Scharf, schärfer, gesund: Die Portion Gesundheit mit Biss
Senföle verleihen Rettich, Kresse, Senf ihre Schärfe. Sie entfaltet sich, sobald die Blätter oder Wurzeln verletzt werden, entweder durch natürliche Fraßfeinde oder durch mechanisches Zerkleinern mit Messer oder Reibe. Diese leicht beißenden Inhaltsstoffe sollen die Pflanze schützen. Und genau das macht die Pflanzenstoffe für unseren menschlichen Organismus so interessant.
Bakterien, Viren und Pilze haben mit dieser scharfen Pflanzenmedizin deutlich weniger Chancen. Pflanzen mit Senfölen zählen zu den Phytobiotika, den pflanzlichen Antibiotika. Und das ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Im Gegenteil. Mit gesundheitsfördernden Auswirkungen.
Meerrettich
Meerrettich dient als natürliches Antibiotikum sowie schleimlösend und immunstimulierend. Seine ätherischen Öle wirken desinfizierend auf die Schleimhäute und schützen vor Bakterienangriffen. Gleichzeitig putzt er die Atemwege durch.
Für die tägliche Portion Gesundheit also einfach frischen Meerrettich raspeln und den Mahlzeiten beimengen, zum Beispiel in Dips, Suppen oder Quark.
Rettich küsst Fenchel: Der Anti-Müde-Kick
Während der Wintermonate trägt der Rettich zur Stärkung der Abwehrkräfte und zur Verdauungsförderung bei. Im bevorstehenden Frühjahr gibt er ein effektives Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit ab und regt den Stoffwechsel an. Fenchel unterstützt den Prozess.
Zubereitung
Rettich in dünne Scheiben schneiden und mit etwas Salz und Fenchelsamen bestreuen. Den Fenchel vorher anmörsern, damit sich dessen Inhaltsstoffe entfalten können.
Wenn der Meerrettich mit dem Honig … Innerliche Anwendung bei Infekten
2 EL frisch geriebener Meerrettich mit 1 EL Honig verrühren. Alle 2–3 Std. eine kleine Menge der Mischung einnehmen.
Gut zu wissen
Das Reiben setzt die scharfen ätherischen Öle des Meerrettichs frei, die Augen und Nase reizen können. In diesem Fall möglichst viel Abstand halten und die Augen leicht zukneifen. Verspüren Sie trotzdem noch eine Reizung der Augenschleimhäute, kann eine (Schwimm-)Brille während der Verarbeitung helfen. In der Pflanze selbst sind Senföle aufgrund ihrer starken Wirkung übrigens nur als Vorstufe gespeichert und in Zuckermoleküle verpackt. Besonders anschaulich wird dies, wenn Sie in ein Radieschen beißen und dadurch die gesunde Schärfe freigesetzt wird.
Besser als Socken: Das Kalte-Füße-Öl
Diese Kombination regt die Blutzirkulation an und heizt den Füßen ein.
Zutaten
- 500 ml Sonnenblumenöl
- 2–4 Chillischoten, klein geschnitten
- 50 g Ingwerwurzel, klein geschnitten, und/oder Meerrettich, gerieben
- 50 g Pfeffer, schwarz
- 50 g Senfmehl oder Senfkörner, vermörsert
Zubereitung
Das Öl in eine hitzebeständige Schüssel geben und mit den restlichen Zutaten verrühren. Die Schüssel in einem Topf mit heißem Wasser schwimmen lassen und im Wasserbad vorsichtig für ca. 1 Std. erwärmen, damit die Scharfstoffe in das Öl übergehen können. Anschließend filtrieren und in eine verschließbare Flasche abfüllen.
