Weit über die Schwäbische Alb und den Landkreis Göppingen reicht der Blick vom Hofenstaufen. Hier war es: Hier stand einst die Stammburg der Staufer, von der kaum Ruinen geblieben sind. Zwei Kegelförmige Berge erheben sich aus der in der Sonne flimmernden Landschaft wie Inseln: Der Rechberg und der Stuifen.

Bekanntester unter den drei sogenannten Kaiserbergen ist der Hohenstaufen.Von seinem Gipfel hat man einen grandiosen Blick auf die beiden anderen Kaiserberge der Schwäbischen Alb. Der Alltag scheint dort oben weit weg, man fühlt sich etwas entrückt und unantastbar. Vielleicht haben sich die Staufer nicht zuletzt auch deshalb diesen Ort als Sitz ausgesucht.

Was die Schwäbische Alb alles zu bieten hat

Zeugenberg Hohenstaufen

TMBW/Gregor Lengler

Der Zeugenberg Hohenstaufen ist 684 Meter hoch.

Es liegt einem Welt voller Weitblick und symmetrischer Spielereien zu Füßen, wenn man die Staufer-Runde geht und den Hohenstaufen besteigt. Manche, wie die kegel­förmigen Zeugenberge, hat die Natur durch Erosion geformt. Bei anderen hatten die Menschen – genauer: die Staufer – ihre Hand im Spiel. Zu Füßen des Bergs liegt nämlich auch die kleine, trutzige Burg Wäscherschloss, die einst wohl auch den Staufern gehörte. Wie eine Spielzeug-Burg sieht der mittelalterliche Wehrbau aus – und er wirkt recht phantasievoll, denn der Innenhof hat die Form eines Trapezes. Zufall?

Adel in Baden-Württemberg: Die Staufer – 100 Jahre Macht 

Herzlich willkommen in der Welt der Staufer, dessen wichtigster Spross – Kaiser Barbarossa – 2022 seinen 900. Geburtstag feierte. Die Staufer waren, verkürzt ausgedrückt, das mächtige, schwäbische Adelsgeschlecht, das in kurzer Zeit in der Mitte des 12. Jahrhunderts den Gipfel der Macht in Europa erklomm und mehrere römisch-deutsche Kaiser stellte. Und das ebenso schnell 100 Jahre später wieder von der Weltbühne der Geschichte verschwand. Auf der Alb liegt sein Ursprung.

Burg Wäscherschloss, Wiege der Staufer

TMBW/Gregor Lengler

Die Burg Wäscherschloss gilt als die Wiege der Staufer.

Bei einer Wanderung auf dem Pfad der gut elf Kilometer langen Staufer-Runde kann man daher nicht nur die Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb genießen, sondern auch eine kleine, aber spannende Zeitreise unternehmen. Beginnen wir also von vorn: Die Tour startet bei der Burg Wäscherschloss in Wäschenbeuren, führt zunächst durch das wildromantische Beutental und später auf einem sonnigen Pfad über das Naturschutzgebiet Spielburg hinauf zum Hohenstaufen. Von dort geht’s bergab zurück.

Mehr zum Burg Wäscherschloss

Wer vor dem Start schon einmal eintauchen möchte in die Zeit der Staufer, besucht Burg Wäscherschloss und die dortige Burgverwalterin Krisztina Mutter, die mit Gästen gerne über die Alltagskultur in der damaligen Zeit plaudert.: Welche Getreide wurden angebaut? Was hat man gegessen und wie hat man geschlafen? Zehn Meter ist die aus Buckelquadern errichtete Mauer um das Gebäude hoch. Die aus den Jahren ab 1220 stammende Burg war Teil der vorgelagerten Befestigung des Hohenstaufen. Von hier überblickte man die Stammburg auf dem Berg und etwaige Eindringlinge. Das Innere des Palas hingegen ist erstaunlich wohlig und wohnlich: Man tritt im ersten Stockwerk in einen Saal mit großem Kamin und Bleiglasfenstern und erwartet, dass jeden Moment der Burgherr erscheint und zu Tisch bittet – auf einer langen Holztafel stehen täuschend echte mittelalterliche Speisen: Obst, Fleisch, Getreidebreie. Oben, aus dem später entstandenen Saal im zweiten Stock, kann man bis zum Hohenstaufen schauen.

Mittelalterlicher Speiseraum auf Burg Wäscherschloss

TMBW/Gregor Lengler

Der Mittelalterliche Speiseraum auf Burg Wäscherschloss versetzt Besucher in die Vergangenheit zurück.

Die Staufer prägten die europäische Geschichte

Die Geschichte der Staufer ist übrigens weitgehend eine Geschichte von Männern namens Friedrich: Als Stammvater der Staufer gilt ein gewisser Friedrich von Beuren, interessant wird es aber erst bei seinem Sohn: Dieser Friedrich durfte die Kaisertochter Agnes heiraten und wurde zum Herzog ernannt, weil er Heinrich IV. im Jahr 1077 auf seinem Gang nach Canossa begleitet hatte.

