Immer mehr Deutsche setzen sich aktiv mit den Fragen der menschlichen Sterblichkeit auseinander. Der Tod rückt aus seiner Tabuzone heraus. Dabei zunehmend im Blick ist die Gestaltung des letzten Abschieds.
Die Studie „Letzter Weg“ wurde von FriedWald im Sommer 2024 zusammen mit dem Marktforschungsinstitut rheingold durchgeführt. Die wesentlichen Erkenntnisse:
1. Wünsche der Verstorbenen wiegen am schwersten.
Wenn es um die Gestaltung der letzten Reise geht, sind die Verstorbenen maßgeblich. Hinterbliebene berücksichtigen zuallererst die Wünsche der verstorbenen Person. Sind keine konkreten Wünsche geäußert, wird zumindest versucht, der Persönlichkeit gerecht zu werden. Denn: Fehlt der Halt durch klare Äußerungen der oder des Verstorbenen, wird eher dem gesellschaftlichen Druck nachgegeben. Es steigt die Tendenz zu tun, was Gepflogenheiten und Konventionen vorgeben.
Eigene Bestattungswünsche zu äußern ist folglich vor allem dann notwendig, wenn sie nicht der erwarteten Norm entsprechen. Vor allem die Bestattungsvorsorge hilft den Hinterbliebenen. Sie entlastet finanziell und vor allem gibt sie Sicherheit bei der Frage: Was hätte sich die oder der Verstorbene gewünscht?
2. Waldbestattung vor allem auf Wunsch des verstorbenen Menschen
Gepflogenheiten und Konventionen sind starke Motive für Sargbestattungen.
Waldbestattungen lassen sich signifikant häufiger auf die Wünsche der verstorbenen Person zurückführen. Sargbestattungen auf dem Friedhof wurden demgegenüber viel häufiger durch gesellschaftliche Gepflogenheiten oder religiöse Konventionen motiviert.
Die Studie analysiert zwei unterschiedliche Bedürfnisse: materiell an den Lieben festzuhalten gegenüber dem transformierenden Loslassen. Während das klassische Friedhofsgrab für Festhalten steht, betont derjenige, der die Beisetzung in einem FriedWald wählt, die Transformation und den Übergang in ein neues Leben.
3. Lässt sich Trauer verrechnen?
Emotionaler vs. finanzieller Aufwand
Die Hinterbliebenen versuchen, zwischen emotionalen und finanziellen Aspekten einen äußeren, aber auch einen inneren Kompromiss zu finden. Angehörige müssen außerdem bei den Entscheidungen zum Beisetzungsablauf immer gegeneinander abwägen: zwischen dem Anspruch auf individuelle Gestaltung mit dem damit verbundenen Aufwand, oder dem Rückzug auf bekannte, eingeübte Abläufe.
4. Bestatterinnen und Bestatter sind wichtige Lotsen
Mehrheit ist zufrieden mit dem Bestattungsunternehmen
Wenn es um die Planung und Organisation einer Beisetzung geht, wird das Bestattungshaus mit weitem Abstand als erste Informations-Quelle konsultiert. Die Bestattungs-Fachleute helfen, die Kosten im Blick zu haben und zu entscheiden, wo eine pragmatische Lösung passt und wo sich Aufwand lohnt.
Insgesamt ist die große Mehrheit nach der Organisation einer Beisetzung zufrieden mit der Dienstleistung des Bestattungsunternehmens.
Video: Trauerfeier im FriedWald
Lässt sich Trauer verrechnen?
„Ich fühlte mich ohnmächtig, wie gelähmt.“
Offene Nennung aus der Befragung
Der Tod eines nahen Menschen lässt bei vielen Menschen ein Gefühl von Ohnmacht entstehen. Während sie sich eigentlich ihrer Trauer hingeben möchten, müssen drängende Aufgaben erledigt werden. Die Organisation der Bestattung ist eine große Herausforderung.
Motive der Bestattungsentscheidung
Auch wenn es sich seltsam anfühlt, müssen in dieser emotionalen Phase verschiedene Motive gegeneinander abgewogen oder auch verrechnet werden.
Zum einen geht es dabei um den Anspruch, der an die Gestaltung der Beisetzung gestellt wird. Zum anderen um den damit verbundenen Aufwand. Der Anspruch erwächst nicht nur aus den Wünschen der oder des Verstorbenen. Auch die eigene Erwartungshaltung an den Abschied, die Erwartungen anderer Menschen und auch die Art der Beziehung zur verstorbenen Person spielen eine Rolle. Ebenso errechnet sich der Aufwand nicht allein aus den Kosten und dem zeitlichen Rahmen. Auch die seelischen Mühen, die mit den Regelungen und Entscheidungen verbunden sind, fallen ins Gewicht.
