Römer oder Alamannen, urige Burgen und altes Fachwerk, dichte Wälder, landwirtschaftliche Flächen – all das und noch viel mehr bietet der Rems-Murr-Kreis. Zwischen Rems und Murr, den Namensgebern des Landkreises, erstreckt sich das weite Gebiet des Schwäbisch-Fränkischen Waldes und des Remstals. Als Herkunftsort sowohl der Württemberger und der Badener mit direkter Nähe zur Landeshauptstadt ist man direkt im Zeitgeschehen des Bundeslandes. Um etwas zu erleben, muss man den Landkreis allerdings nicht verlassen.
Geschichtliches und Fakten
Wie die meisten Landkreise entstand auch der Rems-Murr-Kreis im Zuge der Kreisreform 1973. Mehrere damals noch zersplitterte Landkreise wurden zusammengesetzt und bilden jetzt das heutige, in etwa 858,09 km² große Verwaltungsgebiet. Die Siedlungs-Schwerpunkte der rund 435.000 Einwohner liegen im Westen des Landkreises, seit dem letzten Gebietsaustausch 1977 existieren hier 31 Gemeinden, darunter sechs Städte. Mittelzentren bilden die Raumschaften Backnang, Waiblingen und Schorndorf. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist Waiblingen die größte Stadt. Autokennzeichen sind entweder WN (Waiblingen) oder BK (Backnang).
Ein Auf und Ab – Schwäbisch-Fränkischer Wald und Remstal
In dichten Wäldern mit üppiger Flora, an steilen Wanderwegen und tiefen Schluchten gibt es viel zu entdecken und zu besichtigen, der Schwäbisch-Fränkische Wald hat davon einiges. Zwischen blühenden Streuobstwiesen und beruhigendem Gestrüpp erstreckt sich ein Großteil des Waldgebiets durch den Landkreis wie ein Mini-Schwarzwald. Mosaikartig miteinander verflochtene Äcker ziehen sich durch das Remstal, im äußersten Westen reicht das Kreisgebiet bis ans rechte Ufer des Neckars. Die beiden Flüsse Rems und Murr prägen das Relief mit freien Tälern und idyllischen Seitentälern.
Im dunklen Wald sollte man keine Angst haben, Schönheiten der Natur haben sich hier formiert. So plätschern der Wasserfall von Grünbach und der Wasserfall Forellensprung bei Welzheim glitschige Felsenstufen hinab. Durch die Hörschbachschlucht fließt das klare Wasser des hinteren Wasserfalls und sieht dabei aus wie eine kleine Version der Niagara-Fälle. Sei es an der Bodenwaldschlucht oder der Hüttlenwaldschlucht – in den Wäldern kann man sehr gut auf Erkundungstour gehen. An der Lütenbacher Höhe kann man die Aussicht über das Remstal genießen.
Prämierte Wanderwege für Entdecker
Im Schwäbischen Wald kann man sich auf die Spuren von Sagen und Feen begeben. „Sagenhafter Femelwald“ heißt ein Wanderweg, bei dem man an mythisch anzumutenden Naturdenkmälern und historischen Kleindenkmälern vorbeiwandert. Beim Premiumwanderweg Römerwald führt die Strecke durch die Wälder bei Welzheim an kaum erkennbaren Hinweisen auf die Römerzeit vorbei. Bei Murrhardt liefert der Premiumwanderweg Felsenmeer die nötige frische Luft.
An der Grenze zum römischen Reich
Vor fast 2000 Jahren zogen römische Truppen in das Gebiet, was man heute den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald nennt. Die Römer errichteten den Limes, einen durch weite Teile Deutschlands gezogener Schutzwall, und gründeten neue Orte, bauten römische Straßen und sicherten mächtige Kastelle. Die römische Besiedlung dauerte bis etwa 260 n. Chr. und prägte das Leben der damaligen Bevölkerung erheblich.
Die deutsche Limes-Straße zieht sich durch das Landkreisgebiet, das UNESCO-Weltkulturerbe des obergermanisch-raetischen Limes umfasst einige Bauwerke. Das Highlight römischen Bauwesens befindet sich in Welzheim, das dortige Ostkastell ist in Teilen noch sehr gut erhalten und deutet auf eine große Anzahl berittener Kundschafter in der Gegend hin. Unzählige erhalten gebliebene Wachtürme zeigen den Verlauf des ehemaligen Schutzwalls an.
Geschichtsträchtige Architektur
Neben römischer Geschichte kann man im Rems-Murr-Kreis auch die Geschichte des Mittelalters entdecken. Sowohl das Herrschergeschlecht Württemberg als auch das Herrschergeschlecht Baden hatten ihren Ursprung im heutigen Gebiet des Landkreises, man bezeichnet den Kreis auch gerne als die „Wiege Baden-Württembergs“. Da ist es keine Überraschung, dass viele Überbleibsel vergangener Zeiten auch heute noch die Landschaft aufhübschen.
