Wenn es um das Thema Schottergärten geht, sollte man sich zunächst einmal bewusst zu machen, was für ökologische Konsequenzen durch die hohe Anzahl solch versiegelter Flächen entstehen.

„Die Temperaturen werden deutlich in die Höhe getrieben, auch in der Nacht geben die Steine Wärme ab. Eingebaute Vliese und ein hoher Versiegelungsgrad verhindern zügiges Versickern bei Starkregen. Durch die spärliche Bepflanzung ist der Raum für einheimische Wildtiere quasi verloren. Das Bodenleben stirbt weitgehend ab, sodass eine Regeneration des Bodens aufwendig wird“, zählt Christine van Dorland-Fiege, Projektgruppen-Sprecherin der Stadtgestalterei-Projektgruppe  „Von der Schotterwüste zur Lebensoase“ in Hemsbach gleich eine Handvoll Nachteile auf.

Und auch die Konsequenzen: „Durch die fehlende Vegetation findet keine Staubbindung, kein Kühlungseffekt durch Verdunstung, keine Sauerstoffproduktion oder CO2-Bindung mehr statt. Letztendlich sind die Produktionsprozesse von Kies- und Schottersteinen und auch von Vliesen energieintensiv.“ Flugsamen und Sandeinträge begünstigten den Aufwuchs von Wildkräutern, erforderten also unterm Strich ein energieintensives Pflegeprogramm.

Gepflasterter Weg und versiegelte Fläche mit Büschen

numismarty/iStock/thinkstock

Der Weg sieht schick aus und die Büsche sind grüne Tupfer - aber leider kann das Regenwasser hier nicht abfließen.

Schottergärten in Baden-Württemberg inzwischen verboten

„Die Ansehnlichkeit von Schotteranlagen leidet nach etwa zehn Jahren“, erklärt Dorland-Fiege. Zudem kommt die Tatsache, dass Schottergärten in Baden-Württemberg bereits seit 2020 verboten sind. So heißt es im Landesnaturschutzgesetz: „Es ist darauf hinzuwirken, dass Gartenanlagen insektenfreundlich gestaltet werden und Gartenflächen vorwiegend begrünt werden. Schotterungen zur Gestaltung von privaten Gärten sind grundsätzlich keine andere zulässige Verwendung im Sinne des § 9 Absatz 1 Satz 1 LBO.“

Bereits seit 1995 steht in der Landesbauordnung, dass nicht überbaute Flächen zu begrünen sind, wenn sie nicht für eine andere zulässige Verwendung benötigt werden. Ausgenommen von der Regelung sind Gärten, die Mitte der 1990er Jahre angelegt wurden.

Video: So wird der Schottergarten zur Blühoase

Fördermöglichkeiten

Manche Kommunen in Baden-Württemberg unterstützen den Rückbau von Schottergärten im Rahmen von Klimaschutzprogrammen. Es lohnt sich immer, bei der eigenen Gemeinde nachzufragen!

Die Stadt Walldorf aus dem Rhein-Neckar-Kreis beispielsweise bezuschusst den Rückbau mit bis zu 1.300 Euro.

Pforzheim steuert immerhin bis zu 500 Euro bei.

Karlsruhe fördert Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen von Freiflächen, insbesondere die Umgestaltung von zur Bepflanzung geeigneten Grünflächen, welche zu 75 Prozent durch Schotter und einer Trennfolie überdeckt sind (= Schottergarten). Die Förderobergrenze liegt bei 5.000 Euro pro Anwesen.

In Waiblingen gibt es einen Zuschuss pauschal in Höhe von bis zu 500 € ab 10 m² entsiegelter Schottergartenfläche. Wer in eine Versickerungsfläche ab 15 m² in mindestens 50 cm Tiefe eine Rigole einbaut, erhält den 500 € Zuschuss ebenfalls.

Die Stadt Biberach versucht es mit einer Doppelstrategie: Bei jeder künftigen Aufstellung eines Bebauungsplans soll die Gestaltung der Vorgärten festgesetzt werden. Gleichzeitig sollen die Bauherren beraten und gefördert werden. Hierfür gibt es beispielsweise einen Gutschein im Wert von 100 Euro bei einem Garten- und Landschaftsbauer.

