Zeitiges Umrüsten empfiehlt sich. Denn spätestens wenn winterliche Straßenverhältnisse herrschen, müssen Kraftfahrzeuge mit Reifen für winterliche Wetterverhältnisse ausgerüstet sein, um im Straßenverkehr betrieben werden zu dürfen. Das schreibt die Straßenverkehrsordnung (StVO) in Zusammenhang mit der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vor.

Winterliche Straßenverhältnisse definiert die StVO als Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte; als Reifen für winterliche Wetterverhältnisse gelten laut StVZO ab Herstelldatum 01.01.2018 nur noch solche, die das sogenannte Alpine- oder Schneeflocken-Symbol (stilisierter, dreigipfeliger Berg mit Schneeflocke an der Bergflanke) tragen.

Winterreifen mit Alpine oder Schneeflocken-Symbol

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Nur Reifen mit dem Alpine- oder Schneeflocken-Symbol gelten als Winterreifen.

Situative Pflicht für Winterreifen

Auch wenn die Gesetzeslage in Deutschland nur eine situative – wetterabhängige – Pflicht zur Verwendung wintertauglicher Reifen begründet, empfiehlt der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV, Bonn) grundsätzlich die Verwendung von Winterreifen im Winter und befindet sich damit im Einklang mit anderen Institutionen und Experten wie zum Beispiel dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat.

Wer mit größtmöglicher Fahrsicherheit durch die kalte Jahreszeit kommen will, muss sein Fahrzeug vor allem bei Nässe und auf Schnee gut in der Spur halten und schnell abbremsen können. Zwei Sicherheitskriterien, auf die die Fahrzeugbereifung entscheidenden Einfluss hat und in denen Winterreifen regelmäßig in Tests am besten abschneiden.

    Tipps für die Umrüstung auf Winterreifen

    • Reifenprofil: Winterreifen sollten mindestens eine Profiltiefe von 4 mm haben. Darin sind sich Reifenexperten einig, auch wenn die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe für Reifen bei nur 1,6 mm liegt.
    • Reifenkennzeichnung: Wer jetzt Winterreifen neu kauft, sollte darauf achten, dass sie auf der Reifenflanke vorschriftsgemäß das schon erwähnte Schneeflockensymbol tragen. Nur Reifen, die vor dem 01.01.2018 produziert wurden, dürfen bis Ende September 2024 weiterhin als Winterreifen gefahren werden, wenn sie nur die herkömmliche M+S-Kennung haben.
    • Fahrzeuge mit Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS): Seit 01.11.2014 ist die Serienausstattung von Pkw mit einem RDKS gesetzlich vorgeschrieben. Wenn ein System verbaut ist, das den Reifendruck über eigene RDKS-Sensoren am Ventil oder innen an der Lauffläche direkt misst, muss beim Reifenwechsel der Fachmann ran. Denn das System ist bei jedem Reifenwechsel auf Funktion zu prüfen, zu warten und anschließend neu zu kalibrieren.

    Reifenwechsel auch im Herbst schon sinnvoll

    Nebel am frühen Morgen, rutschiges Laub auf den Straßen: Der Herbst hält im Straßenverkehr so manche gefährliche Situation bereit. Vorausschauende Autofahrer steigen daher frühzeitig auf Winterreifen um, denn es kann gerade morgens schon früh zu überfrierender Nässe kommen.

    Bei Schnee und Eis nur mit Winterreifen

    Die Bereifung für die kalte Jahreszeit ist primär erst bei Eis und Schnee von Vorteil. Dass bereits bei Außentemperaturen von sieben Grad Celsius und weniger die speziellen Gummimischungen von Winterreifen den Sommerreifen in Sachen Grip und Sicherheit bei Nässe und Trockenheit überlegen sein sollen, lässt sich so nicht bestätigen. In Tests gelingen Sommerreifen auch unter 7 Grad z. B. kürzere Bremswege als Winterreifen – vor allem auf trockener Straße. Genau genommen, haben Winterreifen nur bei Schnee und Eis Vorteile gegenüber Sommerreifen, dann aber eben auch signifikante.

    Damit die Winterreifen ihre Funktion zuverlässig erfüllen können, sollten sie aber noch gut in Schuss sein. Autofahrer können selbst feststellen, ob neue Reifen notwendig sind.

    Brauche ich neue Winterreifen? Auf Profiltiefe und Reifenalter achten

    Das erste, entscheidende Kriterium ist natürlich die Reifenprofiltiefe. Der Gesetzgeber schreibt ein Limit von mindestens 1,6 Millimetern vor. Experten der Reifenhersteller und der Automobilklubs empfehlen, Winterreifen deutlich früher zu erneuern – etwa bei vier Millimetern Profiltiefe.

    Jeder Millimeter mehr bedeutet eine bessere Haftung und kürzere Bremswege bei schwierigen Straßenverhältnissen. Deshalb sollten Autofahrer regelmäßig die Profiltiefe überprüfen.

