Die Schwarzwaldhochstraße zählt zu den ältesten und bekanntesten Ferienstraßen in Deutschland und gilt als eine der schönsten Panoramastraßen in Baden-Württemberg. Beginnend in Baden-Baden am Westrand des nördlichen Schwarzwalds führt sie auf einer Strecke von 60 km als Teil der Bundesstraße 500 nach Freudenstadt.
Hoch hinaus
Einst waren es Saumpfade, Wege für den Viehtrieb und Holzabfuhrwege, die im 19. Jahrhundert ein Wegenetz entstehen ließen, um die schwer zugänglichen Bereiche des Nordschwarzwaldes erreichbar zu machen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dieses zwischenzeitlich stark verzweigte Wegenetz schon teilweise mit Motor betriebenen Kraftwagen befahrbar – ganz zum Leidwesen der Wanderer, für die bisher die Stille und Abgeschiedenheit dieser naturreichen Region einen ganz besonderen Reiz ausmachten.
Eine regelmäßige private Autokraftverbindung zwischen Freudenstadt und Achern sowie zwischen Baden-Baden und Bühl in die Bühler Höhengebiete bestand ab 1907, ab 1925 befuhr dann auch die Reichskraftpost mit ihren Bussen regelmäßig einige Abschnitte der Höhenstraße.
Die Geburtsstunde der Schwarzwaldhochstraße
Es war der damalige Bürgermeister von Bühl, Dr. Edwin Grüninger, der sich für die Verkehrsverbindung zwischen Baden-Baden und Freudenstadt stark machte und das vieldiskutierte Vorhaben schließlich durchsetzen konnte. Der erste Spatenstich am 7. Juli 1930 war die eigentliche Geburtsstunde der heutigen Schwarzwaldhochstraße. Bereits vier Monate später wurde die neu gebaute Strecke feierlich eingeweiht. Ein Gewinn war dies nicht zuletzt für die bereits zu dieser Zeit bestehenden Höhenhotels, denn für den aufkommenden Autotourismus waren sie nun besser erreichbar. Durchgängig befahrbar war die Höhenstraße von Baden-Baden bis Freudenstadt erst im Jahr 1952.
Eine Besonderheit bis heute
Grüninger war es selbst, der in seiner Rede die Bezeichnung „Schwarzwaldhochstraße“ für die neue Höhenstraße benutzte. Wie es zu diesem Namen kam und wer der eigentliche Urheber der „Schwarzwaldhochstraße“ war, kann heute nicht mit Gewissheit gesagt werden. Naheliegend ist allerdings, dass der Name in Anlehnung an den „Trans-American-Highway“ gewählt wurde. Damit sollte die Straße, die über die Kämme des Nordschwarzwaldes führt, als Besonderheit aus dem üblichen Straßen-Einerlei herausstechen.
Eine Besonderheit war und ist bis heute die Schwarzwaldhochstraße allemal. Atemberaubende Ausblicke, malerische Wasserfälle, Seen, zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Denkmäler und einiges mehr lassen einen Ausflug auf der Schwarzwaldhochstraße zu einem unvergesslichen Erlebnis für Wanderer, Mountainbiker oder ganz einfach für alle Naturliebhaber werden.
Start in Baden-Baden
Verlässt man Baden-Baden auf der Bundesstraße 500, steigt der Weg recht steil an zum Hauptkamm des Nordschwarzwaldes und der Bühlerhöhe mit dem gleichnamigen Schlosshotel, das sich bedauerlicherweise seit 2010 im Dornröschenschlaf befindet. Die sogenannte Adenauerkapelle, eine kleine Marienkirche auf einem Felsen, bezaubert mit ihren sehenswerten Glasfenstern. Ist das Wetter gut, kann man von hier einen Ausblick über die Rheinebene bis zu den Vogesen genießen. Von der Bühlerhöhe aus geht es weiter auf 800 bis 1164 m Höhe über N. N. vorbei an etlichen weiteren Höhenhotels, von denen allerdings nur einige in Betrieb sind. Auf der gesamten Strecke der Passstraße laden noch Höhenhotels in Schliffkopf, Ruhestein, Mummelsee, Unterstmatt, Hundseck, Sand und Plättig zum Verweilen und Speisen ein.
