie ein Schwamm vor, um Überschwemmungen zu vermeiden und bei Hitze das Wasser durch Verdunstung abzugeben – und so die Stadt kühl zu halten.

Video: Schwammstädte gegen Starkregen

Ein geeigneter Einsatzbereich für die Schwammstadt ist vor allem bei Neubaugebieten gegeben. Ein Beispiel dafür ist der Stadtteil Gerlenhofen in Neu-Ulm, wo ein solches Projekt umgesetzt wurde.

Regenwasser wird über eine Rinne, die sich in der Mitte der Straße befindet, in einen kleinen Kanal geleitet und fließt dann auf eine Wiese, wo es versickern kann.

Auch der Weinbau in Baden-Württemberg leidet unter Trockenheit

Nicht nur unsere privaten Gärten leiden unter der Trockenheit im Sommer. Auch die Landwirtschaft kämpft mit Bewässerungsproblemen. Im Februar fand die 70. Württembergischen Weinbautagung statt.

Im Gespräch mit dem SWR teilte Hermann Hohl, Präsident des Weinbauverbands Württemberg, mit, dass aufgrund von Einschränkungen bei der Entnahme von Grundwasser im Sommer 2022 zur Bewässerung in der Landwirtschaft neue Brunnen kaum noch genehmigt werden. Der Grundwasserspiegel erlaube dies nicht mehr. Umso wichtiger wird die Regenwassernutzung auch in diesem Bereich.

Regenwassernutzung ist für alle sinnvoll: Kommunen, Gewerbe und Landwirtschaft – aber auch oder gerade für Privathaushalte.

Regenwassernutzung - Regenwasser für Haushalt und Garten

Lohnt sich Regenwassernutzung im Privathaushalt? Und warum?

Klares Ja! Die heißeren Sommer erfordern immer mehr Bewässerung für die Pflanzen. Warum sollte man wertvolles Trinkwasser dazu verwenden? Eine Regentonne aufzustellen, ist die kostengünstigste Methode, den Garten zu bewässern.

Außerdem ist Regenwasser weicher als Leitungswasser, die Pflanzen vertragen es naturgemäß besser. Durchschnittlich 5 Prozent des täglichen Pro Kopf Wasserverbrauchs lassen sich bei der Gartenbewässerung durch Regenwasser ersetzen.

Vier Tipps für die Gartenbewässerung mit Regenwasser haben wir hier für Sie zusammengefasst. Und Tipps vom Umweltbundesamt (externer Link) gibt es hier.

Video Regenwasserzisterne im Garten

Regenwassernutzung im Haushalt und was man sparen kann

Durch eine Regenwassernutzungsanlage wird das Niederschlagswasser vom Dach aufgefangen und kann im Haushalt als Brauchwasser genutzt werden. Dabei ist nicht immer Trinkwasserqualität erforderlich. Trinkwasser wird aufwändig und teuer aufbereitet.

Regenwassernutzung im Haushalt

  • Regenwasser für die Toilettenspülung

    • Einsparpotenzial 30 Prozent
    • Ökologischer als Trinkwasser
    • Weniger Kalkablagerungen
  • Regenwasser für die Waschmaschine (und ggf. Spülmaschine)

    • Einsparpotenzial 13 Prozent
    • Ökologischer als Trinkwasser
    • Weniger Kalkablagerungen, längere Lebensdauer der Geräte
    • Weniger Waschmittel notwendig (bis zu 20 Prozent)
  • Regenwasser zum Putzen

    • Einsparpotenzial 2 Prozent
    • Ökologischer als Trinkwasser
    • Weniger Reinigungsmittel notwendig

Regenwasser hat eine hohe Qualität, wenn es fachgerecht gesammelt wird, und ist daher bedenkenlos für die Toilettenspülung und Waschmaschine verwendbar. Hierfür gibt es technisch ausgereifte Produkte und Systeme.

Achtung: Wasser, das auf Zink- und Kupferdächer oder eine Bitumenabdichtung regnet, sollte nicht für die Gartenbewässerung oder im Haushalt genutzt werden, da es umweltschädliche Stoffe freisetzen kann!

