Unsere Schritte knarzen auf dem Parkettboden. Die Ahnengalerie ist ein langer schmaler Saal. Und es ist ziemlich dunkel hier in der Dämmerung, wenn die Kronleuchter aus bleiben. Und das ist heute Abend der Fall: „Schaurig schön“ heißt die Führung, die das Residenzschloss Ludwigsburg während der Wintermonate nach dem Ende der Öffnungszeit anbietet, Gruselmomente inklusive.

Im Licht von flackernden LED-Laternen, die die Gäste in den Händen halten, tauchen an den Wänden schemenhaft die gemalten Gesichter verblichener Prinzessinnen und Herzöge auf. Man spürt beim Rundgang manchmal die Dunkelheit fast physisch im Nacken. Und hört irgendwann natürlich auch seltsame Geräusche: Hat es dort hinten am Ende des großen Raumes geknarzt? Hat da wer geflüstert? Flackert die Laterne plötzlich stärker?

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Freude statt Furcht

Beruhigend, den Geschichten von Schlossführerin Kerstin Frisch wenigstens im Schutz der Gruppe zu lauschen. Und zu spüren, dass diese Frau sich hier überhaupt nicht fürchtet. Im Gegenteil, sie hat richtig Freude am Erzählen der alten, seltsamen Geschichten: von Herzog Karl Alexander, der aus Versehen den Teufel zu seinem Fest einlud – und der die Nacht, in der das passierte, nicht überleben sollte. Von den unerklärlichen Schrittgeräuschen im leeren Schlosstheater. Und von dem schüchternen Gespenst im Weinkeller, zu dem Geisterjäger Kontakt aufgenommen haben wollen. Paul soll es heißen.
Vier Flügel, 452 Zimmer

Nicht nur Gruselgeschichten sind Thema bei der Führung, es geht auch um Bestattungsriten und Schönheitsrituale vergangener Zeiten. Und so erlebt man beim Gang durch die dunklen Flure, Säle und Treppenaufgänge eben nicht nur das eine oder andere mulmige Gefühl im Bauch – man erfährt auch ganz viel über den Schlossalltag von einst: dass man wie heute nach dem Tod eines Menschen das Fenster öffnete, damit die Seele hinausgelangen konnte.

Und dass es bei den adligen Damen als schön galt, große Pupillen zu haben. Also tropfte man sich Belladonna – Tollkirsche – in die Augen und sah dann so aus wie zum Beispiel Prinzessin Sophia von Thurn und Taxis in der Ahnengalerie: Auf dem Porträt dort hat sie sehr dunkle, groß wirkende Augen. Die Schönheitsrituale klingen für heutige Schlossbesucherinnen eher abwegig – so nutzte man zum Beispiel auch das Blut junger Tiere, um Cremes reichhaltiger zu machen und der Haut etwas Gutes zu tun.

Kellergewölne, Totenschädel auf einem Tisch

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Im Schloss Ludwigsburg warten wahre Gruselmomente.
Vier Frauen in einem düster beleuchteten Raum mit Laternen, umgeben von marmorierten Wänden und Porträts.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Kerstin Frisch leitet eine nächtliche Führung durch das Schloss Ludwigsburg.
Vier Frauen in einem düster beleuchteten Raum mit Laternen, umgeben von marmorierten Wänden und Porträts.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Kerstin Frisch leitet eine nächtliche Führung durch das Schloss Ludwigsburg.
Ein prunkvoller Saal im Schloss mit Stuckarbeiten, Kristalllüstern und drei Personen, die den Raum betrachten.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Das Schloss Ludwigsburg, wo Geschichte und Eleganz aufeinandertreffen, lädt zur Erkundung ein.
Ein prunkvoller Saal im Schloss mit Stuckarbeiten, Kristalllüstern und drei Personen, die den Raum betrachten.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Das Schloss Ludwigsburg, wo Geschichte und Eleganz aufeinandertreffen, lädt zur Erkundung ein.
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Fürchtet sich Guide Kerstin Frisch in den Schlosssälen denn niemals? Selten, sagt sie und lacht. Und fügt hinzu: „Wir haben noch jeden Gast hier wieder heil herausgebracht.“ „Hier“, das ist in diesem Fall ein stattliches vierflügeliges Schloss mit 452 Zimmern. Das kleine Jagdschloss, das hier einst stand, wurde ab Anfang des 18. Jahrhunderts über 100 Jahre von den Herzögen von Württemberg zum Residenzschloss ausgebaut. So entstand ein eindrucksvoller Stilmix aus Barock, Rokoko und Klassizismus.

