Bald geht es los: Viele ABC-Schützen fiebern dem ersten Schultag entgegen. Meistern sie den Schulweg alleine, kann das bereits ab der 1. Klasse ihre Entwicklung und ihr Selbstbewusstsein fördern. Dafür ist natürlich eine ausführliche Vorbereitung auf die Einschulung Voraussetzung. Für Autofahrerinnen und Autofahrer gilt einmal mehr eine erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht.

Welche Verhaltensregeln Eltern ihren Sprösslingen mit auf den Weg geben sollten und wie die Kinder im Fall der Fälle abgesichert sind, weiß Unfallexperte Dimitar Gouberkov. Saskia Schmitt, Verkehrspädagogin des ADAC Nordbaden e.V., hat zusätzliche Tipps.

Freundlicher Junge mit Schulranzen

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Der Junge kennt seinen Schulweg und kann daher entspannt zur Schule laufen.

Schulweg gemeinsam planen

Für die Entwicklung der Erstklässlerinnen und Erstklässler ist es in diesem Alter sehr wichtig, Risikobewusstsein und Verständnis für den Straßenverkehr zu trainieren. „ABC-Schützen können weder die Geschwindigkeit noch die Entfernung von Autos einschätzen und lassen sich schnell ablenken. Daher sollten Eltern ihre Kinder altersgerecht und zeitnah an den Schulweg gewöhnen“, rät Saskia Schmitt. Nicht nur für die Kinder selbst, auch für Eltern ist die Einschulung nämlich ein großer Schritt. In den ersten Wochen werden viele Mütter oder Väter ihre Kinder noch begleiten, irgendwann können die meisten den Schulweg aber alleine meistern. „Damit dann nichts passiert, sollten Eltern ihre Kinder frühzeitig daran gewöhnen, sich im Straßenverkehr zu bewegen“, rät Dimitar Gouberkov. „Sie verstehen meist schnell, worauf sie achten müssen.“

Bei der Auswahl des richtigen und sichersten Schulwegs können die Schulen selbst helfen. Laut Schmitt verfügen die diese über einen Schulwegplan, der die besten Routen mit wenigen, viel befahrenen Kreuzungen oder Hauptstraßen enthält, sowie Ampelkreuzungen und Zebrastreifen als sichere Querungen markiert und Gefahrenstellen für die Schüler ausweist. Diese speziellen Stadtpläne erarbeiten meist Eltern, Polizei sowie Fach- und Verkehrsbehörden gemeinsam. Sie sind oft auch auf der Website der jeweiligen Stadt, Gemeinde oder eben direkt in der Schule zu finden.

Ist der richtige Weg gefunden, geht das Üben los. „Zunächst sollten Eltern damit beginnen, zuhause in entspannter Atmosphäre mit ihren Kindern über Verkehrsregeln zu sprechen. Einfache Regeln wie ‚stehen – sehen – gehen‘ oder ‚Bordstein – Stoppstein‘ sind für kleine Kinder einfach zu verstehen und sollten von ihnen verinnerlicht werden“, so Schmitt.

Häufig ist der sicherste Weg nicht der schnellste. Auch wenn die Abkürzung noch so verlockend ist: „Eltern sollten möglichst viele gesicherte Übergänge wie Ampeln, Fußgängerbrücken und Zebrastreifen einbauen sowie viel befahrene und unübersichtliche Kreuzungen vermeiden“, rät der Gouberkov. Am besten lernen die Kleinen, wo Gefahren lauern, wenn sie von Anfang an bei der Planung dabei sind. Erst danach sollte gemeinsam der Schulweg geübt werden. Am besten ist es, den Schulweg mehrfach abzulaufen – ohne Zeitdruck. „Wichtig ist es, dass das Üben auch unter realen Bedingungen stattfindet, also zur selben Zeit, an der das Kind später auch zur Schule laufen muss“, rät die ADAC Verkehrspädagogin. „Lassen sich Eltern auch mal von den Kindern ‚führen‘, kann der Nachwuchs das Gelernte gleich anwenden und damit vertiefen“, so Gouberkov.

Der Weg kann im weiteren Übungsverlauf auch gemeinsam mit einem gleichaltrigen Freund oder einer Freundin absolviert werden, die Eltern folgen in gewissem Abstand und können dann entsprechendes Feedback geben. So kommt auch der Spaß dabei nicht zu kurz. Übrigens: Gehören Bus oder Bahn zum Schulweg, sollten Eltern auch dies besprechen und üben. Und bei den bei Kids so belieben Rollern gilt: Niemals ohne Helm losrollen!