Modernes Bad mit Waschmaschine

Ziga Plahutar/E+/Getty Images

Regenwasser für Waschmaschine und Toilette nutzen - einige Städte geben Zuschüsse.

Sparen mit Regenwasser

Ein Vier-Personen-Haushalt kann durch die Nutzung von Regenwasser durchschnittlich 40 Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr einsparen. Wenn auch die Wäsche mit Regenwasser gewaschen wird, können es sogar 60 Kubikmeter sein.

Das bedeutet eine jährliche Ersparnis von etwa 160-200 Euro, je nach Wassergebühren.

Wenn für das genutzte Regenwasser keine Abwassergebühren anfallen, können sogar 240-300 Euro pro Jahr eingespart werden.

Regenwasserzisternen im Boden

hamikus/iStock/Getty Images Plus

Für die Regenwassernutzung gibt es verschiedene Systeme.

Obwohl es in der Regel mehr als 10 Jahre dauert, bis sich eine Regenwassernutzungsanlage rechnet, spricht neben den Sparvorteilen auch dieses Argument klar dafür:

Bei Starkregen kann die Verwendung von Regenwassertanks oder Zisternen dazu beitragen, die Kanalisation zu entlasten und Überschwemmungen zu verhindern.

So schützen Sie Ihr Haus vor Starkregen und Überschwemmung

Berechnungs-Tools zur Regenwassernutzung

Um das konkrete Einsparpotenzial bzw. die passende Größe des Systems zu berechnen, sind einige Angaben nötig. Verschiedene Anbieter stellen auf ihren Websites Berechnungstools zur Verfügung, wie zum Beispiel

Berechnungstool von Graf
Berechnungsprogramm von Mall
Rechner zur Berechnung von Regenwasserbewirtschaftungsanlagen von Wavin (sehr umfangreich und aktuell; mit Anmeldung; PDF-Dokument als Grundlage für die wasserrechtliche Erlaubnis bei Behörden)

Genaue Formeln zur Berechnung der Anlagengröße finden Sie beispielsweise auch → hier.

Bitte beachten Sie, dass die Verlinkungen keine Empfehlung darstellen!

Abwassergebühr sparen dank Regenwasser

Den Abwasserentsorgungsunternehmen fallen Kosten für den Abwassertransport und die Abwasserreinigung an. Wer das Regenwasser auf seinem Grundstück nicht mehr in die Kanalisation ableitet, spart sich die Niederschlagswassergebühr und zahlt weniger Schmutzwassergebühr.

Verfügt das Haus über eine Dachbegrünung, werden bis zu 90 Prozent des Regenwassers – je nach Material und Dicke – von den Pflanzen und im Substrat gespeichert. Viele Gemeinden gewähren in diesem Fall einen Abschlag auf die Niederschlagswassergebühr, teilweise bis zu 50 Prozent.

Die Abwassergebühr wird je m³ Frischwasser erhoben und setzt sich kalkulatorisch aus einer

  • Schmutzwassergebühr (Kanalgebühr und Klärgebühr) sowie einer
  • Niederschlagswassergebühr (eventuell auf den m³ Frischwasser umgelegt)

zusammen. Sie enthält normalerweise keine Mehrwertsteuer.

Schmutzwassergebühr

= Kosten für die Einleitung von Schmutzwasser in die öffentliche Kanalisation und die Beseitigung von verschmutztem Wasser (sofern nicht im Abwasserpreis enthalten).

Der Preis setzt sich aus den kalkulierten Kosten für den Abwassertransport (Kanalgebühr) und die Abwasserreinigung (Klärgebühr) zusammen. Gebühren für die Beseitigung von Regenwasser werden separat über die Niederschlagswassergebühr erhoben. Das Schmutzwasser wird in EUR je m³ Frischwasser berechnet.

Da in Baden-Württemberg die Abwasserbeseitigung noch vollständig in kommunaler Hand liegt, wird dafür keine Mehrwertsteuer erhoben.

Niederschlagswassergebühr

= Kosten für die Beseitigung von Regenwasser.

