Kleine Kanäle am Wegesrand, gespeist mit Wasser der Dreisam säumen den geschlenderten Weg der Besucher aus dem Norden des Landes, den raschen Weg der zahlreichen Studenten und den gemütlichen Gang der alteingesessenen Alemannen, die die Universitätsstadt Freiburg wie ihre Westentasche kennen.
Im Südwesten ist es am wärmsten
Der Breisgau gehört zu den wärmsten Regionen in Deutschland. Im Sommer geht es nicht nur beim Thema SC Freiburg und Fußball hitzig zu, auch die Temperaturen klettern locker auf 36 Grad im Schatten; und in der Straßenbahn ist es sogar noch heißer. Wasser ist deshalb sehr wichtig in der Freiburger Innenstadt – neben zahlreichen Brunnen gibt es deshalb die kleinen Bäche, südbadisch „Bächle“. Etwa 15 Kilometer lang ist die Strecke, die die Bächle durch die Stadt fließen.
Mittelalterliche Wasserversorgung
Entstanden sind die kleinen Kanäle mit Dreisamwasser um 1220. Sie sollten im Mittelalter die Häuser mit Trink-, Wasch- und Nutzwasser an Ort und Stelle versorgen und waren so auch für mehr Hygiene in der Stadt gedacht. Über die Jahrhunderte begleiten die kleinen Flüsschen die Breisgaustadt. Seit dem 16. Jahrhundert war es verboten „mist, strow und stain“ in die Kanäle zu kippen.
Im Mittelalter dienten die kleinen Kanäle auch als Wasserquelle zur Brandbekämpfung. Aufgrund der damaligen Bauweise der Häuser, die im Wesentlichen auf Holz und Stroh basierte, sowie der engen Bebauung in Freiburg konnte sich ein Brand schnell ausbreiten.
Mittlerweile sind die „Bächle“ mit Pflaster und Stein befestigt. Laufen unter anderem links und rechts der Freiburger Flaniermeile Kaiser-Josef-Straße, kurz „Kajo“, entlang.
Kleine Seefahrer
Im Sommer fahren kleine Holzboote an der Leine darauf, mit denen Kinder spielen. Manche werden zum guten Zweck von Organisationen verkauft, manche werden von den Kindern selbst oder gemeinsam im Kindergarten gebaut und bunt bemalt. Es ist ein besonderer Moment, wenn die Kleinen ihre Boote „auf See“ setzen.
Ein Tritt ins Glück ...
Erwachsene hingegen sollten aufpassen, dass sie nicht versehentlich in eines der Bächle hineintreten – oder eben nicht, je nach Sichtweise. Denn der Legende nach bekommt der Fremde nicht nur nasse Schuhe, sondern wird – so will es das Schicksal – eine Freiburgerin oder einen Freiburger heiraten. Absichtlich hineintreten ist hingegen wirkungslos, so groß der Wunsch auch sein sollte.
... oder?
Ein berühmtes Beispiel ist Altkanzler Gerhard Schröder, der 2001 bei einem Besuch in Freiburg im Rahmen des deutsch-französischen Gipfels an der Seite von Monsieur le Président Jacques Chirac versehentlich in eines der Bächle tappte. Bei ihm war der Segen bislang ohne Folgen – doch wer kennt schon die Wege des Schicksals. Noch heute wird in Freiburg diese Geschichte zum Besten gegeben.