Alles hat seinen Preis
Lieber aufwendig oder lieber pragmatisch? Egal wie die Entscheidung in Hinblick auf den betriebenen Aufwand ausfällt, alles hat seinen Preis. Wer sich für eine aufwendige Würdigung entscheidet – etwa über eine groß ausfallende Trauerfeier oder ein kostenintensives Grab, muss mit einer höheren finanziellen Belastung und/oder einem größeren zeitlichen Aufwand rechnen. Wer dies wählt, empfindet den groß zelebrierten Abschied dafür tröstlich, weil der verstorbene Mensch auf diese Weise noch einmal besonders geehrt wird.
Wer eher zu praktischen, entlastenden Entscheidungen beim Aufwand tendiert, spart nicht nur finanzielle Kosten. Auch ist die emotionale Belastung der Organisation eines aufwendigen Abschieds geringer. Potenziell „zahlen“ die Betroffenen hier aber mit der möglichen Scham gegenüber Dritten und möglicherweise dem Zweifel, der oder dem Toten nicht gerecht geworden zu sein.
Auch die individuellen Bedürfnisse im Trauerprozess sind wichtige Motive in der Wahl des Abschieds. Während die einen eher versuchen, so gut es geht am Verstorbenen festzuhalten, möchten die anderen den Prozess des Loslassens betonen.
Wer eher das Andenken erhalten möchte, neigt dazu, ein Denkmal zu setzen. Die konventionelle Beisetzung auf einem nahe gelegenen Friedhof mit Grabstein und Grabpflege rückt mehr in den Blick. Der seelische Gewinn ist eine Grabstätte mit Grabpflege, die als Denkmal für die oder den Verstorbenen dient und den Trauernden hilft, sich zu erinnern. Neben den finanziell höheren Kosten sind auch seelische Kosten mit der dauerhaften Grabpflege und dem höheren Aufwand verbunden. Beides kann Trauernden längerfristig belasten.
Wer im Trauerprozess mehr Trost darin findet, sich auf die transformierende Wirkung des Todes zu fokussieren, wählt eher eine Bestattungsform, die das Loslassen vom verstorbenen Körper unterstreicht. Dieser Trauer-Typ erwägt eher eine räumliche Distanz zum Grab und eine modern-unkonventionelle Bestattung.
Insbesondere bei der Wahl eines Bestattungswaldes versöhnt die Vorstellung, dass der Mensch in die Natur übergeht und dort „weiterlebt“, die Hinterbliebenen mit dem Tod. So können sie die Veränderung des Lebens besser zulassen. Die seelischen Kosten entstehen hier vor allem in der Notwendigkeit, schneller loslassen zu müssen (Kremierung des Körpers) und keine sichtbare Erinnerungspflege zu betreiben.
Die Grabpflege entfällt in einem Bestattungswald. Der seelische Gewinn liegt vor allem in der versöhnlichen Vorstellung und dem nach vorne gerichteten Blick auf ein Leben, das sich stetig wandelt.
Wünsche der Verstorbenen wiegen am schwersten
Unabhängig davon, welchem Trauer-Typ die Hinterbliebenen angehören: Der letzte Wunsch des verstorbenen Menschen wiegt am schwersten. Die Hinterbliebenen möchten weder mit der verstorbenen Person noch ihrem Andenken in Konflikt geraten. Besonders störend wird empfunden, wenn die gewählte Beisetzung oder Elemente von dieser nicht mit der Persönlichkeit der verstorbenen Person im Einklang waren, wie dieses Zitat einer Befragten zeigt:
„Die Mama hätte lieber eine Spende statt der ganzen Blumen gewollt.“
Bei der Frage, welche Aspekte bei der Entscheidung über die Form der Bestattung ihnen wichtig oder sogar besonders wichtig waren, nannten 89 Prozent „die ausdrücklichen Wünsche des Verstorbenen“. Genauso häufig genannt wurde „der Wunsch, die Erinnerung an den Verstorbenen präsent zu halten“.