Anwendung
Behutsam ein paar Tropfen in die Fußsohle einmassieren. Aufgrund der scharfen und wärmenden Inhaltstoffe zunächst mit wenig Öl anfangen, bis Sie Ihre Wohlfühldosierung für sich entdeckt haben. Anschließend unbedingt sorgfältig die Hände waschen, damit nichts davon in die Augen oder den Mund gelangt und unerwünschtes Brennen verursacht. Danach Kuschelsocken anziehen, Füße hochlegen und die wärmende Wirkung genießen. An einem dunklen Standort gelagert, hält das Öl bis zu 6 Monate.
Einfach mal die Kresse halten … Tropaeolum und seine kleine Schwester
Während bei Rettich-Arten die Wurzel verarbeitet wird, sitzen die scharfen Senfölglykoside bei Kresse-Arten in den Blättern. Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) kann zudem noch mit essbaren Blüten dienen und erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit in der kulinarischen Verwendung in Pestos, Dips oder Salaten. Dadurch landen eine ordentliche Portion Gesundheit und gleichzeitig ein optischer Augenschmaus auf dem Teller.
Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale) hingegen wird immer noch ein wenig stiefkindlich behandelt. Dabei kann sie als Gemüse- und Heilpflanze verwendet werden. Neben den Senfölen überzeugt sie durch einen hohen Vitamin-C-Gehalt. Wie ihr Name schon andeutet, gedeiht sie am besten in der Nähe von stets vor sich hin tröpfelndem Wasser, etwa an Gräben, Teichen oder Bächen. Sie lässt sich jedoch auch problemlos auf dem Balkon oder im Garten ziehen. In der freien Natur sollten Sie nicht in der Nähe von Viehweiden sammeln. Hier können in der Brunnenkresse Larven eines Parasiten sitzen, der bei Wiederkäuern vorkommt. Sie werden durch Abkochen abgetötet.
Das eingebrockte Süppchen: Brunnenkresse-Suppe
Zutaten (für 4 Personen)
- 1 kleine Zwiebel, fein gehackt
- 300 g Kartoffeln, fein gewürfelt
- 1 Birne, fein gewürfelt
- 40 g Butter
- 300 g Rahmspinat, tiefgefroren
- ein, zwei Hände voll Brunnenkresse, klein geschnitten
- 700 ml Gemüsebrühe
- 400 ml Milch
- Salz, Pfeffer, Chili
Zubereitung
- Butter erhitzen und fein gewürfelte Zwiebel, Kartoffeln und Birne darin anschwitzen. Spinat und Brühe hinzufügen und ca. 20 Min. köcheln lassen. Gelegentlich umrühren.
- Brunnenkresse hinzugeben und kurz mitköcheln lassen. Anschließend alles zusammen pürieren und mit Salz, Pfeffer und Chili abschmecken.
- Besonders schmackhaft wird die Suppe, wenn sie auch noch schön in einem Glas angerichtet wird. Hierfür die Milch erwärmen und aufschäumen. Einen Teil davon in das Glas füllen und mit der Suppe aufgießen. Abschließend mit einem Häubchen und einzelnen Brunnenkresse-Blättern dekorieren.
Und gleich noch eins: Pflanzliches Antibiotikum
Kapuzinerkresse gehört ebenfalls zu den pflanzlichen Antibiotika. Sie kommt bei grippalen Infekten und bei Harnwegs- und Ateminfekten zum Einsatz. Kombiniert mit Meerrettich lässt sich mit ihr und etwas Alkohol selbst ein natürliches Antibiotikum herstellen.
Zubereitung
- 6 EL Kapuzinerkresse klein schneiden und 2 EL Meerrettich reiben.
- In ein verschließbares Gefäß geben und umgehend mit 500 ml Alkohol (40 Vol.-%) übergießen, damit sich die Senföle nicht verflüchtigen.
- An einem dunklen Ort für ca. 4 Wochen durchziehen lassen, danach abseihen und in ein dunkles Fläschchen abfüllen.
Anwendung
Bei Infekten oder zur Stärkung des Immunsystems ca. 10 Tropfen mit etwas Wasser einnehmen.