Burgruine Hohenstaufen - ehemaliger Stammsitz des Staufergeschlechts

Er errichtete die Burg auf dem Hohenstaufen, sein Sohn wurde als Konrad III. erster deutscher Stauferkönig. Bis heute einen wirklich klangvollen Namen hat Konrads Neffe, ein weiterer Friedrich, nämlich Friedrich I. Der wurde als Kaiser Barbarossa nicht nur weltberühmt, sondern gleich auch sagenumwoben. Er ertrank bei einem Kreuzzug fern der Heimat. Bis heute rätselt man, wo er begraben liegt. So konnte der Mythos entstehen, dass der Kaiser noch lebe und zurückkehren werde. Wie dem auch sei, Barbarossa dehnte zu Lebzeiten den Machtbereich der Staufer weit aus: Sein Enkel, Friedrich II., der in Sizilien aufgewachsen und hochgebildet war, regierte über ein Reich, das sich von Süditalien bis nach Dänemark erstreckte.

Mit dem Castel del Monte in Apulien ließ der Barbarossa-Enkel auch eines der rätselhaftesten Bauwerke seiner Zeit errichten, eine Burg, die den Grundriss eines Oktogons hat und voller symbolischer Anspielungen steckt – mit besonderen Symmetrien und astronomischen Daten hatten die Staufer es damals.

Das Kloster Lorch in Baden-Württemberg

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Das Kloster Lorch liegt landschaftlich reizvoll auf der wunderschönen Schwäbischen Alb.

Die Staufer schufen Universitäten und ein neues Rechtssystem

Den Anfang vom Ende der mächtigen Staufer markiert aber auch der Tod dieses Friedrich II. 1250. Die Einzelheiten der Geschehnisse in dieser Zeit sind kompliziert. Kurz gefasst: Die Staufer mussten sich gegen die Konkurrenz der Welfen wehren, und sie trugen Kämpfe mit dem Papst aus. Die schwäbischen Adelsleute schafften in dieser Zeit aber nicht nur den rasanten Aufstieg zur Macht, sie prägten das damalige Europa auch entscheidend mit: Kaiser Barbarossa und sein Enkel Friedrich II. gründeten Universitäten und Städte, schufen ein neues Rechtssystem und förderten die höfische Kultur.

Im eindrucksvollen Kloster Lorch, das die Staufer ebenfalls erbaut haben und in dem wichtige Familienmitglieder begraben liegen, kann man sich die Abenteuer der Staufer noch einmal bildhaft vergegenwärtigen. Zum Beispiel auf einem riesigen modernen Rundgemälde des vor wenigen Jahren verstorbenen Künstlers Hans Kloss.

Mehr über das Kloster Lorch

Grablege der Staufer im Kloster Lorch

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Staufer Grablege im Kloster Lorch.

Löwenpfade auf der Schwäbischen Alb

Auch die 15 Löwenpfade in der Region ermöglichen es Wanderern und Wanderinnen, das Stauferland und seine Landschaften kennenzulernen. Das Zeichen dieser Löwenpfade, ein stilisierter Löwenkopf mit grüner Mähne auf weißem Quadrat, begegnet Wanderern unterwegs immer wieder. So auch von Hand gemalt auf einem Steinbrocken am Fuß der Spielburg.

Video: Schwäbische Alb - Auf den Löwenpfaden rund um den Hohenstaufen

Ein Naturparadies auf der Schwäbischen Alb am Hohenstaufen

Die Spielburg ist, anders als der Name vermuten lässt, kein Wehrbau, sondern ein riesiger Felsbrocken. Vor Millionen von Jahren war er Teil des Gipfels, brach ab und rutschte Stück für Stück den Hohenstaufen hinab, bis er zum Stillstand kam. Um den Felsen herum liegt heute ein schönes Naturschutzgebiet. Lilafarbener Salbei und Kornblumen tüpfeln die Wiesen.

Knorrige Bäume spenden Schatten und die Luft sirrt vor Insekten und vor Hitze. Ein flacher Spazierweg führt zum Gipfelkreuz hinauf und endet vor einem Felsvorsprung. Von hier aus kann man auf steilen Wegen entlang des Bergsturzes hinabkraxeln oder auf einer Bank beim Ausblick auf Göppingen Kraft für den Aufstieg auf den Hohenstaufen sammeln. Bis dorthin ist es nicht mehr weit, und der Weg ist abwechslungsreich. Mal verläuft er flach und parallel zum Berg, mal schlängelt er sich steil hinauf. Unterwegs wird es stiller, kühler, grüner. Unverhofft tritt man am Ende auf die Lichtung am Gipfel. Fast wirkt es so, als habe man sich mit jedem Schritt ein Stück von der realen Welt am Fuß des Berges entfernt.

Oben jedoch ist was los: Eine Wanderstaufergruppe steht an einer fast drei Meter hohen Stauferstele aus Marmor, die es mittlerweile an vielen Stauferorten gibt. Vor den Ruinen der Stauferburg gibt sich ein Paar das Ja-Wort, und vom Gasthaus „himmel & erde“ weht Maultaschen-Duft herüber.

Wir stehen abseits, genießen den Ausblick auf Rechberg und Stuifen. Sie sind, wie der Hohenstaufen, Zeugenberge der Schwäbischen Alb. Zeugenberge nennt man in der Geologie durch Erosion abgetrennte Teile eines Gebirges. Aber auch der wörtliche Sinn passt. Wurden diese drei Berge doch Zeugen einer Geschichte, die uns bis heute fasziniert.

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