Nicht nur uns Menschen setzt die kalte Jahreszeit zu. Begriffe wie Winterschlaf oder Winterspeck sind auch uns Zweibeinern geläufig. Bei vielen Wildtieren jedoch macht die große Portion Schlaf und der vorher angefutterte Speck weitaus mehr Sinn, denn viele können nur so die kalte Jahreszeit überstehen. Es ist für sie eine harte Zeit und um diese gut zu meistern, sind einige Überlebensstrategien notwendig. Bei Winterwanderungen und Spaziergängen in der Natur Baden-Württembergs sind darum einige heimische Tierarten im Winter nicht anzutreffen.

Winterschlaf

Eine faszinierende Strategie ist der Winterschlaf. Er dienst dem Umgehen von Nahrungsknappheit und der eisigen Kälte. Winterschläfer setzen dabei alle Lebensfunktionen auf Sparflame und verschlafen einfach die ungemütlichen Tage. Zu den Winterschläfern gehören zum Beispiel Igel, Hamster und Fledermäuse. Im Herbst futtern sie sich genügend Fettreserven (Winterspeck) an, bevor sie sich schlafen legen. Dabei fahren sie ihre Körpertemperatur herunter, um Energie zu sparen. Sie unterbrechen ihren Schlaf nur selten.

Fettdepots und geschützte Schlafplätze

Fledermäuse legen im Herbst 20 bis 30 Prozent an Gewicht zu. Zum Schlafen suchen sie Höhlen und Verstecke auf, in denen es nicht kälter als ein bis zwei Grad Celsius wird. Störungen des Winterschlafes können zum energiezehrenden Aufwachen führen. Fledermäuse zum Beispiel benötigten bis zum Normalbetrieb 30 bis 60 Minuten. Winterschläfer mobilisieren für diesen Vorgang ihre Fettdepots um Energie zu erzeugen.

Dachs im Winter

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Der heimische Dachs hält wie das Eichhörnchen Winterruhe und streift ab und zu durch den Schnee.

Winterruhe

Eichhörnchen oder Dachse halten hingegen nur eine Winterruhe. Bei ihnen bleibt die Körpertemperatur konstant, und sie verlassen regelmäßig, auch bei großer Kälte, ihr Winterquartier, um auf Nahrungssuche zu gehen. Deshalb können aufmerksame Spaziergänger diese Tiere auch im Winter beobachten. Der bekannteste „Winterruher“ ist der Bär, der in Baden-Württemberg allerdings gegenwärtig nicht heimisch ist.

Winterstarre

Neben Winterschlaf und Winterruhe findet sich im Tierreich noch die Winterstarre, auch Kältestarre genannt. Amphibien und Reptilien können dabei ihre Körpertemperatur an die Umgebung anpassen. Auch hier wird Energie gespart, indem die Tiere ihren Stoffwechsel auf ein absolutes Minimum herunterfahren. Sie nehmen erst wieder Nahrung zu sich, wenn die Temperaturen steigen und sich langsam der Frühling ankündigt. Sobald sie in der Kältestarre sind, können die Tiere aktiv nichts mehr für ihren Wärmehaushalt tun und verharren so in ihren Verstecken wie Steinhaufen, Mauselöchern oder unter Baumwurzeln.

Frostschutzmittel der Insekten

Aber nicht nur Echsen erstarren in der Kälte. Auch die meisten Insekten wie der Zitronenfalter verfallen in der kalten Jahreszeit in eine Kältestarre. Sein körpereigenes Frostschutzmittel (Glyzerin) sorgt dafür, dass er sogar Temperaturen bis minus 20 Grad überstehen kann. Andere Schmetterlingsarten ziehen sich in frostfreie Winterquartiere zurück und überdauern dort den Winter als Eier, Raupen oder Falter. Andere nehmen eine weite Reise auf sich. So überqueren beispielsweise Admiral und Distelfalter hingegen sogar die Alpen und flattern in Richtung Süden.

Wie wachen die Schläfer wieder auf?

So rätselhaft das Einschlafen der Winterschläfer ist, so fragwürdig ist auch das Aufwachen. Es wird vermutet, dass die Stoffwechselprodukte und steigenden Temperaturen Wecksignale an den Winterschläfer geben. In diesem Fall heißt es dann erst einmal aufwärmen. Das vegetative Nervensystem setzt Hormone, Gefäßregulation und zitterfreie Wärmebildung über das Fettgewebe in Gang. Sind 15 Grad Celsius überschritten, kommt Muskelzittern hinzu.

Weitere Informationen

Viele weitere Informationen zur heimischen Fauna und Flora im Südwesten finden sich auf der Website des NABU Baden-Württemberg: baden-wuerttemberg.nabu.de