    Winterreifen

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    Winterreifen-Profiltiefe checken

    Besonders einfach ist dies mit einer 1-Euro-Münze möglich: Verschwindet deren goldener Rand komplett im Profil, sind die Reifen noch benutzbar. Für exaktere Werte sorgen Messschieber, die es für wenig Geld im Fachhandel gibt.

    Ein zweites Kriterium ist das Reifenalter. Der ADAC beispielsweise rät dazu, Winterreifen nach sechs Jahren zu erneuern, selbst wenn das Profil noch ausreicht. Wie alt die Bereifung bereits ist, können Autofahrer an der sogenannten DOT-Nummer auf der Reifenflanke ablesen. Die Angabe "DOT2620" beispielsweise bedeutet, dass der Reifen in der 26. Kalenderwoche des Jahres 2020 hergestellt wurde.

    Die passende Reifengröße finden

    Ebenfalls auf den Reifen ist deren Dimension ablesbar, mit Angaben wie "205/65 R16". Welche tatsächlich aufs eigene Auto passen, können allerdings nur die wenigsten Verbraucher aus dem Stegreif beantworten. Für schnellen Durchblick sorgt der Reifenfachhandel. Angaben zum Fahrzeug reichen aus, um eine passende Auswahl zu erhalten - bis hin zu aktuellen Testsiegern.

    Wem auch die Optik wichtig ist, der kann sich übrigens für Kompletträder mit attraktiven Alufelgen entscheiden. Häufig sind diese heute lackiert und verfügen somit über eine Schutzschicht, der Eis, Salz und Schmutz im Winter nichts anhaben können.

    Video: Winterreifen: Wichtige Tipps vom ADAC

    Wichtig zu wissen: RDKS-Sensor hält nicht ewig!

    Auch nach ordnungsgemäß in der Servicewerkstatt ausgeführtem Reifenwechsel und RDKS-Check kann es anschließend insbesondere bei Systemen „der ersten Stunde“ (d.h. verbaut in der Anfangszeit der RDKS-Pflicht) zu batteriebedingten Sensor-Ausfällen kommen.

    Die RDKS-Sensorhersteller schätzen nämlich die Lebensdauer der Sensorbatterien auf etwa 5 bis 7 Jahre und da die verbleibende Batteriekapazität bzw. -lebensdauer der Sensoren bislang technisch bedingt nicht ausgelesen werden kann, ist nur ein Funktionstest zum Zeitpunkt der Reifen- bzw. Radmontage möglich. Zeigt das System dann später eine Fehlermeldung, handelt es sich nicht um einen Werkstattfehler, sondern um normalen altersbedingten Verschleiß der Sensorbatterie.

    Gelagerte Winterreifen

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    Winterreifen sollten an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort aufbewahrt werden - bei den meisten ist dies in der Garage der Fall.

    Die wichtigsten Tipps zu Winterreifen

    1. Tipp Reifentests als Orientierung

    Eine zuverlässige Orientierungshilfe beim Kauf neuer Winterreifen sind aktuelle Reifentests von Fachzeitschriften und Automobilclubs. Wichtigste Kriterien sollten kurze Bremswege auf Schnee und Eis sowie Kraftstoffverbrauch und Verschleiß sein.

    Tipp 2: Auf Schneeflockensymbol achten

    Winterreifen bieten mehr Grip beim Bremsen, Beschleunigen und Kurvenfahren als Sommerreifen. Die Gummimischung enthält zudem einen höheren Silica-Anteil, wodurch der Reifen auch bei Kälte weich bleibt. Den Standard für qualifizierte Winterreifen markiert das Schneeflockensymbol. Ein Winterreifen mit dieser Kennzeichnung muss zuvor eine genormte Prüfung mit definierten Kriterien bestehen. Das M+S-Symbol (Matsch und Schnee) reicht seit dem 1. Januar 2018 nicht mehr aus.

    Tipp 3: Labelwerte beachten

    Die Kraftstoffeffizienz wird entscheidend durch den Rollwiderstand beeinflusst. Der Unterschied beim Kraftstoffbedarf kann zwischen den Effizienzklassen A und G bis zu 7,5 Prozent betragen. Bei der Nasshaftung (Bremsweg auf nasser Fahrbahn) beläuft sich für ein Fahrzeug, das mit vier Reifen des getesteten Modells ausgerüstet ist, der Unterschied im Bremsweg um bis zu 30 Prozent zwischen der Effizienzklasse A und F. Bei einer angenommenen Geschwindigkeit von 80 km/h kann so der Unterschied beim Bremsweg zwischen Reifen mit dem Label A zu Reifen mit dem Label F 18 Meter betragen.

    Tipp 4: Beratung in Werkstätten nutzen

    Fachbetriebe bieten nicht nur ein breites Angebot an neu produzierten und korrekt eingelagerten Reifen, sondern stehen auch mit sorgfältig geschultem Personal bei der Kaufberatung zur Verfügung. Darüber hinaus können sich Käufer auf korrekt ausgewuchtete Reifen verlassen und die fachgerechte Einlagerung der Sommerreifen in professionelle Hände geben.