Mit Vorsicht sicher durch den Straßenverkehr

Die Basis für einen sicheren Schulweg ist das Wissen über Verkehrsregeln und Verkehrszeichen. „Mit Eselsbrücken und Merksätzen wie ‚Bei Rot bleibe stehen, bei Grün darfst du gehen‘, merken sich Kinder die wichtigsten Grundregeln einfacher und verinnerlichen sie schneller“, so der Unfallexperte. Wichtig ist auch, dass Eltern viel Zeit für den Schulweg einplanen. Denn Zeitdruck führt schnell zu Unachtsamkeit – das Unfallrisiko steigt. Bestreiten die Kinder gemeinsam mit Mitschülern den Weg, erhöht das die Sicherheit. Bei der Planung des gemeinsamen Schulwegs können organisierte Laufgemeinschaften wie der Laufbus unterstützen.

Dabei wird eine Gruppe von maximal zehn bis zwölf Kindern von einem oder mehreren Erwachsenen begleitet. Entlang einer festgelegten „Buslinie“ gehen sie zur Schule und sammeln auf dem Weg an fest vereinbarten „Haltestellen“ ihre Mitschüler ein. So füllt beziehungsweise leert sich der Laufbus nach und nach und bringt die Kinder sicher zur Schule und nach dem Unterricht wieder nach Hause.

Das Besondere: Um den Kindern Sicherheit zu geben, wird der Laufbus in der ersten Zeit von ein oder zwei Erwachsenen begleitet. Vor allem im Herbst und Winter sowie an Tagen mit schlechter Sicht sollten Eltern zusätzlich darauf achten, dass die Kleinen helle Kleidung und Reflektoren – häufig bereits am Schulranzen – tragen. So sehen andere Verkehrsteilnehmer sie besser. Grundsätzlich ist es wichtig, viel zu erklären: „Dazu gehört beispielsweise auch, trotz Ampel oder Zebrastreifen immer vorsichtig zu sein und sich keine Erwachsenen oder Kinder zum Vorbild nehmen, die bei Rot gehen“, so Dimitar Gouberkov.

Aber auch wenn die jüngsten Verkehrsteilnehmer alles richtig machen, kann es durch ein Fehlverhalten von anderen Verkehrsteilnehmern brenzlig werden.

Hin und zurück auf dem Schulweg richtig abgesichert

Grundsätzlich sind Kinder auf dem Weg in die Schule und zurück über die gesetzliche Unfallversicherung versichert. Wie der Nachwuchs den Schulweg bestreitet, spielt dabei keine Rolle. Wichtig zu wissen: „Es ist nur der direkte beziehungsweise der sichere Schulweg – den die Eltern mit ihren Kindern geübt haben – versichert“, weiß der Experte. Machen die Kinder einen Abstecher zu einem Freund oder gehen anschließend direkt zum Fußballtraining, erlischt der Versicherungsschutz.

Aber: Übersieht ein Kind seine Bushaltestelle und verletzt sich anschließend beim nach Hause laufen, springt die gesetzliche Unfallversicherung ein. Denn das Bundessozialgericht befand, dass es alterstypisch für ein Kind sei, die Haltestelle zu verpassen, und beurteilte einen Unfall, der daraufhin stattfand, als Wegeunfall (Az. B 2 U 29/06 R). Auch wenn Eltern auf dem Weg zur Arbeit einen Umweg machen, um ihre Kinder zur Schule zu bringen, gilt der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Beim kurzen Umweg über den Eisladen aber schon wieder nicht.

Um auf Nummer sicher zu gehen, können Eltern für ihren Nachwuchs eine private Unfallversicherung abschließen.

Weitere Materialien vom ADAC

Saskia Schmitt, Verkehrspädagogin beim ADAC Nordbaden e.V., führt im Auftrag der ADAC Stiftung an nordbadischen Vor- und Grundschulen kostenlos das Programm „Aufgepasst mit ADACUS“ durch, das Kinder zwischen 5 und 7 Jahren unter anderem die Ampel, Zebrastreifen oder auch das richtige Queren einer Straße spielerisch erklärt. Die Verkehrs-Experten des ADAC Nordbaden stehen telefonisch unter 0721 810 49 49 für Fragen zur Verfügung.

Multimedia-Inhalte der ADAC-Stiftung zur Verkehrserziehung sowie Tipps und Informationen für Eltern und Lehrkräfte gibt es unter www.verkehrshelden.com.