Mein Ländle-Kräuterexpertin Thea Kornherr lädt Sie ein, dem Frühling entgegenzu­träumen: Veilchen gefällig?

Einer der beliebtesten Verse für das Poesialbum handelt von einem unauffälligen Blümchen. In der Pflanzensymbolik steht es für Bescheidenheit, Anstand und Demut.

„Sei wie ein Veilchen im Moose,
sittsam, bescheiden und rein,
nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.“

Ganz still und unaufdringlich blüht das Duftveilchen im Verborgenen, meist im Halbschatten von Hecken, Wiesen oder Waldrändern, und bevorzugt einen feuchten und humosen Boden. Die Blütenköpfchen sind eher sanft nach unten geneigt, denn den Kopf zu weit nach oben zu recken, gehört sich für das Veilchen nicht. Gleichzeitig hat es ein überraschend großes Durchsetzungsvermögen. Mit Zugwürzelchen an den kleinen Pflanzentrieben zieht es sich immer wieder zurück zum Boden und breitet sich dadurch rasch aus. Nicht zu verwechseln mit dem Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis). Das erfreut ebenfalls mit einer hübschen Optik und wertvollen Inhaltsstoffen. Aber hier geht es ausschließlich um das Duftveilchen (Viola odorata). Zu erkennen ist es an den tiefvioletten Blüten und herzförmigen Blättern. Im Frühling gehört es zu den Ersten, die einen ausgeprägten Duft entfalten. Welche Pflanzen noch als erste Frühlingsboten blühen, lesen Sie hier.

Veilchen im Frühling

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Hier riecht es nach Frühling.

Man sagte, wenn die Frühlingsgötter über die Erde schritten, erblühten Veilchen unter ihren Füßen. Deshalb sind sie auch Sinnbild für Frühling und Hoffnung. Warum aber steht es in der Symbolik auch noch für das Paradies?

Das Veilchen ist unter anderem eine klassische Pflanze des Klostergartens. Für die Mönche und Nonnen verkörperten der Duft und die Schönheit der Blumen etwas vom Paradies auf Erden. An Orten der Andacht sollte kein üppiges Blumenmeer mit aufdringlichem Farb- und Formenspiel vom jetzigen und einzigartigen Augenblick ablenken. Deshalb zierten die Kreuzgänge und Gartenhöfe oftmals Veilchen, die im zarten Grün des Rasens standen.

Veilchen vor einem Tannenzapfen

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Veilchen sind herzallerliebste Frühblüher, mit denen man sich in den Frühling träumen kann.

Nebenbei ging das Veilchen auch als Heilkraut in die Klosterheilkunde ein. Es enthält Saponine, die hustenreizlindernd, auswurffördernd, schleimlösend und beruhigend wirken. Heute ist das Duftveilchen vor allem in der Kinderheilkunde ein beliebtes Hustenmittel. Aber Achtung, nicht alles, was Veilchen heißt, ist auch eins: Getrocknete „Veilchenwurzel“, ein weiteres Kindermittel der Pflanzenheilkunde, hilft beim Zahnen. Allerdings handelt es sich dabei um die Wurzel der Schwertlilie (Iris); sie riecht lediglich nach Veilchen und verdankt dieser Tatsache den Namen. Sie enthält Schleimstoffe, die beim Daraufherumkauen für Linderung sorgen.

Haben Sie jetzt noch mehr Lust auf Frühling? Die schöne Nachricht: Er kommt unaufhaltsam näher und bringt ganz viele Veilchen mit. Dann können Sie dieses allerliebste blaue Wunder mit allen Sinnen genießen. Wer nicht so lange warten will, macht oder besorgt sich Veilchensirup, der bei vielen Rezepten frische Veilchen ersetzen kann.

Blau wie ein Veilchen

Die Römer wussten schon um die Zauberkraft des blauen Wunders. Dort war es ein beliebtes Katermittel, weil es bei Kopfschmerzen wirken soll. Und die heilkundige Hildegard von Bingen (1098–1179) meinte: „Wenn jemand traurig ist, dann soll er vom Veilchenwein trinken. Das hat eine froh machende Wirkung und stärkt die Lunge.“ – Lassen wir einmal dahingestellt, ob die Fröhlichkeit auf die Wirkung des Veilchens oder letztendlich des Weines zurückzuführen ist. Seine wohlige Wirkung wird jedenfalls noch unterstützt, wenn er vor dem Trinken leicht erwärmt wird.