    Reifenwechsel in der Werkstatt

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    Der Reifenprofi achtet bei der Montage auf alle Details.

    Tipp 5: Ganzjahresreifen: Für wen?

    Moderne All-Season-Reifen bieten ausgezeichneten Fahrkomfort und Sicherheit im Winter. Die Gummimischung des Reifens ist für ein besonders breites Temperaturspektrum ausgelegt, versteift nicht bei Kälte und widersteht dennoch hohen Temperaturen. Ganzjahresreifen eignen sich besonders für Autofahrer, die in Ballungsgebieten oder städtischem Umfeld leben, und selten bis nie mit verschneiten Straßen zu rechnen haben.

    Tipp 6: Schneeketten für extremste Bedingungen

    Bei extremen Wetterumschwüngen geht es manchmal selbst mit den besten Winterreifen nicht weiter. Besonders anspruchsvoll ist beispielsweise Neuschnee im Anschluss an Tauwetter oder Regen. Bei solchen Bedingungen helfen meist nur noch Schneeketten. Vor Reiseantritt ist es in jedem Fall sinnvoll, die Ketten einmal anzulegen und den Ernstfall zu proben.

    Tipp 7: Winterreifenpflicht beachten - auch im Ausland

    Wie bereits erwähnt, gilt seit 2018 eine situative Winterreifenpflicht. Wer bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen mit Sommerreifen unterwegs ist, muss mit 60 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen. Wer im Winter mit seinem Auto ins Ausland reist, sollte sich zuvor über die dort geltenden gesetzlichen Regelungen zur Winterreifenpflicht informieren.

    Winterreifen richtig einlagern

    1. Reifen, Felgen und Radkappen säubern

    Die abmontierten Winterreifen vor der Einlagerung sorgfältig säubern sowie Stahlfelgen, lackierte Alufelgen und Radkappen mit Felgenreiniger intensiv reinigen. Schmutz und andere Rückstände wie hartnäckiger Bremsenstaub, Öl oder Fett werden damit schnell entfernt. Nach einer kurzen Einwirkzeit muss der abgelöste Schmutz lediglich mit reichlich Wasser aus einem Gartenschlauch oder Hochdruckreiniger abgespült werden. Besonders sauber wird die Oberfläche mit Reifenschaum. "Professionelle Lösungen werden sogar nur aufgesprüht und müssen nicht mehr abgespült werden. Die Reifen glänzen sofort wie neu", erklärt Sven Schäfer von Experte bei einem Großhändler für Verbrauchsmaterialien, Werkzeugen, Zubehör und Services für Profianwender in der Kfz-Branche.

    2. Reifen kontrollieren und ggf. nachbestellen

    Sind die Reifen sauber, sollte jedes Rad gründlich auf Risse oder andere Schäden kontrolliert werden. Die DOT-Nummer an der Reifenflanke gibt Auskunft über das Herstellungsdatum der Räder. Sind sie zu alt - empfohlen wird eine maximale Altersgrenze von sechs bis zehn Jahren -, kann sich das negativ auf die Fahrstabilität und das Bremsverhalten auswirken. „Dann sollte man sich rechtzeitig vor der nächsten Wechselsaison passende Ersatzreifen bestellen“, rät Sven Schäfer. Das gleiche gelte auch, wenn der vorhandene Reifensatz nicht mehr genug Profil habe. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 Millimeter.

    3. Reifen einlagern und auf folgendes achten

    Für die Einlagerung zu Hause gilt dann:

    • Den Luftdruck der Reifen um 0,5 Bar gegenüber Normaldruck erhöhen.
    • Kühl, trocken und dunkel lagern.
    • Reifen mit Kreide oder Aufklebern kennzeichnen und ohne Felgen aufbewahren. Dann ist beim nächsten Wechsel sofort klar, welches Rad nach vorne und welches nach hinten gehört.
    • Reifen senkrecht stehend abstellen.

    Auto insgesamt für den Winter checken

    Generell ist es empfehlenswert, das Fahrzeug auch über den Reifenwechsel und den Besuch in der Werkstatt hinaus auf den Winter vorzubereiten. Hilfreich ist dabei die Wintercheckliste für die kalte Jahreszeit oder die Reise in den Wintersport:

    • Fülldruck an allen Reifen überprüfen und bei Bedarf Luft nachfüllen
    • Auch das Ersatzrad prüfen beziehungsweise Reifenpannen-Set checken
    • Frostschutz für die Scheibenwaschanlage prüfen und nachfüllen
    • Scheibenwischerblätter säubern oder austauschen
    • Türschloss-Enteiser, Eiskratzer, Handfeger und Antibeschlagtuch besorgen
    • Türdichtungen pflegen
    • bei langen Fahrten Wolldecke und Thermoskanne als Stau-Vorsorge einpacken
    • Warnweste kontrollieren (in Österreich je eine pro Mitfahrer)
    • Schneeketten bereithalten - vor allem in Bergregionen
    • das Aufziehen der Ketten vorher in Ruhe üben
    • Starthilfekabel und Taschenlampe einpacken

    Dann kann der Winter kommen!