Gerade wenn keine konkreten Absprachen getroffen wurden, rechtfertig die Persönlichkeit des verstorbenen Menschen gefällte Entscheidungen. Ein einfacher Sarg für einen genügsamen Menschen, eine Friedhofsbestattung für einen konventionell-gläubigen Menschen, die Waldbestattung für die naturverbundene Person, die Ferrari-Torte für den Formel-1-Fan...
Besonders erleichternd für die Hinterbliebenen: Bei 12 Prozent der Befragten hatte die verstorbene Person bereits selbst alles für die Beisetzung festgelegt oder organisiert. 44 Prozent der Befragten gaben an, die verstorbene Person hatte zumindest klare Wünsche zu ihrer Beisetzung geäußert. In mehr als der Hälfte der Fälle wussten die Angehörigen also, wie sie im Sinne des verstorbenen Menschen handeln konnten.
Dabei auffällig: In den Bestattungswald ging es signifikant häufiger auf ausdrücklichen Wunsch der Toten.
Waldbestattung vor allem auf Wunsch des verstorbenen Menschen
Befreiend oder beruhigend, individuell, umweltfreundlich, innovativ oder modern und auch tröstlich – so empfindet die deutliche Mehrheit der Befragten eine Beisetzung im Wald. Und das unabhängig davon, ob sie selbst diesen Bestattungsort für die von ihnen (mit-)organisierte Beisetzung gewählt hatten.
Dem ausdrücklichen Wunsch der verstorbenen Person zu entsprechen, ist für die Angehörigen entlastend. Ebenso der als versöhnlich empfundene Abschied (der die Transformation betont) und die ausbleibende Grabpflege. Sie befreit von dem „Performance-Druck“, der auf klassischen Friedhöfen mit der Grabpflege verbunden ist. Die Hinterbliebenen zahlen diese „Freiheit“ mit dem Preis des materiellen Andenkens. Kompensiert wird dies durch individuelle Gestaltungsspielräume hinsichtlich der Zeremonie.
„Man ist hier einfach frei, wenn du willst, kannst du auch um den Baum tanzen bei der Bestattung.“
Für die sterbende Person selbst ist die Wahl des Waldes eine Möglichkeit, sich mit dem eigenen Tod auszusöhnen:
„Ich werde nicht zur Belastung, verbinde mich mit Natur, dem Baum.“
Am auffälligsten beim Bestattungsort Wald ist jedoch, dass der verstorbene Mensch selbst signifikant häufiger an der Entscheidung über die Bestattungsform beteiligt war, verglichen zu Bestattungen im Friedhofsgrab. Bei Entscheidern für die Waldbestattung waren die „Wünsche des Verstorbenen“ mit 90 Prozent der wichtigste Aspekt, gefolgt vom Aspekt „Vermittelt mehr Trost und Zuversicht als eine Friedhofsbestattung“ mit 82 Prozent Zustimmung.
„Für mich ist der Wald reine Energie, Frieden und Licht.“
Gepflogenheiten und Konventionen sind starke Motive für Sargbestattungen
Gesellschaftliche Gepflogenheiten, Konventionen und Außenwirkung – wenn die Beisetzung im Sarg auf einem Friedhof stattfindet, sind diese Punkte den Entscheidern besonders wichtig.
„Meine Mama war im Dorf total bekannt. Da mussten wir alles so machen, wie es sich gehört, sonst wäre das Getratsche groß gewesen.“
Gesellschaftliche Gepflogenheiten bzw. Traditionen zu erfüllen war für 72 Prozent der Befragten, die sich für eine Sargbestattung entschieden hatten, wichtig oder besonders wichtig. Zum Vergleich: Insgesamt gaben nur 36 Prozent der Befragten an, dieser Grund sei für sie wichtig oder besonders wichtig bei der Wahl der Beisetzungsform gewesen.
Ähnlich verhielt es sich mit den „Konventionen unserer bzw. meiner Religion“, was 65 Prozent von hoher Wichtigkeit war (im Vergleich zu 36 Prozent gesamt). Eine repräsentative Beisetzung für das öffentliche Ansehen der verstorbenen Person nannten 62 Prozent jener, die ein Erdgrab gewählt hatten, als wichtigen oder besonders wichtigen Grund. Dies wurde nur für 39 Prozent aller Befragten als wichtig eingestuft.
Im Sarg auf den Friedhof – dieser Weg ist also eher von äußeren Impulsen getrieben als von intrinsischen Motiven der verstorbenen Menschen oder ihrer Angehörigen.
