Erkundet man an warmen Tagen den Südwesten zu Fuß, trifft man an sonnigen Plätzen gelegentlich auf eine Schlange. Solche Begegnungen sind rar, denn den Reptilien mangelt es an geeignetem Lebensraum und Nahrung. Wer in der Natur auf eine Schlange trifft, sollte Ruhe bewahren und dem Tier Raum zur Flucht lassen.

Seltenes Schlangen-Sonnenbad im Naturgarten

Am ehesten trifft man die streng geschützten heimischen Schlangen an ruhigen Wanderwegen, Bahndämmen, trockenen Wegrändern oder in naturnahen Gärten. Auch große Naturgärten oder Wiesenstücke können mit etwas Glück die Sonnenanbeterinnen anlocken. Dafür brauchen sie dort passende Versteckmöglichkeiten, Stellen zum Sonnenbaden, frostsichere Überwinterungsplätze und ausreichend Nahrung.

Diese Schlingnatter hat sich ein Versteck in einer Felsspalte gesucht.

Benny Trapp/NABU

Diese Schlingnatter hat sich ein Versteck in einer Felsspalte gesucht.

Zwei Giftschlangen im Südwesten heimisch

Noch sind sechs der weltweit über 2.700 Schlangenarten in Baden-Württemberg zuhause: Neben der Östlichen Ringelnatter sind dies Barren-Ringelnatter, Äskulapnatter, Schlingnatter, Kreuzotter und Aspisviper. Nur der Biss einer Kreuzotter oder Aspisviper ist giftig. Beide sind sehr selten und stehen auf der Roten Liste. Die vom Aussterben bedrohte Aspisviper kommt in Baden-Württemberg lediglich im südlichen Schwarzwald vor. Kreuzottern sind in höher gelegenen, kühleren Lagen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb sowie in den Moorgebieten des Allgäus und Oberschwabens zu finden. Charakteristisch ist das dunkle Zickzackband auf dem grauen oder braunen Körper.

Giftig oder nicht? Die Schlangen-Augen verraten es

Video: Schlangen in Baden-Württemberg

Video: Äskulapnatter - selten, groß und ungiftig

Schlangen sind scheu. Sie können zwar nicht hören, suchen bei Bodenerschütterungen aber meist schnell das Weite. Sollte eine giftige Schlange sich bedroht fühlen und beißen, muss man auf jeden Fall ein Klinikum aufsuchen.

Die Kreuzotter ist gut zu erkennen am charakteristischen Zickackband auf ihrem Körper.

Benny Trapp/NABU

Die Kreuzotter ist gut zu erkennen am charakteristischen Zickackband auf ihrem Körper.

Ringelnattern mögen Komposthaufen und Gartenteiche

Von der Ringelnatter, der bekanntesten Schlange im Land, gibt es bei uns zwei Arten – die Östliche Ringelnatter im östlichen Landesteil und die Barren-Ringelnatter im Westen. Beide sind dort weit verbreitet. Sie legen im Juli und August ihre Eier gern in Komposthaufen und anderem gärenden Material ab. Die Jungen schlüpfen nach vier bis sechs Wochen. Mit Wärme entwickelnden Reisighaufen, Sträuchern und offenen Komposthäufen unterstützt man etwa die ungiftigen Ringelnattern. Ist ein Gartenteich mit Fröschen und Fischen da, wird der gerne als Speisekammer genutzt. Eine Ringelnatter beißt aber nie. Wer sie in Ruhe lässt, kann sie gut beobachten.

Überhaupt sind alle vier Natternarten, die in Baden-Württemberg vorkommen, vollkommen harmlos. Sie haben keine Giftzähne und verschlingen ihre Beute im Ganzen. Je nach Art stehen Eidechsen, Vogeleier, Mäuse, Fische, Frösche oder Insekten auf dem Speiseplan.

Foto-Serie: Diese Schlangen kommen in Baden-Württemberg vor

Ringelnattern besitzen die Fähigkeit, sich sehr stark einzuringeln.

Bernard DUPONT from FRANCE - Grass Snake (Natrix natrix helvetica) after a copious meal, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40773719

Ringelnattern besitzen die Fähigkeit, sich sehr stark einzuringeln.
Ringelnattern ernähren sich überwiegend von Amphibien.

Maasaak - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42447135

Ringelnattern ernähren sich überwiegend von Amphibien.
Die Äskulapnatter kann bis zu zwei Meter lang werden. Sie ist wie die meisten anderen Nattern ungiftig.

FelixReimann - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7433690

Die Äskulapnatter kann bis zu zwei Meter lang werden. Sie ist wie die meisten anderen Nattern ungiftig.
Nimmt man eine Schlingnatter in die Hand, so beißt sie zur Abwehr oft sofort zu.

Dillsoße - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3009617

Nimmt man eine Schlingnatter in die Hand, so beißt sie zur Abwehr oft sofort zu.
Die Kreuzotter attackiert ihre Beute durch einen Biss, bei dem das Viperngift in den Körper injiziert wird.

Zdeněk Fric, GFDL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=124032

Die Kreuzotter attackiert ihre Beute durch einen Biss, bei dem das Viperngift in den Körper injiziert wird.
Neben der Kreuzotter ist die Aspisviper die zweite in Baden-Württemberg vorkommende Giftschlangenart.

Eric Steinert - photo taken by Eric Steinert at Paussac, France, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=338403

Neben der Kreuzotter ist die Aspisviper die zweite in Baden-Württemberg vorkommende Giftschlangenart.
PreviousNext

Zum Verwechseln ähnlich:
Kreuzotter oder Schlingnatter?

Verwechslungsgefahr besteht aufgrund der Rückenzeichnung zwischen der Kreuzotter und der kleinsten Natter im Land, der Schlingnatter. Letztere ist wärmeliebend und auf Trockenmauern, Steinhaufen und an Südböschungen zu finden. Die Muster beider Schlangenarten sind ähnlich, allerdings hat die ungiftige Schlingnatter runde Pupillen, die Kreuzotter senkrechte Pupillenschlitze. Die Schlingnatter frisst überwiegend andere Reptilien wie Eidechsen und Blindschleichen, aber auch Mäuse. Die Weibchen liegen jetzt Mitte Juli in der Sonne, brüten ihre Eier innerlich aus und gebären ab August zwei bis 12 Junge, die schon 12 bis 15 Zentimeter lang und dünn wie ein Regenwurm sind.

Mehr als doppelt so lang wie die Schlingnatter mit ihren maximal 70 Zentimetern wird die größte heimische Schlange: Die Äskulapnatter misst bis zu 180 Zentimeter. Sie zählt zu den seltensten Reptilienarten Deutschlands und kann in Baden-Württemberg nur im südlichen Odenwald beobachtet werden. Wer nicht zu den sechs heimischen Schlangen gehört, ist die kupferfarben schimmernde Blindschleiche. Sie sieht zwar schlangenähnlich aus, ist aber eine Echse. Leibspeise der Blindschleiche sind Regenwürmer, Nacktschnecken und unbehaarte Raupen, die sie auf Wiesen und Brachen, in Parks und naturnahen Gärten erbeutet.

Sieht aus wie eine Schlange, ist aber keine: die Blindschleiche.

Benny Trapp/NABU

Sieht aus wie eine Schlange, ist aber keine: die Blindschleiche.