Sie ist nicht nur lästig, sondern auch eine Gefahr für Menschen. Das Übertragungsrisiko von exotischen Viren durch die Asiatische Tigermücke ist bei uns aktuell noch gering.

Der Klimawandel begünstigt durch mildere Winter und höhere Sommertemperaturen die Überwinterung und Vermehrung der aggressiven und tagaktiven Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus). „Je wärmer es wird, desto wohler fühlen sich invasive Tierarten wie die Asiatische Tigermücke bei uns. Damit einher geht auch eine Gesundheitsgefährdung der Menschen hierzulande“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha am Mittwoch, 2. August 2023, in Stuttgart.

Umweltministerin Thekla Walker betonte: „Besonders in den wärmeren Regionen des Landes konnte sich so die Tigermücke in den vergangenen Jahren schon erfolgreich niederlassen. Mittlerweile findet man sie entlang des Oberrheingrabens, am Bodensee, am mittleren Neckar und in der Rhein-Neckar-Region.“

Bis Mitte Juli 2023 wurden in 22 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs die Asiatische Tigermücke nachgewiesen.

Asiatische Tigermücke in Baden-Württemberg

Bis Mitte Juli 2023 wurden in 22 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs Asiatische Tigermücken nachgewiesen. In 16 der Kreise befinden sich etablierte Populationen, teilweise an mehreren Standorten.

Seit dem Ende der Pandemie und der Wiederaufnahme von Fernreisen verzeichnet das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg wieder einen Anstieg an laborbestätigten Dengue-Fällen unter Reiserückkehrern. Vor der Pandemie im Jahr 2019 wurden in der Stechmückensaison (Mai bis September) insgesamt 97 laborbestätigte Dengue-Fälle übermittelt. Eine ähnlich hohe Anzahl an Dengue-Fällen wird für dieses Jahr erwartet. Viele der Dengue-Infektionen bleiben aber dennoch unerkannt, da wenige über ein Labor diagnostisch bestätigt werden.

SWR: Tigermücken-Plage in Straßburg

In Straßburg hat sich die Tigermücke laut SWR3 im Frühjahr 2023 rasant vermehrt und vertreibt inzwischen viele Menschen aus ihren Gärten. Die Plagegeister sollen bereits in 25 Kommunen der Eurometropole vorkommen.

Video: "Können nicht mehr raus"

Gefahr für den Menschen

Die Umweltministerin und der Gesundheitsminister warnen deshalb: Die Asiatische Tigermücke ist nicht nur lästig, sondern auch eine Gefahr für Menschen. Lucha sagte: „Sie kann bei hohen Temperaturen tropische Krankheitserreger wie das Dengue- oder Chikungunya-Virus auch hier in Baden-Württemberg übertragen. Das geschieht aber nur im Falle, dass infizierte Reiserückkehrer von einer Tigermücke gestochen werden. Erst dann kann diese die Erreger aufnehmen und durch Stiche weitergeben. Das Übertragungsrisiko von exotischen Viren durch die Asiatische Tigermücke ist bei uns aktuell noch gering.“

Tigermücke: Ist sie eine Gefahr für unsere Gesundheit?

Steckbrief Asiatische Tigermücke

Aussehen
Die Asiatische Tigermücke ist eine relativ kleine Stechmücke, die selten die maximale Körpergröße von ca. 0,9 cm erreicht, durch ihre schwarz-weiße Färbung aber sehr auffällig ist. Insbesondere der Hinterleib und die Hinterbeine haben eine ausgeprägte schwarz-weiße Musterung. Ein weiteres typisches Merkmal ist eine am Hinterkopf ansetzende weiße Linie, die sich bis zum Flügelansatz fortsetzt. Die Flügel der Asiatischen Tigermücke sind mehr oder weniger transparent ohne Musterung.

Lebensraum / Vorkommen
Aus dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im Asiatisch-Pazifischen Raum hat sich die Asiatische Tigermücke mit dem internationalen Waren- und Personenverkehr weltweit massiv ausbreiten können. Dabei spielen bei der interkontinentalen Verschleppung der Mücken insbesondere der Handel mit Gebrauchtreifen und Glücksbambus eine wesentliche Rolle. Bis jetzt konnte sie in 26 Ländern nachgewiesen werden, in 19 gilt die Stechmücke als etabliert.

