„So etwas gibt es weit und breit kein zweites Mal. Die Saalbachniederung ist wirklich etwas ganz Besonderes“, äußerte sich jüngst ein Teilnehmer aus Kraichtal, der an einer geführten NABU-Exkursion in das großflächige Landschaftsschutzgebiet im Dreieck Karlsdorf-Neuthard/Hambrücken/Graben-Neudorf teilnahm.
Tatsächlich stellt die - seit 1989 als eine zu schützende Region ausgewiesene, riesige Fläche mit über 300 Hektar extensiv gepflegter Ackerflächen - das größte, zusammenhängende Wiesengebiet im nördlichen Baden-Württemberg dar.
Viele Wiesen wurden umgepflügt
Schon in den 60er-Jahren war durch intensive Wiesenbewässerung ein großes Amphibienvorkommen zu verzeichnen und zahlreiche Störche versammelten sich alljährlich in der Saalbachniederung vor dem Wegzug nach Afrika, um das reichhaltige Nahrungsangebot zu nutzen. In der Folgezeit begannen die ortsansässigen Landwirte jedoch, die Wiesen umzupflügen. Mitte der 80er-Jahre waren fast 90 Prozent der vorhandenen Wiesen durch Umbruch verschwunden.
Um zu verhindern, dass auch noch die wenigen, verbliebenen Bachwiesen verschwinden, startete Franz Debatin, heute Vorsitzender der NABU-Gruppe Hambrücken, 1986 eine Initiative zur Rettung. Er pachtete Wiesengrundstücke, die von bisherigen Eigentümern aufgegebenen wurden an und vermittelte diese an Bewirtschafter zur Pflege. „Die Saalbachniederung hätte für den Natur- und Artenschutz keine Perspektive gehabt“, so Debatin, den man in der Region liebevoll auch „Storchen-Franz“ nennt.
Modellcharakter
Obwohl das Potential der Saalbachwiesen als artenreicher Naturraum noch längst nicht ausgeschöpft ist, freut man sich bei den Naturschützern über seltene Vogelarten, Blumen und Pflanzen im Feuchtgebiet, das von vielen Menschen im Land als einzigartig dargestellt wird und Modellcharakter aufweist.
„Hier befinden sich die besten Brutplätze für die Feldlerche in Baden-Württemberg“, eröffnet Debatin. Auch Grauammer, Teichrohrsänger, Wachtel und andere seltene Arten wie Flussregenpfeifer, Löffelente oder Kiebitze würden im Bestand wieder zunehmen, heißt es.
Beobachtungen bestätigen, dass auch Kranich, Schwarzstorch, Raubwürger, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Fischadler sowie Silber-, Purpur- und Nachtreiher anzutreffen sind. „Vor einiger Zeit hat sich sogar ein Grauganspaar angesiedelt und erfolgreich gebrütet“, freut man sich bei den NABU-Aktivisten. Nicht zu vergessen: seltene Blumen oder Pflanzen wie Pyramidenorchis oder Wildkräuter.
Bereits 1990 konnte auf weitere Initiative der rührigen Naturschützer der „Interkommunale Wiesenarbeitskreis Pfinz-Lußhardt-Auen“ - der inzwischen zum Verein „Wiesenauen Mittlerer Oberrhein“ umbenannt wurde – gegründet werden. Ihm gehören die Städte und Gemeinden Stutensee, Bruchsal, Karlsdorf-Neuthard, Hambrücken, Waghäusel, Philippsburg, Graben-Neudorf, Dettenheim und Oberhausen-Rheinhausen an. Ziel des Vereins ist die Erhaltung und Wiederherstellung der früheren, bachbegleitenden Auenwiesen der Pfinz, des Saalbaches, des Wagbaches und des Duttlacher Grabens.
Lebensraum weiter verbessern
Trotz aller Bemühungen und Erfolge ist man beim NABU bemüht, den Lebensraum für bedrohte Arten weiter zu verbessern. So wird potentiellen Unterstützern neben Patenschaften für den Weißstorch auch eine Saalbach-Aktie angeboten. Zusätzlich gibt es Führungen für Vereine und interessierte Besucher.
„Durch Ausstellungen und Filmvorträge möchte der Verein die Öffentlichkeit informieren und für sein Naturschutzanliegen sensibilisieren. Die beispiellose Arbeit der Protagonisten wurde von vielen Seiten anerkannt und gelobt sowie mit mehreren bedeutenden Naturschutzpreisen des Landes ausgezeichnet.
Langfristig könne man das Naturschutzgebiet Saalbachwiesen nur durch Grundstückskäufe sichern, heißt es bei der NABU-Gruppe. „Dank der großen, wechselfeuchten Überflutungszone, die als ökologische Ausgleichsmaßnahme für ein Bauprojekt von der Stadt Bruchsal vor einiger Zeit geschaffen wurde, nimmt die Zahl der Arten stetig zu“, freuen sich Franz Debatin und seine Mitstreiter.