Auch in Lörrach setzt man mehr auf die Motivation zum Mitmachen, statt auf Kontrolle. Im Rathaus oder → hier auf der Seite der Kommune (extern) erhält man vielseitige Tipps und Anregungen zur Umgestaltung seiner Gärten, welche mit der Arbeitsgruppe NaturStadt des Runden Tisch Klima erarbeitete wurden. Wie erfolgreich die Kommune mit ihrer Strategie fährt, wird sich zeigen.

Fünf Tipps für die Umgestaltung des Schottergartens

Wer sich dafür entscheidet, seinen Garten neu anzulegen oder umzugestalten, kann bereits mit ein paar Tipps und Tricks große Veränderungen bewirken.

  1. Langsam anfangen: Wer einen Schottergarten besitzt und diesen umgestalten möchte, sollte zunächst an einer Stelle anfangen und nicht alles auf einmal angehen. Das Anlegen eines Komposthaufens, um wieder Leben in den Boden zu bringen, eignet sich gut als Start.
  2. Die richtigen Pflanzen finden: Nicht jede Pflanze wächst an jedem Standort gleich gut. Daher gilt: Zuerst informieren, dann setzen. Eine Staude beispielsweise benötigt mehr Sonne als andere und würde im Schatten schnell eingehen.
  3. In Gruppen pflanzen: Experten empfehlen, nicht von jeder Sorte eine Pflanze zu setzen, sondern mehrere Exemplare einer Sorte zu pflanzen, da sich einige Pflanzen in Gruppen stärker entfalten als einzeln. 
  4. Akzente setzen: Ein Garten darf leben und sollte nicht "zu aufgeräumt" sein. Sträucher und Büsche setzen Akzente und bieten gleichzeitig Nahrung und Unterschlupf für viele Tiere.
  5. Bodendecker verwenden: Bodendecker breiten sich über große Flächen aus, unterdrücken unerwünschte Kräuter und lassen, kombiniert mit Gräsern oder Stauden, ein Beet entstehen, das wenig Arbeit macht.

Nicht alle Steine sind schlecht

Aber: Steine, Kies und Splitt sind nicht immer schlecht. „Differenziert betrachten können wir dennoch die Pflanzkonzepte, wie beispielsweise klassische Stein- und Kiesgärten, in denen mit Ausbringen von Sand und kleinen Kiessteinen oder Lavasplitt der Boden für Spezialisten der Pflanzenwelt konsequent abgemagert wird.“ Diese Art von Anlagen würden die Verdunstung zum Beispiel auf Verkehrsinseln oder auf Schulhöfen reduzieren, was sinnvoll überall dort sei, wo nicht regelmäßig gegossen werden könne.

„Bei guter Planung werden die gezielt auf den Standort angepassten Bäume, Gehölze, Stauden, Bodendecker und Gräser diese Flächen rasch zuwachsen. Hier wird Bodenleben gefördert, zudem entstehen wertvolle Lebensräume für Insekten, Echsen, Vögel, Schmetterlinge und anderen heimische Wildtiere.“

Trotzdem kritisch sehen

Die Projektgruppen-Sprecherin sieht die Verwendung jeglicher Art von Steinen insgesamt kritisch, Vor- und Nachteile seien genau abzuwägen. „Denn zum einen sind Herstellungsprozesse insgesamt energieaufwendig, zum anderen kommen Emissionen durch den Transport der Steine hinzu.“ Zudem werde zerstörerisch in die Natur eingegriffen, „denn genau dort wo die Steine abgebaut werden, geht wertvoller Lebensraum verloren.“

Und last but not least stelle sich natürlich grundsätzlich die Frage, ob und warum denn ein bestehender und gut funktionierender Lebensraum vor unserer Haustüre oder generell in einen mageren Lebensraum abgewandelt werden sollte.

Der NABU gibt Tipps, wie sich ein naturnaher Garten anlegen lässt.

NABU/Sebastian Hennigs

Der NABU gibt Tipps, wie sich ein naturnaher Garten anlegen lässt.

Weitere Ideen und Anregungen zur Umgestaltung von Schotteranlagen und Tipps zur Gartenplanung finden Sie hier oder beim NABU Baden-Württemberg.

Video: Vom Schottergarten zum Naturgarten