Im Gegensatz zu den verbreiteten Hochleistungssorten sind „alte“ Gemüsesorten optimal an geographische, klimatische und auch kulturelle Bedingungen angepasst. Damit sind sie widerstandsfähiger und auch geschmacksintensiver. Doch die traditionellen Landsorten werden vom „Einheitsgemüse“ immer weiter verdrängt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind seit dem 20. Jahrhundert in Deutschland rund 90 % der alten Sorten verloren gegangen.
Bio-Landwirte aus verschiedenen Regionen Deutschlands bauen je nach Bodenbeschaffenheit und Fruchtfolge die Gemüse-Raritäten an und beliefern über regionale Bio-Großhändler Reform- und Bio-Lebensmittelmärkte. Hier lesen Sie mehr über den Obst- und Gemüseanbau in Baden-Württemberg.
Alte Gemüsesorten sind anpassungsfähiger
Iris Förster, Geschäftsführerin der Stiftung ProSpecieRara, unterstreicht die Bedeutung von Vielfalt auf den Äckern: „Normiertes Gemüse geht oft zulasten des Geschmacks und führt zu Monotonie auf den Feldern. Vielfalt dagegen bietet neben tollen Geschmackserlebnissen auch eine bessere Anpassungsfähigkeit und Toleranz gegenüber Schädlingen. Durch den Klimawandel gibt es in Deutschland vermehrt Heißwetter- und Starkregentage. Dafür brauchen die Landwirte Pflanzen, die sich an die veränderten Umweltbedingungen anpassen oder für die Züchtung neuer Sorten verwendet werden können. Alte Gemüsesorten leisten das.“
Ein weiterer Pluspunkt für alte Sorten: Sie sind samenfest, d. h. aus ihrem Saatgut können Pflanzen wachsen, die dieselben Eigenschaften und Erscheinung haben wie ihre Elternpflanzen. Samenfestes Bio-Saatgut bringt Gemüse hervor, das den Bedingungen des Öko-Landbaus entspricht: robuste Sorten, die auch ohne den Einsatz von Chemie stabile Erträge bringen und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge bieten. „Moderne“ Sorten dagegen sind in der Regel sogenannte Hybridpflanzen. Sie sind nicht samenfest und eignen sich deshalb nicht für die Nachzucht. Somit müssen Bauern nach jeder Ernte neues Saatgut kaufen. Lesen Sie hier, welche 8 alten Sorten wieder neu entdeckt wurden.
Direkt vom Acker und nicht von der Saatgutbank
Weil sich das Angebot der großen Agrarkonzerne zunehmend auf wenige Hochleistungssorten konzentriert, versuchen Forscher dem Rückgang an Vielfalt mittels Saatgutbanken und -tresoren entgegenzuwirken. Dort bewahren sie das Erbgut gefährdeter Pflanzen für nachfolgende Generationen auf. Verschwunden und wieder aufgetaucht: Die Alblinse - sie wurde in einer Saatgutbank im Ausland gefunden.
Bernhard Sauer von Alnatura kommentiert: „Durch die Zusammenarbeit mit ProSpecieRara können wir Gemüsevielfalt direkt vom Acker anbieten – ganz ohne Saatgutbanken.“
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