Veilchenwein

Veilchenwein

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Schon die Römer wussten den Veilchenwein zu schätzen.
  • 15 g Veilchenblüten und -blätter vorsichtig waschen, Blätter klein schneiden und mit den Blüten in eine verschließbare Flasche geben
  • 20 g Süßholzwurzel und 10 g Galgant­pulver hinzufügen
  • mit 1 l Weißwein auffüllen und
  • 3–4 Wochen ziehen lassen
  • abseihen und abfüllen

Sanfte Medizin für die Kleinen (auch für Erwachsene): Veilchensirup als ­Hustenmittel

Veilchensirup

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Der Veilchensirup wird mit Honig gemischt und dann gegen Husten eingenommen.
  • 1 Handvoll Veilchenblüten in eine ­Flasche geben
  • mit 250 ml heißem Wasser übergießen und einen Tag lang durchziehen lassen
  • abseihen und erhitzen
  • den Sud über 1 weitere Handvoll Veilchenblüten gießen und ebenfalls einen Tag ziehen lassen
  • abseihen, abfüllen und mit ungefähr derselben Menge Honig vermischen

Den Kinder-Hustensirup bei Bedarf ­löffelweise geben.

Veilchen-Hustentee

Veilchen-Tee

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Der Veilchentee ist ein Hustenmittel für groß und klein.
  • jeweils 1 TL Veilchen- und Gänse­blümchenblüten mit 250 ml heißem Wasser übergießen und abgedeckt
  • 5–8 Min. ziehen lassen
  • nach Belieben mit Honig süßen

2–3-mal täglich 1 Tasse trinken. Die Teemischung eignet sich auch als Waschung bei Hautunreinheiten. In diesem Fall ungesüßt anwenden.

Achtung: Überdosierung kann zu Erbrechen führen!

Zuckersüß

Neben seiner Schönheit und seiner wertvollen Inhaltsstoffe für die Kräuterheilkunde bietet das bescheidene Veilchen noch ein Aroma, das hauptsächlich in Süßspeisen, Sirups und Getränken Verwendung findet.

Veilchenspritzer

Getränk Veilchenspritzer

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Der Veilchenspritzer mit Weißwein ist ein toller Cocktail.
  • Eiswürfel in ein Glas geben
  • 2 cl Veilchensirup hinzufügen
  • mit 125 ml Soda und 125 ml Weißwein auffüllen
  • mit 1 Spritzer Zitronensaft oder 1 Zitro­nenscheibe ergänzen, umrühren, zurücklehnen und genießen

Veilchenküchle

Veilchenküchle

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Die leckeren Küchle enthalten Veilchensirup und werden mit Veilchenblüten garniert.
  • 3 TL Backpulver mit 240 g Mehl vermischen
  • 80 g weiche Butter und 180 g Zucker schaumig schlagen
  • nach und nach die Mehlmischung und 120 ml Milch unterrühren
  • 2 Eier mit 120 ml Milch und 1–2 EL ­Veilchensirup schaumig schlagen und mit der Butter-Mehl-Masse verrühren
  • Backofen auf 180 °C vorheizen
  • Teigmasse in beliebige Förmchen geben und 25 Min. backen
  • mit einem Holzstäbchen kontrollieren, ob beim Einstechen Teig daran kleben bleibt und die Küchle noch etwas backen müssen oder ob sie fertig sind
  • abkühlen lassen, mit Puderzucker ­bestreuen oder ein beliebiges Topping auf die Veilchenküchle geben und mit Veilchenblüten verzieren

Veilchenzucker

Veilchenzucker

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Veilchenzucker passt perfekt zu sämtlichen Süßspeisen und hat eine schöne violette Farbe.

Zum Verfeinern und Abrunden von Süßspeisen ideal:

  • Eine Handvoll Veilchenblüten mit Zucker in einen Mörser geben und so lange verreiben, bis beides zu einem violetten Veilchenzucker vermischt ist.

Veilchen sauer: Veilchenessig

Veilchenessig

MEIN LÄNDLE/Thea Kornherr

Sauer macht lustig: Der Veilchenessig gibt Salaten einen unvergleichlichen Geschmack.

Um das Veilchenaroma zu konservieren und Salaten einen besonderen Geschmack zu verleihen, eignet sich Veilchen­essig.

  • Eine Handvoll Veilchenblüten in eine Flasche geben und mit hellem Essig auffüllen, der mit der Zeit eine leicht rötliche Farbe annimmt.

Wenn es schnell gehen muss oder keine Blüten zur Verfügung stehen, geht das Aromatisieren auch mit Veilchensirup.