Verhalten
Die Asiatische Tigermücke ist eine äußerst aggressive Stechmücke, die nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber sticht.

Fortpflanzung
Die Tigermücken paaren sich in der Regel im Flug, meist in der Nähe eines möglichen Wirtes der Weibchen. Nach etwa 3-5 Tagen werden die schwarzen, gegen Austrocknung resistenten Eier dicht oberhalb kleiner Wasseransammlungen abgelegt. Werden sie unter Wasser gesetzt (z. B. durch Überschwemmung), schlüpfen aus ihnen die Larven. Zeit seines Lebens legt das Weibchen zwischen 300 und 350 Eier ab.

Natürliche Feinde
Die meisten Fraßfeinde der Asiatischen Tigermücke fressen diese im wasserlebenden Larvenstadium. Die ausgewachsenen Stechmücken werden von Fledermäusen und Vögeln und in einigen Gegenden auch von bestimmten Spinnenarten gefressen.

Gesundheitsrisiken für den Menschen
Die Tigermücke kann Überträger verschiedener Krankheitserreger wie bestimmter Fadenwürmer (Dirofilarien) und zahlreicher Viren sein. Man geht von einem Übertragungspotenzial aus, das mehr als 20 Viren umfasst, darunter die humanpathogenen West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren.

Quelle und weitere Infos Umweltbundesamt

Mückenlarven bekämpfen und Brutstätten entfernen

Umweltministern Walker betonte: „Mit Fortschreiten des Klimawandels werden solche Infektionen aber immer wahrscheinlicher. Kann sich die Tigermücke ungestört ausbreiten, steigt das Risiko für lokale Übertragungen.“ Um dies zu vermeiden, sei es wichtig, Mückenlarven zu bekämpfen und mögliche Brutstätten in den Sommermonaten zu entfernen. „Hier kann jeder mithelfen“, rief die Ministerin auf. „Die stark an den Menschen angepasste Tigermücke nutzt zur Eiablage nahezu jegliche Art von Wasseransammlungen. Kleine Wasseransammlungen zum Beispiel in Gießkannen auf dem Balkon, im Hof oder Garten sowie in Untersetzern von Blumentöpfen oder -kästen, herumliegendes Kinderspielzeug, aber auch Regentonnen sollten verschlossen, regelmäßig entleert oder beseitigt werden.“ Vogeltränken oder Hundenäpfe sollten einmal die Woche ausgeleert und neu aufgefüllt werden.

In Gebieten, in denen sich Populationen der Asiatischen Tigermücke angesiedelt haben, rät das Landesgesundheitsamt, dass Reiserückkehrende aus den Tropen und Subtropen sich im Sommer und Frühherbst auch nach ihrer Rückkehr nach Baden-Württemberg noch zwei Wochen lang schützen, also etwa langärmlige Kleidung tragen und Mückenschutz-Spray verwenden. So kann das Risiko der Verbreitung von Krankheitserregern durch infizierte Reiserückkehrende deutlich reduziert werden.

Im Vergleich zur einheimischen Stechmücke ist die Asiatische Tigermücke mit 0,5 bis 1 Zentimeter zierlich – sie ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze. Der Name „Tigermücke“ ist außerdem etwas irreführend: Das Tier ist tiefschwarz mit weißer Musterung am ganzen Körper. Ein gutes Erkennungsmerkmal ist der weiße Streifen auf Hinterkopf und Rücken und die fünf weißen Streifen an den Hinterbeinen, wobei das letzte Beinglied weiß ist.

TIGER-Plattform: Asiatische Tigermücke melden

Weitere Infos zur Asiatischen Tigermücke

→ Informationen zu der Asiatischen Tigermücke und deren Verbreitung in Baden-Württemberg (Landesgesundheitsamt)

→ Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) (Umweltbundesamt)