Damit die jahrtausendealte Tradition der Schafhaltung im Südwesten weiterhin eine Zukunft hat, haben der NABU und der Landesschafzuchtverband (LSV) in Baden-Württemberg ihre Partnerschaft erneuert. Der seit 2014 bestehende Kooperationsvertrag wurde aktualisiert und soll für fünf Jahre eine Richtschnur für das Handeln beider Verbände sein.

Der NABU und der Landesschafzuchtverband (LSV) in Baden-Württemberg haben ihre Partnerschaft erneuert. Alfons Gimber (l.) und Johannes Enssle präsentieren den aktualisierten Kooperationsvertrag.

LSV

Der NABU und der Landesschafzuchtverband (LSV) in Baden-Württemberg haben ihre Partnerschaft erneuert. Alfons Gimber (l.) und Johannes Enssle präsentieren den aktualisierten Kooperationsvertrag.

„Eine starke und auskömmliche Schäferei in Baden-Württemberg dient nicht nur dieser selbst. Die Wanderschäferei hilft, artenreiche Kulturlandschaften, wie die Magerrasen der Rheindeiche oder die Wacholderheiden der Schwäbischen Alb, vor dem Verbuschen zu bewahren. Schafe vernetzen Biotope, transportieren Samen und Tiere über weite Strecken und versorgen uns mit klima- und naturfreundlich produziertem Fleisch sowie Wolle und Milch. Weidetiere sind Naturschützer par excellence, seit vielen Jahrhunderten. Damit das so bleibt, brauchen die Betriebe eine finanzielle Zukunftssicherung und freie, sichere Wanderwege“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.

„Viele Schäferinnen und Schäfer arbeiten seit Jahren deutlich unter dem Mindestlohn, und das bei einem Job, in dem man 365 Tage im Jahr Wind und Wetter ausgesetzt ist“, erklärt der LSV-Vorsitzende Alfons Gimber.

Video: Wer will heute noch Wanderschäfer sein?

NABU und LSV wollen sich zukünftig gemeinsam dafür einsetzen, dass die Landesregierung ein Aktionsprogramm zur Förderung der traditionellen Schäferei in Baden-Württemberg auflegt und umsetzt, eine Weidestrategie verfasst und verwirklicht sowie die Regionalvermarktung inklusive regionaler Schlachtungen vorantreibt.

Herdenschutzhund mit Lämmern

NABU/Benny Trapp

Herdenschutzhund mit Lämmern

Hintergrund zur Weidetierhaltung im Land

  • In Baden-Württemberg leben zirka 120 hauptberufliche Schäferinnen und Schäfer. Die Zahl der Schafe ist auf aktuell 201.700 Tiere gesunken. Noch im 19. Jahrhundert weideten knapp 900.000 Schafe in Baden und Württemberg.
  • Im Durchschnitt verdienen Schäferinnen und Schäfer etwa acht Euro pro Stunde, der gesetzliche Mindestlohn liegt aktuell bei zwölf Euro.
  • Neben finanziellen Schwierigkeiten kämpfen viele Schäfereien mit der mangelnden Verfügbarkeit von Weideflächen, die durch die starke Bebauung immer weiter abnehmen.
  • Viele Triebwege sind durch Straßen und andere Hindernisse durchschnitten. Die Hüteschäferei ist zudem auf alte Weidegesetze aus dem 19. Jahrhundert angewiesen. Die darin verankerten Betretungsrechte sollten gesichert und gestärkt werden.
  • Nur durch die Schäferei sind viele der wertvollen Kulturlandschaften entstanden, etwa Wacholderheiden oder Magerrasen.
  • Die Transhumanz, also die Tradition der Wanderweidewirtschaft, ist von der Unesco anerkanntes immaterielles Kulturerbe. Die Wanderschaft von begleiteten Schafen, Kühen und Ziegen entlang bestimmter Routen wird in vielen Ländern auf der Welt gepflegt.
Im Land gibt es aktuell nur noch 201.700 Schafe. Im 19. Jahrhundert wurden in Baden und Württemberg noch rund 900.000 Schafe gehalten.

NABU/Benny Trapp

Im Land gibt es aktuell nur noch 201.700 Schafe. Im 19. Jahrhundert wurden in Baden und Württemberg noch rund 900.000 Schafe gehalten.

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