Die anfallenden Kosten werden entweder auf den m³ Frischwasser bezogen und sind dann im Abwasserpreis enthalten oder sie werden als Niederschlagswassergebühr flächenbezogen (z. B. je m² versiegelter Fläche) in EUR je m² erhoben.

Grundstücke mit stark versiegelten Flächen, die viel Regenwasser in die öffentliche Abwasserkanalisation einleiten, werden dadurch stärker an den dafür anfallenden Kosten der Abwasserbeseitigung beteiligt.

(Quelle: Statistisches Landesamt)

Was kostet eine Regenwassernutzungsanlage?

Im Vergleich zu anderen Maßnahmen am und im Haus ist die Installation einer Zisterne mit Regenwassernutzungssystem relativ kostengünstig.

Die Größe der Anlage errechnet sich aus dem Wasserbedarf und der Niederschlagsmenge. Diese erfährt man direkt bei der Gemeinde oder beim → deutschen Wetterdienst (externer Link).

Es gibt zwar keine offizielle Bundesförderung für die Nutzung von Regenwasser, aber manche Kommunen geben immer noch Zuschüsse für ein solches Vorhaben. Stuttgart fördert → Richtlinie Stuttgarter Grünprogramm, viele kleine Kommunen fördern ebenfalls! Zum Beispiel Bad Mergentheim oder auch Sersheim.

Fragen Sie unbedingt bei Ihrer örtlichen Bau- oder Wasserbehörde nach!

Regenwassernutzung: Förderungen der größten Städte in BW

Leider gibt es keine Bundes- oder Landesförderungen für Regenwassernutzung. Ob es Zuschüsse gibt und in welcher Höhe, liegt bei den Kommunen. Wir haben Ihnen hier die Maßnahmen in den größten Städten Baden-Württembergs zusammengefasst. Für Details klicken Sie den Link unter dem Namen der Stadt.

Fragen Sie unbedingt bei Ihrer Gemeinde nach!

Stuttgart
Richtlinie Stuttgarter Grünprogramm

Gefördert werden 50 % der Kosten (bei Grundstück mit Talkessellage 70 %) je Maßnahme (Anlagen zum Sammeln, Verwenden oder Versickern von Niederschlagswasser, Bewässerungsanlagen und mehr). Die Fördergrenze liegt bei brutto 10.000 € (15.000 bei Talkessellage) je Maßnahme und bei insgesamt brutto 30.000,- € (45.000 bei Talkessellage) je Grundstück.
Mannheim
Merkblatt Nr. 4 Regenwassernutzung

Für die Installation einer Regenwassernutzungsanlage werden keine Zuschüsse gezahlt, Sie führt aber zu einer Kostenersparnis bei den Frischwasserkosten. Die Niederschlagswassergebühr wird nur eingespart, wenn die Zisterne/Regenwassertonne keinen Überlauf zum Kanal hat und wenn das Wasser nur zur Bewässerung genutzt wird.

Karlsruhe Momentan keine Förderung
Freiburg
Förderrichtlinie Förderprogramm GebäudeGrün hoch³
Zisternen etc. werden nicht gefördert, aber Entsiegelungsmaßnahmen (max. 40 € pro m² bzw. 50 % der förderfähigen Kosten, max. 5.000 €)
Heidelberg
Förderrichtlinien nachhaltiges Wassermanagement
Gefördert wird die Errichtung von Zisternen, die dem Speichern und der Nutzung von Regenwasser zur Gartenbewässerung und anderen Zwecken im Freien dienen. Zisternen werden ab einem Volumen von mindestens 0,5 m³ gefördert. Es wird ein Zuschuss von 25 % der zuwendungsfähigen Kosten, maximal 100 Euro je m³ Speichervolumen gewährt.
Ulm Momentan keine Förderung
Heilbronn Momentan keine Förderung
Pforzheim Momentan keine Förderung
Reutlingen
Regenwassernutzung
Keine Zuschüsse, aber Sparen bei der Niederschlagswassergebühr.
Ludwigsburg Momentan keine Förderung
Esslingen Momentan keine Förderung

Stand März 2023

Insgesamt kostet die Anlage je nach Größe des Tanks und je nach Eigenleistung beim Einbau zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Die Kosten für den Regenwassertank betragen allein 50 Prozent der Gesamtkosten.

