„Das ist doch nur was für Teenager“, so reagieren viele Patienten auf eine bislang fast unbekannte Variante des Zahnersatzes. Dr. Falk Ifert kennt das ungläubige Staunen vieler Patienten, wenn sie von ihrem Zahnarzt vor der Eingliederung von Zahnersatz eine kieferorthopädische Behandlung empfohlen bekommen. Mehr über Zahnspangen erfahren Sie hier.

Der Kieferorthopäde erläutert die Hintergründe dieser Behandlungsart.

Lächelnde Frau im Zahnarztstuhl

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Vor dem Implantat kommt häufig die Korrektur von Fehlstellungen - auch mit "unsichtbaren" Methoden.

Nur etwas für Stars?

Bislang nahm man neben brasilianischen Fußballstars vor allem Hollywoodgrößen wie Tom Cruise wahr, die ihre Fehlstellungen aus ästhetischen Gründen mit festsitzenden Brackets korrigieren ließen. Nun hört man plötzlich, dass Kieferorthopäden auch vor prothetischen Behandlungen schiefe Zähne begradigen. Worin ist das begründet?

Generell rückt in der Zahnmedizin seit einigen Jahren der Zahnerhalt stark in den Vordergrund. Die Entwicklungen in der Wurzelbehandlung und der Implantologie sind hierfür gute Beispiele. Zahnmediziner sind heute bestrebt, möglichst viel gesunde Zahnsubstanz zu erhalten.

Und welche Rolle spielt die Kieferorthopädie in diesem Zusammenhang?

Das lässt sich am besten an einem einfachen Beispiel erklären. In eine länger bestehenden Zahnlücke kippen die Nachbarzähne hinein. Das ist unabhängig von der vom Patienten gewünschten Art des Zahnersatzes eine schlechte Voraussetzung. Wünscht der Patient ein Einzelzahnimplantat, stört der gekippte Zahn. Soll eine Brücke die Lücke schließen, kann der schiefe Zahn nicht optimal präpariert werden, da er nur dann einen idealen Pfeiler für eine Brücke darstellt, wenn er gerade steht.

Hand hält transparente Zahnspange

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Manche Korrekturhilfen sind fast unsichtbar.

Im ungünstigsten Fall wird ein derartig gekippter Zahn devitalisiert und wurzelbehandelt. Außerdem führt der gekippte Zahn zu einem veränderten Zusammenbiss von oberer und unterer Zahnreihe. Durch Verspannungen in der beteiligten Kaumuskulatur und Kompressionen im Kiefergelenk können viele Krankheiten ausgelöst oder begünstigt werden, bei denen man nicht zuerst an die Zähne als Verursacher denken würde, z.B. Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Schwindel oder Rückenschmerzen.

Und die Alternative?

Mit minimalen Maßnahmen kann der Kieferorthopäde den Zahn erhalten und ihn in eine physikalisch optimale Position bewegen. Dazu nutzt er – je nach individueller Ausgangslage – das gesamte Spektrum der bekannten Behandlungsmöglichkeiten wie Brackets, Lingualspangen oder falls möglich durchsichtige Behandlungsmittel.

Für wen eignet sich eine kieferorthopädische Vorbehandlung?

Generell für alle Erwachsenen, die prothetisch versorgt werden sollen, unabhängig, ob der Zahnersatz festsitzend oder herausnehmbar ist.

Wie lange dauert eine kieferorthopädische Behandlung?

Je nach der spezifischen Situation ist mit einer Behandlungsdauer von zwei bis sechs Monaten zu rechnen.