Stuttgart – Landeshauptstadt mit weitem Horizont

Seit vielen Jahrhunderten ist die Region um Stuttgart eine Geburtsstätte wichtiger Persönlichkeiten, die ihren Fußabdruck in der deutschen Geschichte hinterlassen haben. Hier lebt ein Viertel der Gesamtbevölkerung von Baden-Württemberg, obwohl die Fläche im Verhältnis nur 10 Prozent beträgt.

Video: Offizieller Imagefilm der Region Stuttgart

Es war der 10. November 1759, als Johann Christoph Friedrich Schiller im beschaulichen Marbach am Neckar das Licht der Welt erblickte. Ein echtes Kind der Region. Denn nach der Lateinschule in Ludwigsburg besuchte der junge Schiller nach dem Willen seines Vaters die renommierte Hohe Karlsschule, eine Eliteanstalt für Offiziersanwärter im Dienst des Herzogs Eugen von Württemberg. Der wiederum drohte dem angehenden Militärarzt, der lieber Theaterstücke schrieb, als Soldaten zu operieren, mit Schreibverbot und Festungshaft auf dem Hohenasperg. Schiller floh nach Weimar, der Rest ist bekanntlich Geschichte …

Schillers Geburtshaus kann heute noch in Marbach besichtigt werden, 2009 wurde die Ausstellung anlässlich des Schillerjahres völlig neu konzipiert. Ein paar Meter weiter in Richtung Neckar findet sich das Schiller-Nationalmuseum, zu dessen prominentesten Gästen sicher Elisabeth II. zählt. Die Queen besichtigte die Gedenkstätte während ihrer Deutschlandvisite 1965. Gefallen hat es ihr, auch wenn sie eigentlich was anderes suchte: Pferde nämlich. Die findet man allerdings in einem anderen Marbach. Als Keimzelle des Deutschen Literaturarchivs beherbergt das Museum heute gemeinsam mit dem deutschen Literaturmuseum der Moderne den Nachlass vieler deutschsprachiger Literaturschaffender.

Stuttgart: Heimat großer Köpfe

Das Städtchen Marbach ist der nördliche Zipfel der Region, der Neckar die Schlagader, doch der Puls schlägt in der Landeshauptstadt. Hier zeigt sich auch, dass das Ländle schon immer Heimat großer Köpfe war: Ob Georg Friedrich Wilhelm Hegel, die Automobil-Pioniere Gottlieb Daimler und Ferdinand Porsche oder Alt-Bundespräsident Theodor Heuss, sie alle haben in oder rund um Stuttgart gewirkt.

Pferdestärken und Kultur

Irgendwie liegt das auch auf der Hand in einer Stadt, die die Pferdestärken schon im Namen trägt: Stuttgart kommt nämlich von Stuotgarten – also Stutengarten, das „Rössle“ ziert heute noch das Stadtwappen. Die Pferdezüchter fanden im Talkessel am Fluss schon im frühen Mittelalter beste Voraussetzungen, daran hat sich nichts geändert. Nur sind die PS-Zahlen inzwischen unter die Motorhauben gewandet. Spektakulär wird es im Porsche Museum oder im Mercedes-Benz Museum. Beide bringen die Unternehmensgeschichte mit vielen historischen Fahrzeugmodellen näher. Auch wenn man die blank polierten Stahlkarossen nur ansehen und nicht fahren darf - sind sie für jede Zielgruppe ein echter Blickfang.

Auch wenn das „Heilige Blechle“ wohl der Schwabenmetropole größter Stolz ist, Stuttgart bietet noch so viel mehr. Mit rund 50 Bühnen verschiedener Genres - darunter 20 kleinere Theater - ist die nächste Aufführung meistens nicht weit weg. Und mit über 40 Museen ist die Stadt auch im deutschlandweiten Vergleich weit vorne mit dabei.Im Haus der Geschichte wird die gemeinsame Vergangenheit von Baden und Württemberg auf interaktiver Weise dargestellt, und in der Staatsgalerie blüht das Herz jeden Kunstliebhabers auf.

Tierisch einzigartig

Mit der Wilhelma besitzt die Stadt einen einzigartigen Schlossgarten: Tierisch vielfältig geht es zu im nach dem Berliner Zoo artenreichsten Tiergarten Deutschlands. Die Kombination aus botanischem und zoologischem Garten ist sogar deutschlandweit einmalig.