Burgen, Schlösser, bäuerische Mühlen – mittelalterliche Architektur gibt es zuhauf. Zeugen der weitreichenden und aktiven Geschichte der Region braucht man nicht lange zu suchen: Sei es die Yburg im Remstal, die wohl einst Eibenburg hieß, oder die anmutige Fachwerk-Fassade der Heinlesmühle bei Alfdorf. Die kolossale Burg Reichenberg ist eine der Highlights der ganzen Gegend, türmt über dem Ort Oppenweiler und trotzt mit seiner massiven Bauweise, seinem hohen Bergfried und den dicken, erhaltenen Mauern. Das Schloss Ebersberg bei Auenwald ist ebenso interessant anzusehen.
Adrenalin und Faulenzerei – für alle was zu bieten
Am Wochenende noch nichts vor? Dann sollte man vielleicht einen Trip in den Rems-Murr-Kreis machen. Egal ob klein oder groß, jung oder alt, egal ob Nervenkitzel, Bildung oder Entspannung – im Kreisgebiet gibt es alles Mögliche. Kinder können sich beispielsweise in der Forscherfabrik Schorndorf spannende Themenwelten erschließen und an zahlreichen interaktiven Stationen experimentieren, tüfteln und zu wahren Entdeckern werden. Das Erfahrungsfeld der Sinne Eins+Alles bei Welzheim will anhand spezifisch konstruierter Parks auf die Wichtigkeit der Sinneswahrnehmung und damit verbundenen Behinderungen aufmerksam machen. In den Parks kann man an mehreren Stationen die Natur berühren, riechen, schmecken, hören und sehen.
Nach einem heißen Tag im Sommer will man doch am liebsten ab ins Wasser und entspannen. Der Waldsee bei Fornsbach ist ein netter, kleiner Badesee mit Sandstrand, Spielplätzen und Campingplatz. Wer nicht von Mücken gestochen werden will, mag sich vom Wohlfühlbad F3 in Fellbach locken lassen. Das Erlebnisbad bietet Saunen und Whirlpools, aber auch wilde Rutschen und Sportbecken.
Schwäbische Kultur erleben
Tiefgreifende Kultur und Geschichte prägt die Region. Im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald finden jährlich traditionelle Naturparkmärkte statt, bei denen man frisches Bauernbrot, hausgemachte Marmeladen, regional produzierte Käsesorten etc. erwerben kann. Die schwäbische Waldbahn, eine historische Dampfzugrundfahrt zwischen Schorndorf und Welzheim, bringt ein urig ländliches Flair in die Region. Interessant ist hierbei auch das Museum im Waggon.
Rodeln kann man nicht nur im Winter! In Kaisersbach befindet sich die allseits beliebte Sommerrodelbahn, wo man in einer 650 Meter langen Edelstahlrinne mit bis 40 km/h den Berg hinabrodeln kann. Kaisersbach hat aber noch mehr: Der Schwaben Park auf halbem Weg Richtung Welzheim ist der größte Freizeitpark des Landkreises. Mit rasenden Achterbahnen und vielen Attraktionen für die Kleinen macht er aus schwäbischer Kultur ein Erlebnis für die ganze Familie.
Waiblingen: Fusion aus unterschiedlichen Geschichtsepochen
Schon zu alamannischer Zeit war der heute historische Stadtkern der Stadt Waiblingen ein Zentrum des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Treibens. Viele der Gebäude aus der Vergangenheit der Stadt stehen immer noch und prägen das Ambiente, das mittelalterliche Flair der Innenstadt. Mittelalterliche Fachwerkhäuser mischen sich mit Renaissancebauten und moderner Architektur, das alte Rathaus entzückt hierbei besonders mit seinen offenen Arkaden, der Erdgeschosslaube und dem Fachwerkaufbau. Kontrovers ist das Gebäude inmitten des Marktplatzes: Das brutalistische Marktdreieck spaltet die Gemüter. Die einen finden es potthässlich, die anderen die verschachtelten Sechsecke zumindest interessant.
Backnang: Murr-Metropole mit historischer Mitte
Während Waiblingen an der Rems liegt, fließt die Murr durch die selbst proklamierte Murr-Metropole Backnang. Mit ihren Rund 38.000 Einwohnern ist sie eine der Mittelzentren des Landkreises und bildet gleichzeitig das Tor zum Schwäbisch-Fränkischen Wald. Der steil zur Murr abfallende Burgberg mit seinem bemerkenswerten Ensemble mittelalterlicher Architektur zeigt die spannende Historik der Stadt. Früher war die Stadt in badischem Besitz und somit eine Wiege des heutigen Badens.
In der Galerie der Stadt Backnang finden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst statt. Das Graphik-Kabinett im Helferhaus zeigt Werke Alter Meister, insbesondere Graphiken von Albrecht Dürer. Als kinderfreundliche Stadt und großartiger Standort für weiterführende Bildungseinrichtungen bezeichnet sich die Stadt selbst als „Eldorado für junge Familien“.