Traditionen und Gepflogenheiten – das sind aber auch Generationsthemen. So wurden bei den Befragten die Großeltern signifikant häufiger in einem Friedhofsgrab beigesetzt, verglichen zur Waldbestattung. Im Wald fanden eher Ehe- und Lebenspartnerinnen und -partner die letzte Ruhe.
Geld oder Liebe? Je enger die Bindung, desto höher das Engagement
Betrachtet man die finanzielle Seite einer Beisetzung, so bleiben die Wünsche der Verstorbenen für die Hinterbliebenen maßgeblich. Die Finanzen spielen bei der Gestaltung der Beisetzung eine Rolle, sind aber nicht bestimmend. Wenn es den Wünschen oder der Persönlichkeit der verstorbenen Person entspricht, werden auch höhere Kosten als sinnvolle Investition erachtet. Genauso kann ein sparsames Vorgehen oder eine kostengünstigere Entscheidung leichter getroffen werden, wenn dies den Wünschen der oder des Verstorbenen entsprach oder die Person selbst eher sparsam war.
Ebenfalls zu beachten ist, dass die Beisetzung einen einmaligen Charakter hat. Die letzte Reise eines Menschen ist auch ein Erlebnis für die Hinterbliebenen. Die Beisetzung zu gestalten und zu erleben sind wichtige Etappen im Trauerprozess. So, wie auch eine Hochzeitsreise mehr kosten darf als der jährliche Sommerurlaub, wird auch die letzte Reise als besonderes Erlebnis im Leben der Hinterbliebenen gesondert verrechnet.
Doch nicht immer können sich die Angehörigen finanziell leisten, was die verstorbene Person ihnen wert war. Und: Sobald nicht klar ist, was die verstorbene Person sich selbst gewünscht hätte, spielten die Kosten eine deutlichere Rolle bei der Abwägung.
In den meisten Fällen wurden die Kosten aus dem Erbe oder der Vorsorge der verstorbenen Person gedeckt. 39 Prozent der Befragten gaben an, dass die Kosten der Beisetzung aus dem Erbe bezahlt wurde. In 20 Prozent der Fälle hatte die verstorbene Person selbst vorgesorgt. 17 Prozent der Hinterbliebenen teilten sich die Kosten mit anderen Hinterbliebenen. In 25 Prozent der Fälle musste ein einzelner Hinterbliebener die Kosten tragen.
Mehr als die Hälfte der Befragten gaben zwischen 4.000 und 8.000 Euro für die Bestattung aus. Auch war die Mehrheit der Befragten eher kostenunempfindlich. Sie achteten entweder gar nicht auf die Kosten (22 Prozent) oder gaben an, dass die Kosten eine untergeordnete Rolle spielten (39 Prozent).
Bestatter und Bestatterinnen bieten Orientierung
Die Organisation der Bestattung ist eine große Herausforderung und eine Aufgabe, bei der die wenigsten Menschen Erfahrung mitbringen. Die Gestaltung des Abschieds trifft Menschen in einer Ausnahmesituation. In der Studie wird die Rolle der Bestatterin oder des Bestatters als Lotse bestätigt: 76 Prozent nennen das Bestattungsunternehmen vor Ort als Informations-Quelle, wenn es um die Planung und Entscheidung der Bestattung geht. Das Bestattungshaus wird damit mit weitem Abstand am häufigsten angeführt.
Bestatter helfen dabei herauszufinden, welche Bestattungsform zum Verstorbenen und zu den Angehörigen passt und wie die Trauerfeier individuell und in Würdigung der Persönlichkeit der verstorbenen Person gestaltet werden kann. Die Studienteilnehmenden bestätigen, dass die Bestattungs-Fachleute helfen, die Kosten im Blick zu haben und zu entscheiden, wo eine pragmatische Lösung passt und wo sich Aufwand lohnt. Insgesamt war mit 91 Prozent der Befragten die große Mehrheit sehr zufrieden bis eher zufrieden mit ihrem Bestattungsunternehmen.
Studiendesign
Für die Studie wurden zunächst 18 Tiefeninterviews mit Menschen durchgeführt, die in den vergangenen 2 Jahren einen Angehörigen oder Verwandten bestattet hatten. Die darauf basierende Online-Befragung wurde im Juli 2024 durchgeführt. Daran nahmen 806 Menschen in Deutschland teil. Die Befragten hatten in den letzten fünf Jahren einen Todesfall im Familien-, Angehörigen-, Freundes- oder Bekanntenkreis erlebt und waren verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich über Form und Organisation der Beerdigung.