Eine besondere Eigentümlichkeit in deutschen Gärten ist das Kräuterbeet. Da wird alles gesammelt, was irgendwann in der Küche landen soll: Thymian neben Liebstöckel, Salbei neben Minze und Waldmeister neben Rosmarin. Das eine solche Zwangsgesellschaft selten glücklich werden kann, ist eigentlich klar.
Die einen mögen Sonne und Hitze wie Rosmarin und Salbei, während andere Feuchtigkeit (Minze) und Schatten (Waldmeister) brauchen. Ein Küchenkraut ist auch dann noch ein Küchenkraut, wenn es im Garten an dem Platz steht, an dem es sich wohlfühlt.
Neben kräftig-würzigen oder scharfen Kräuterpflanzen gibt es auch Würzstars, die sommerliche, fruchtig-frische Noten in Desserts und Getränke zaubern. Ihr Duft ist im Kräuterbeet und im Topf auf dem Balkon die perfekte Ergänzung eines Sommertags.
Minze, die nach Erdbeeren duftet
Liebhaber fruchtig-frischer Aromen kommen an der Erdbeer-Minze (Mentha species) nicht vorbei! Sie verströmt einen Duft, der sich an sommerlicher Leichtigkeit kaum überbieten lässt. Sowohl die Blüten als auch die zerriebenen Blätter riechen nach Erdbeere und Minze. Während die Blüten mit ihrem herrlichen Anblick nicht nur die Nase erfreuen, lassen die Blätter die Zunge tanzen.
Minz-Topping auf der Eiscreme
In sommerlichen Obstsalaten, Kaltschalen und als Topping auf der Eiscreme entfaltet sich ihre Frische. Übrigens freuen sich auch Bienen, Hummeln und Schmetterlinge über die Blüten dieser Minze und finden hier reichlich Nahrung. Auch im Duftgarten darf diese Minzart auf keinen Fall fehlen. In einem Topf auf dem Balkon komplettiert das herrliche Bouquet der Pflanze jeden Sommertag.
In eine ähnliche Richtung geht die Schokoladen-Minze 'Chocolate' (Mentha x piperita 'Chocolate'). Zur Minznote gesellt sich bei ihr ein überraschend schokoladiges Aroma. Sie weckt schnell Assoziationen zu den berühmten Schoko-Minz-Täfelchen. Schon optisch erinnern die braun überhauchten Blätter an Schokolade - pur genossen, sind sie eine kalorienfreie Nascherei. Jedoch werden sie in der Regel schon ein wenig gehaltvoller eingesetzt.
Die Blätter eignen sich wunderbar zum Verfeinern aller Arten von Desserts und auch Cocktails geben sie einen interessanten Twist. Im Kräuterbeet oder im Topf auf dem Balkon machen die Blüten der Staude Eindruck und locken viele fleißige Insekten an. Die Schokoladen-Minze ist absolut pflegeleicht und lässt sich über die gesamte Saison hinweg ernten. Abgezupfte Blättchen werden schnell nachgebildet.
Eine Minze ist toll, zwanzig Quadratmeter Minze eine Plage. Deshalb kann man Minzen-Sammlungen in Maurerkübel pflanzen, aus denen der Boden herausgeschnitten wurde. Dann wird der Minzen-Kübel so im Beet versenkt, das er noch ein ganz klein wenig aus der Erde herausguckt. So haben Sie ganzjährig und gefahrlos Minze im Garten. Die Blüten schmecken auch den Bienen!
In die Riege der sommerlich fruchtigen Aromen reiht sich auch wunderbar die Eberraute (Artemisia abrotanum) ein, die nicht ohne Grund auch Cola-Strauch genannt wird. Ihre Blätter entfalten einen unnachahmlichen Duft: Fruchtig, süß und erfrischend. Ein Eistee aus den jungen Blattspitzen ist im Sommer eine kalorienarme Alternative zur Cola.
Die eigene Cola im Garten züchten
Im Garten verströmt die Pflanze an warmen Tagen schnell ihre einzigartige Duftnote. Für Kinder ein echtes Faszinosum und eine gute Möglichkeit, ihnen mit dem originellen Kraut die Freude an Pflanzen näher zu bringen - denn was ist spannender, als die eigene Cola im Garten zu züchten? Interessant ist, dass die Eberraute schon seit dem Mittelalter in Klostergärten angebaut wurde. Sie diente als Tee bei Magenbeschwerden. Heute ist sie auch als attraktive Zierpflanze abseits des Kräuterbeets bei Gärtnern beliebt.