Dazu kommen noch Rohrleitungen, Filter und Pumpen. Auch die Arbeitszeit bzw. Arbeitsleistung ist einzukalkulieren. Selbermacher, die wissen, wie es geht, können beim Einbau durch Eigenleistung nochmal sparen.

Regenwasserzisterne am Haus

djd/fbr/3P Technik Filtersysteme/Bernd Pfoh

Regenwasserzisternen lassen sich mit überschaubarem Aufwand einbauen. Sie können nicht nur Wasserkosten sparen, sondern auch Gebühren für die Dachentwässerung.

Es gibt verschiedene Regenwassernutzungssysteme, darunter einfache Tonnen für die Gartenbewässerung, Tonnen mit Schwerkraftprinzip und Speicher mit Pumpen, die das Wasser zu Entnahmestellen führen. Die Systeme können im Haus oder im Freien aufgestellt werden und können auch als Löschwasservorhaltung dienen. Die Bestandteile von Regenwassernutzungsanlagen umfassen Auffangflächen, Sammelleitungen mit Filtern, Speicher (z. B. Tonnen, Zisternen usw.), Überläufe mit Trinkwassernachspeisung, Pumpwerke/Druckerhöhungsanlagen, Verteilnetze und Entnahmestellen.

Unterschiedliche Hersteller bieten Komplettsysteme mit allen nötigen Komponenten an.

Brauche ich eine Genehmigung?

Nicht für die reine Gartenbewässerung. Nach Landesbauordnung (LBO) ist eine Zisterne mit Fassungsvermögen bis zu 50 m³ und einer Höhe bis zu 3 m genehmigungsfrei. Ist sie größer, braucht man eine Baugenehmigung.

Unabhängig von der Größe muss man die Zisterne bzw. den Tank bei der unteren Wasserbehörde melden. Die Anlage muss folgenden Normen entsprechen:

  • EN 1717 (europäische Norm)
  • DIN 1988 "Trinkwasser-Leitungsanlagen"
  • DIN 1986 "Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke"

Bei der Regenwassernutzung im Haushalt ist laut Trinkwasserverordnung (§ 17) sicherzustellen, dass eine Sicherungseinrichtung vorhanden ist. Diese soll verhindern, dass sich das Regenwasser mit dem Trinkwasser vermischt.

Es gibt verschiedene Anschlussarten: Versickerung und Kanalanschluss. Bei der Versickerung hat man je nach Gelände die Möglichkeit der Muldenversickerung oder der Rigolenversickerung. Letztere ist in Baden-Württemberg genehmigungspflichtig, während die Versickerung über belebte Bodenschichten genehmigungsfrei ist.

Eine Retentionszisterne beinhaltet nicht nur Wasser zur Nutzung, sondern hält auch Regenwasser zurück. Eine umfassende Beratung im Vorfeld ist ratsam.

Profis hinzuziehen

Fachbetriebe verfügen über die nötige Erfahrung und Ausrüstung, zudem sind sie im Falle eines Falles versichert. Sie kennen sich bestens aus und wissen, welche Anlage für welches Gelände und welche Nutzung am besten geeignet ist. Sie kennen die DIN-Normen, die beim Bau eingehalten werden müssen, und wissen, wo man welche Meldung macht bzw. Genehmigung bekommt.

Außerdem wissen Sie, was bei welcher Art der Dacheindeckung zu beachten ist, denn es gibt unterschiedliche Vorschriften für verschiedene Dachmaterialien.

#unserWasser Crowd-Science-Aktion von der ARD

Mit der Aktion kann jeder Gewässer melden, deren Wasserstand immer niedriger wird oder die bereits versiegt sind. Teilweise erschreckend – und noch ein weiteres Argument, das Grundwasser zu schützen und sich für die Nutzung von Regenwasser in Haus und Garten zu entscheiden!

Hier geht es zur interaktiven Karte