Unsicherheit am Steuer, extrem vorsichtiges Fahren, so dass andere ständig hupen oder überholen, immer wieder Blechschäden und Verkehrsdelikte - all das gilt als Warnzeichen, dass die Fahrtauglichkeit altersbedingt leidet.

Fahrstunden bringen mehr Sicherheit

Manche körperlichen Einschränkungen lassen sich zwar ausgleichen, etwa durch einen Wagen mit Automatik, eine Rückfahrkamera, eine neue Brille oder ein Hörgerät. Wer aber aus Unsicherheit immer seltener ins Auto steigt, kommt schnell aus der Übung und erhöht sein Unfallrisiko. Die Deutsche Verkehrswacht und Automobilverbände bieten Fahrsicherheitstrainings für Senioren an, zum Teil in Kombi mit medizinischen Checks. Auch ein paar Fahrstunden mit Fahrlehrer oder -lehrerin bringen mehr Sicherheit. Gut zu wissen: Die Ergebnisse werden nicht den Behörden gemeldet.

Video: Fahrtauglichkeit im Alter

Manche wiederholen den Fitness-Check fürs Autofahren sogar einmal im Jahr. Niemand muss befürchten, dass der Führerschein in Gefahr ist. Die Rückmeldung soll der eigenen Einschätzung dienen und auf mögliche Risiken hinweisen.

Umfrage: Nur drei Prozent über 65 haben Angebot genutzt

Einer forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) zufolge haben bislang nur drei Prozent aller Autofahrenden über 65 Jahre das Angebot genutzt. "Ziel ist die Erhaltung sicherer Automobilität auch mit steigendem Alter", so DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner. "Daher sollten sich möglichst noch mehr Menschen anmelden."

Links abbiegen, richtig einfädeln und alle Verkehrszeichen wahrnehmen

Bevor die Rückmeldefahrt beginnt, klärt der Fahrlehrer in einem Vorgespräch, wie oft man noch mit dem Auto unterwegs ist und welche Unsicherheiten bereits bemerkt wurden. Dann nimmt er auf dem Beifahrersitz Platz. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten und führt zunächst über bekannte Strecken im Wohnumfeld. Um die Reaktionen auf neue Verkehrssituationen zu testen, geht es danach jedoch auch in unbekannte Ecken der Stadt. "Beim Linksabbiegen entstehen die meisten Probleme", weiß Fahrlehrer Michael Kreie. Für viele ältere Autofahrende ist auch das Einfädeln auf der Autobahn ein Problem.

Seniorin mit Fahrlehrer im Gespräch

djd/Birgit Betzelt/DVR

Zu einer Rückmeldefahrt gehören auch eine Vor- und eine Nachbesprechung.

Nach der Fahrt gibt Kreie seine Rückmeldung. "Bei der Nachbesprechung gebe ich ganz praktische Verhaltenstipps." Manche Teilnehmende benötigen noch ein paar begleitete Fahrstunden, dann ist die alte Sicherheit wieder da. "Das Ziel der Rückmeldefahrten ist, sichere Automobilität auch mit steigendem Alter zu erhalten", so DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner: "Dafür und für die eigene Sicherheit wünschen wir uns, dass sich noch mehr Menschen für eine Rückmeldefahrt anmelden."

Wer bietet Rückmeldefahrten an?

Neben Automobilclubs gibt es weitere Institutionen, die Seniorinnen und Senioren helfen, ihr Fahrverhalten objektiv einzuschätzen: Dazu zählen Prüforganisationen wie die Dekra oder der TÜV. Auch die Fahrlehrerverbände haben eigene Angebote für freiwillige Mobilitäts-Checks. Wer Interesse an einer Rückmeldefahrt hat, kann auch in den örtlichen Fahrschulen nachfragen. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat darüber hinaus ein spezielles Fahrsicherheitstraining für Ältere entwickelt, bei dem unter anderem geübt wird, auch in schwierigen Situationen die Kontrolle über das eigene Fahrzeug zu behalten.