Die Monarde (Monarda didyma) ist als Goldmelisse oder Indianernessel bekannt und darf schon allein wegen ihrer traumhaften Blüten in keinem Kräuterbeet fehlen! Diese sind nicht nur ein optischer Genuss - zum Garnieren von Süßspeisen und Salaten eignen sie sich bestens und entfalten ein dezentes, leicht süßliches Aroma auf der Zunge.
Aromatischer Tee aus Goldmelisse
Bei Kräuterliebhabern stehen aber vor allem die Blätter der Staude im Vordergrund. Der milde Geschmack erinnert viele an Earl Grey und so wird die Goldmelisse auch gerne zum Aufbrühen von Tee genutzt. Im Sommer lassen sich mit ihrer Hilfe fein aromatisierte Kaltgetränke herstellen.
Auch die Süßdolde (Myrrhis odorata) verdient mehr Aufmerksamkeit und einen Platz im Kräuterbeet. Denn sie duftet nicht nur herrlich, sondern schmeckt mindestens genauso gut. blüht mit weißen Blütentellern in rund einem Meter Höhe. Ihre Blätter duften und schmecken süßlich.. Alle Teile der Pflanze lassen sich vielseitig verwenden und bringen Aromen von Anis in die Küche.
Viele erinnert der Geschmack dieser Wildpflanze an Lakritz, doch sind die Nuancen süßer und milder. Sowohl die großen gefiederten Blätter als auch die Wurzelsprosse sind essbar. Sie zaubern feine Noten in Salate und Suppen. Aus den Blüten lässt sich aromatischer Sirup gewinnen oder sie verfeinern Marmeladen und Dressings.
Aber seien Sie gewarnt: Nach der Blüte sollten Sie zur Schere greifen und die Saatstände abschneiden, denn die Süßdolde sät sich heftig aus.
Verwechslungsgefahr: Süßdolde nur aus dem eigenen Garten nehmen!
Da es bei der Süßdolde schnell zu Verwechslungen mit dem giftigen Gefleckten Schierling (Conium maculatum) kommen kann, ist davon abzuraten, sich bei wildwachsenden Pflanzen zu bedienen. Es empfiehlt sich nur solche Exemplare zu beernten, die man selbst in der Baumschule oder Gärtnerei gekauft und gepflanzt hat.
Arznei- und Genusspflanzen
Ein Küchenkraut, das mit Sicherheit viel zu schade wäre, um dumm und einsam in einem Kräuterbeet zu stehen, ist der Bronzefenchel (Foeniculum vulgare `Atropurpureum´). Was für ein wunderbar filigranes, rötlich-braunes Laub mit gelbgrünen Blütendolden in 1,70 Meter Höhe! Eine außergewöhnlich elegante Pflanze, die mit ihrer wolkigen Erscheinungsweise gut zu Rosen passt, zu silberlaubigen Stauden, in eine Pflanzung mit Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) und Duftnesseln (Agastache) und mit ihrem zarten Anis-Aroma in jeden Salat.
In den sonnigsten und trockensten Teil des Gartens werden Rosmarin und Thymian gepflanzt. Der häufig als unbepflanzbar gefürchtete Dachüberstand am Haus könnte so ein Platz sein – vorausgesetzt, der Dachüberstand ist nicht gleich einen Meter breit und lässt ab und zu mal etwas Regen an die Pflanzen. Eine Mulchabdeckung aus feinem Kies bietet sich hier an und eine Lage ausdauernder Wild-Tulpen wie die weiß-gelben Tulipa tarda als früher Blütenflor.
Blütenmeer im Sommer
Im Sommer blühen der aromatische Kaskaden-Thymian (Thymus longicaulis ssp. odoratus) und Rosmarin im Schutz der Hausmauer. Dazwischen leuchtet aber schon das bläulich-violette Laub von Sedum `Karfunkelstein´. Im Herbst trägt diese Fette Henne sehr kompakte, dunkelrosa Blütenteller über metallisch rotem Laub. Als farbliche Ergänzung dazu könnte man den Apotheker-Ysop (Hyssopus officinalis) pflanzen. Und zwar nicht die normale blaue Form, sondern die mit den weißen oder rosa Blütenähren. Bienen lieben diese Pflanze und auf gegrilltem Fleisch ist sie auch nicht schlecht. Das ist doch mal ein Kräuterbeet, das nicht nur zum Anbeißen schön ist. (GMH/BdS)