Mehrere Museen

Heute sind in den glanzvollen Gebäudeteilen mehrere Museen untergebracht: Im Mode­museum etwa erleben Gäste eine Modenschau mit originaler Kleidung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Im Keramikmuseum ist Ludwigsburger Porzellan ausgestellt. Und kleine Gäste haben Spaß im interaktiven Museum „Kinderreich“.

Vier Frauen in einem alten Weinkeller mit Steinwänden und Weinfässern, die eine Führung erleben

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Der historische Weinkeller im Schloss Ludwigsburg, ein Ort voller Geschichten und Geheimnisse.
Vier Frauen in einem alten Weinkeller mit Steinwänden und Weinfässern, die eine Führung erleben

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Der historische Weinkeller im Schloss Ludwigsburg, ein Ort voller Geschichten und Geheimnisse.
Eine nächtliche Szene vor einem hell erleuchteten Schloss mit vier Frauen und einem offenen Holztor.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Das Schloss Ludwigsburg bei Nacht, wo Geschichte lebendig wird und Besucher in eine andere Zeit versetzt werden.
Eine nächtliche Szene vor einem hell erleuchteten Schloss mit vier Frauen und einem offenen Holztor.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Das Schloss Ludwigsburg bei Nacht, wo Geschichte lebendig wird und Besucher in eine andere Zeit versetzt werden.
Ein weitläufiger Hof eines barocken Schlosses mit einem Brunnen und symmetrischer Architektur.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Das Schloss Ludwigsburg lädt auch bei Nacht zum Entdecken ein.
Ein weitläufiger Hof eines barocken Schlosses mit einem Brunnen und symmetrischer Architektur.

TMBW, Foto: Isabela Pacini

Das Schloss Ludwigsburg lädt auch bei Nacht zum Entdecken ein.
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Durch die Ausstellungen geht es heute Abend nicht. Stationen unserer Tour sind die Grotte, in der früher auch Feste gefeiert wurden, der Weinkeller, die Ahnengalerie, das Schlosstheater mit seiner originalen Bühnenmaschinerie aus dem Jahr 1758 und die Schlosskirche. In der Gruft unterm Kirchenschiff liegen viele Herzöge und Herzoginnen, die ab 1730 dort bestattet wurden. Kerstin Frisch erwähnt das fast beiläufig, als wir vor dem dunklen Altar stehen. Puh, alles klar.

Wie war das hier früher?

Der Grusel bleibt letztendlich wohldosiert. Frisch erzählt die alten Anekdoten durchaus mit einem Augenzwinkern. Und so gewinnt an diesem Abend nicht das Schaurige die Oberhand, sondern die Freude darüber, mit einer kleinen Gruppe ganz alleine in diesem riesigen Schloss sein zu dürfen. Die Gedanken fangen an zu wandern. Wie war das hier früher? War es kalt im Winter? Auch so still wie jetzt? Oder gab es viele Bedienstete? Wie erging’s den Nachwuchsherzögen und -herzoginnen, hatten die auch Angst im Dunklen? Bestimmt.

In Momenten wie diesem zum Beispiel: Es kracht über unseren Köpfen, als wir durch die Ahnengalerie wandeln. Ein Gewitter zieht über die Stadt. Blitze erhellen die Beletage. Überm Burghof haben sich dunkle Wolken zusammengebraut. Man könnte meinen, das hat Kerstin Frisch so bestellt, aber die schüttelt den Kopf. Egal, es passt perfekt zu diesem schaurig-schönen Abend in Ludwigsburg.

Führungen im Schloss Ludwigsburg

Alle Führungen im Schloss Ludwigsburg finden sich unter https://www.schloss-ludwigsburg.de/besuchsinformation/fuehrungen-veranstaltungen

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