Rasante Abfahrt
Viele Ausflügler haben die Allwetterbobbahn bei Sand am Mehliskopf für sich entdeckt. Wer schon immer einmal eine rasante Bobfahrt auf einem nicht allzu hohen Gleitsystem erleben wollte, ist hier genau richtig. Vielleicht dient die Bobbahn dem einen oder anderen in schneearmen Wintern auch als kleiner Ausgleich, wenn der Skisport auf einer der zahlreichen Skihänge entlang der Schwarzwaldhochstraße einmal nicht möglich ist.
Ausflugsziel Stausee
In unmittelbarer Nähe der Bobbahn liegt die Abzweigung zur Schwarzenbach-Talsperre. Eine echte Attraktion ist dieser circa 2 km lange Stausee in idyllischer Lage. Er verfügt über einen 6,5 km langen Rundweg für Wanderer und Mountainbiker. Erfrischend besonders an heißen Sommertagen sind der Spaziergang am Wasser oder eine kleine Schifffahrt. Auch Anglerausflüge sind möglich.
Und im Winter? Ganz in der Nähe befindet sich das Langlaufzentrum Herrenwies. Skilifte und Gastronomiebetriebe folgen dann wieder in Hundseck und Unterstmatt.
Stopp am Mummelsee
Beliebt bei Wanderern und Naturbegeisterten ist auch ein Zwischenstopp am Mummelsee. Der Rundwanderweg Mummelsee-Hornisgrindepfad, der zu den Schwarzwälder Genießerpfaden zählt, führt auf den höchsten Berg des Nordschwarzwalds, die Hornisgrinde, inmitten einer ursprünglichen Hochmoorlandschaft. Der kreisrunde Mummelsee, ein Karsee, der in der letzten Eiszeit entstanden ist, ist tagsüber ein beliebtes und stark frequentiertes Ausflugsziel. Nachts aber, so besagen es Erzählungen, sollen aus dem legenden- und sagenumwobenen See im Mondlicht Nixen auftauchen. Nun, ein wenig Mystik muss eben auch sein.
Natur erleben auf dem Karlsruher Grat
Über weite Strecken führt die Schwarzwaldhochstraße durch den Nationalpark Schwarzwald, dessen Verwaltung im Naturschutzzentrum in Seebach seinen Sitz hat. Das neue Nationalparkzentrum am Ruhestein hält für alle, die den Nationalpark bei einer Wanderung auf eigene Faust erkunden möchten, viele Informationen und Tourentipps bereit.
Der einzige freigegebene Kletterweg des Nordschwarzwalds führt über den Karlsruher Grat, westlich von Ruhestein. Zugänglich ist der Premiumwanderweg, der das Attribut "alpin" verdient, von der Schwarzwaldhochstraße (am Ruhestein abbiegen Richtung Allerheiligen, nach ca. 3 km Parkplatz am Bosenstein) oder von Ottenhöfen aus vom Wanderparkplatz an den Edelfrauengrab-Wasserfällen.
Die abwechslungsreiche Tour Karlsruher Grat im Video
Orkan Lothar, der am 26. Dezember 1999 mit noch nie zuvor gemessenen Windgeschwindigkeiten von deutlich über 200 Kilometern pro Stunde auch über den Schwarzwald hinwegfegte, hinterließ deutliche Spuren. Trauriger Zeuge ist die Schneise im Wald an der Schwarzwaldhochstraße. Die Folgen des Orkans zeigt sehr eindrücklich der 1 km lange Lotharpfad auf einer zehn Hektar großen Sturmwurffläche, circa 3,5 km vom Schliffkopf entfernt in Richtung Freudenstadt. Der Lotharpfad ist frei zugänglich, um Spenden wird gebeten.
Über die Höhenzüge des Schliffkopfs und des Kniebis, vorbei an Zuflucht und der Alexanderschanze, führt die Schwarzwaldhochstraße schließlich nach Freudenstadt, wo sie endet.
Um den Strom des täglichen Fahrzeugaufkommens zu mildern, ganz im Sinne des Naturschutzes und um den Verkehrslärm für Erholungssuchende in Grenzen zu halten, empfiehlt es sich für alle, die motorisiert anreisen möchten, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.
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