Dolce Vita

Und im Herzen der Stadt, rund um den Schlossplatz, dort wo schon immer große Politik gemacht wurde, egal ob zu Herzogs Zeiten oder heute im Landtag, fühlt man sich an warmen Tagen fast schon wie in Italien. Bei einem Espresso oder einem Glas Wein lassen auch die ansonsten eher als arbeitsam bekannten Schwaben mal die Seele baumeln und frönen dem Dolce Vita. Die beste Übersicht über die Stadt erhält man allerdings auf 217 Metern Höhe, denn so hoch ist der Stuttgarter Fernsehturm. Er gilt als der erste seiner Art als Pionierleistung in Sachen Hoch-hinaus-Architektur. Weithin sichtbar in die Region begrüßt er die Besucher.

Entschleunigung in Stuttgart

Nach so vielen Sinneseindrücken wird es Zeit für Erholung. Wo ließe sich es besser aushalten als im Naturpark Schönbuch? Der älteste Naturpark Baden-Württembergs besteht seit 1972 und beherbergt seltene Tierarten. Wer Glück hat sieht sogar einen Eisvogel. Und wer beim Spaziergang lautes Gebrüll vernehmen sollte, sollte sich besser in Acht nehmen: Der Sage nach zieht ein Geist mit dem Namen Ranzenpuffer durch die Gegend. Er tarnt sich als grüner Jäger und piesackt die Wanderer. Die werden in dem reich bewaldeten Gebiet mit Natur pur und tollen Ausblicken belohnt.

Natur erleben, das ist rund um das eher urbane Stuttgart also kein Problem. Wer der Enge des Kessels entflieht, ist rasch draußen. Der Höhenpark Killesberg mit der Killesbergbahn oder der Württemberg mit seiner Grabkapelle bieten tolle Ausblicke. Der Max-Eyth-See, der Bärensee oder Rosensteinpark sind für eine Auszeit im Grünen gut. Und im Siebenmühlental bei Leinfelden ist die Landschaft noch ganz ursprünglich.

Weinland

Wo sich der Neckar sein Bett in die Hänge der Alb-Ausläufer gegraben hat, wachsen heute Reben in bester Hanglage. Württemberg ist Weinland. In wohl keiner anderen Großstadt ist der Weinbau so präsent im Stadtbild. Mitten im Herzen der Stadt gedeihen die Rebstöcke. Mit Weinbaumuseen und Wanderwegen, auf Weinfesten und in Besenwirtschaften wird Weinbaugeschichte gelebt.

Herrschaftszeiten

Wer ausreichend Kraft getankt hat, muss abschließend noch das Residenzschloss Ludwigsburg und seine prächtige Gartenanlage besuchen. Hier hielten die württembergischen Herzöge und später Könige Hof. Bei einem Rundgang lassen sich die besonderen Merkmale des üppigen Barocks oder des verspielten Rokokos kennenlernen. Im Modemuseum werden kostbare Gewänder zum Leben erweckt. Und draußen im Schlossgarten blüht das Barock wortwörtlich. Auch die Lustschlösser Favorite, Monrepos oder Solitude sind ein Beispiel für die reiche Herrschafts-Geschichte des Südens und weisen mit ihren französischen Namen auf die Inspiration aus dem Nachbarland hin. Nicht umsonst wird Ludwigsburg auch Klein-Versailles genannt.

Durch die Zeit

Weiter zurück in die Geschichte geht es in Esslingen, mit seinen prächtigen Fachwerkbauten und der verwinkelten Altstadt nicht nur zur Weihnachtszeit zum Mittelaltermarkt ein Magnet für Geschichts-Fans. Auch Burg Lichtenberg bei Großbottwar oder die Reichenberg bei Oppenweiler sind stolze Zeugen einer reichen Historie. In Hochdorf schließlich waren schon die Kelten ansässig.

Schnell weg ist man übrigens auch wieder. Auch wenn das mit dem Bahnhof wohl noch etwas dauert – der Flughafen in Leinfelden-Echterdingen ist das Tor zur Welt für den Süden. Doch lange weg bleibt keiner, weder Tourist noch Einheimischer. Die wissen: Die Welt ist schön, Stuttgart ist schöner.