Video: Fahrsicherheitstrainings für Senioren

Mit den Jahren passen viele Ältere ihr Fahrverhalten an. Sie meiden unbekannte Strecken und Touren bei Nacht, Stoßzeiten und schlechtes Wetter. "Auch Senioren können ein Auto sicher führen, wenn sie mit altersbedingten Einschränkungen verantwortlich umgehen", sagt Rainer Wirth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Man müsse individuell entscheiden, ob man noch fahrtüchtig ist, am besten gemeinsam mit dem Hausarzt.

Die ärztliche Fahrtauglichkeitsuntersuchung

Statistisch gesehen nimmt die Fahrtüchtigkeit nach dem 75. Lebensjahr ab. Senioren verarbeiten Informationen langsamer, haben eine längere Reaktionszeit und eingeschränkte Beweglichkeit. Obwohl regelmäßige Gesundheitsüberprüfungen nicht verpflichtend sind, ist es ratsam, bei spürbaren Veränderungen im Rentenalter freiwillig die Hausärztin oder den Hausarzt aufzusuchen. Eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung umfasst Blutbild, Puls- und Blutdruckmessung sowie ein EKG. Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung an Fachärzte für Hör- und Sehtests. Dabei wird geprüft, ob hohe Töne noch wahrgenommen werden und die Sehschärfe ausreichend ist, auch im Dunkeln.

Ein Hörtest ist für ältere Autofahrer obligatorisch

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Ein Hörtest ist für ältere Autofahrer obligatorisch

Die Sorge, dass Ärzte eine festgestellte Fahruntüchtigkeit melden müssen, ist unbegründet, da Ärzte der Schweigepflicht unterliegen. Verkehrswachen empfehlen ab 40 Jahren einen jährlichen Sehtest und ab 60 Jahren einen Hörtest alle zwei Jahre. In diesem Alter sollten auch regelmäßige Reaktionsfähigkeitstests in Betracht gezogen werden.

In der Apotheke beraten lassen

Manche Medikamente können die Fahrfitness beeinträchtigen - auch rezeptfreie Präparate wie Allergietabletten oder Hustensaft. Deshalb: jeden Beipackzettel genau lesen oder in der Apotheke nachfragen. Besonders wer mehrere Mittel einnimmt, sollte sich von der Apothekerin oder dem Apotheker beraten lassen. Auch wichtig: Präparate genau nach Vorschrift einnehmen! Wechselwirkungen oder eine falsche Dosis können am Steuer Probleme machen. Wird ein Wirkstoff neu eingenommen oder neu dosiert, sollte man erst wieder fahren, wenn man sich ganz umgewöhnt hat. Wer Dauermedikamente nimmt, sollte ganz auf Alkohol verzichten, wenn er fahren muss. Oft verstärken beide einander in der Wirkung.

Medikamente und Autofahren

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Hilfreiche Assistenzsysteme

Wenn es finanziell möglich ist, sollten Senioren prüfen, ob der Kauf eines neuen Fahrzeugs, das beispielsweise über eine erhöhte Sitzposition verfügt, sinnvoll ist. Helfen können gerade älteren Autofahrern aber auch Assistenzsysteme wie Rückfahrkameras oder Tote-Winkel-Assistenten. Autofahrer sollten den Umgang mit den Systemen allerdings ebenfalls trainieren. Zudem gilt: Keinesfalls ausschließlich auf diese Systeme verlassen, da sie die eigene Wahrnehmung nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Hilfreich sind zudem Assistenzsysteme wie automatisches Bremsen bei einem Hindernis oder ein Spurhalteassistent.

Assistenzsysteme: Welche es gibt und welche verpflichtend sind

Fazit

"Der Verkehr wird immer komplexer, Verkehrsregeln verändern sich und neue Fahrzeugtechnologien setzen sich durch. Feedbackfahrten bieten älteren Fahrern die Möglichkeit, ihr Wissen aufzufrischen und sich mit neuen Entwicklungen vertraut zu machen. So können die Fahrten das Selbstbewusstsein älterer Fahrer stärken und tragen dazu bei, dass sie sich im Straßenverkehr weiterhin sicher fühlen. Gleichzeitig bleibt die Mobilität älterer Menschen erhalten.
Für ältere Menschen bedeutet der Führerschein, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.“

(Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband)