Der Wald ist nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch Erholungs-, Ruhe- und Rückzugsgebiet für Menschen. Das dürfte im Waldland Baden-Württemberg, das nach Bayern die zweitgrößte Waldfläche im Bundesvergleich besitzt, wohl allgemein bekannt sein. Rund zwei Drittel der Fläche nimmt der Wald hier ein und mit dem Schwarzwald hat das Ländle wohl einen der größten Tourismus- aber auch Naturräume in Deutschland.
Seit 2021 dürfen Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg regelmäßig erfahren, dass Wald auch ein spannender Raum sein kann, sich und seine Stärken kennenzulernen und Gemeinschaft ganz neu zu erleben. Kurzum: Mut machen kann.
Dieser Meinung sind nämlich der Landesverband Baden-Württemberg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und die Nussbaum Stiftung, die gemeinsam mit dem waldpädagogischen Projekt „WaldMachtMut!“ Jugendlichen zwischen 12 und 15 genau das näher bringen wollen.
Unterwegs in Sachen Wald
Das Waldmobil der SDW ist seit fast 30 Jahren im ganzen Land unterwegs, um Kindern spielerisch den Umgang mit der Natur zu vermitteln. Die Idee, das Angebot auf eine ältere Zielgruppe auszuweiten, brachte die SDW und die Nussbaum Stiftung 2020 zusammen. „WaldMachtMut!“ soll Schülern von Haupt-, Gemeinschafts- und Werkrealschulen ermöglichen, Natur und Umwelt aktiv zu erfahren. Zudem bietet das Programm die Gelegenheit, sich selbst und die Klassengemeinschaft besser kennenzulernen.
Das Ziel: Im Dialog mit und umgeben vom Lebensraum Wald sollen die Jugendlichen zum einen sich selbst und ihre Stärken erfahren, ebenso wie das Gefühl, dass sie ihre eigenen Wünsche und Anliegen selbst voranbringen und umsetzen können. Und Wald kann auch ein prima Ort sein, um zum Beispiel gegenseitiges Vertrauen in einer Gruppe aufzubauen, zu sich selbst zu finden und mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.
Teamwork
In drei Modulen stehen Kooperationsaufgaben, Teamwork, aber auch Zeit zur Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit im Fokus. Angeleitet werden die Schülerinnen und Schüler in den drei Tagen dabei von waldpädagogischen Fachkräften aus dem SDW-Waldmobil-Team. Diese leiten das ausgeklügelte Programm, welches einen ganz anderen Zugang zur Natur und zum Leben eröffnen soll. Übungen, aber auch die gemeinsamen Gespräche sollen Schlüsselqualifikationen fördern, die in vielen alltäglichen Situationen benötigt werden.
Dreimal Mut
Die Tage stehen unter einem jeweils anderen Motto, jeweils mit dem Motto „Mut“. Beim „Mut zur Wildnis“, geht es darum, die eigene Komfortzone zu verlassen, die Natur zu entdecken und sich in der für viele Kinder und Jugendlichen heutzutage ungewohnten Umgebung zurechtzufinden. An Tag zwei heißt es „Mut zur Begegnung“: Hier stehen Geländespiele und Kommunikationsübungen auf der Agenda – kindgerecht und spielerisch, denn der Spaß soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. Am letzten Tag können die Kinder dann ihren „Mut zum Ich“ entdecken, dafür werden Achtsamkeits- und Selbstwahrnehmungsübungen gemacht.
Das Ganze wird begleitet von naturnahen Aktionen: Waldsofa bauen, Pflanzen bestimmen, Beeren und Kräuter finden, Essbares von Ungenießbarem unterscheiden, Holz sammeln fürs Lagerfeuer, um es schließlich ohne Streichholz oder Feuerzeug anzuzünden, einen Tee kochen, bis hin zum Sammeln von Zutaten für ein Waldbadesalz, das – neben vielen Erfahrungen - als Andenken mit nach Hause genommen werden darf.
Aus der Komfortzone
Vieles ist anders in diesen Tagen und das ist auch so gewollt: „Es geht darum Jugendliche aus ihrer Komfortzone zu holen“, erklärt Dr. Marco Ieronimo. Eigene Stärken sollen erfahren und das Ich gestärkt werden. „Dazu muss man zuweilen an seine Grenzen gehen und Ängste überwinden.“
Dr. Ieronimo ist als Leiter des WaldMobils NordWest-BW der SDW regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen im Wald unterwegs. Er schätzt an dem Projekt besonders die vielfältigen Möglichkeiten zur Begegnung. „Altersbedingt fällt es Jugendlichen oft schwer, mit sich selbst oder anderen in Kontakt zu treten, und meist besteht auch wenig Bezug zur Natur. Hier bietet WaldMachtMut! verschiedene Ansatzpunkte. Zudem sind das Erleben der Natur und Erlebnisse in der Natur Ressourcen, die allen Menschen, unabhängig von Herkunft und finanziellen Mitteln, gleichermaßen zur Verfügung stehen. Die Ressource Natur wird jedoch oft nicht genutzt, denn entweder wird die Komfortzone des alltäglichen Lebens nicht verlassen oder Natur ist als Ressource schlichtweg unbekannt.“
Inzwischen haben bereits über 20 Schulklassen an „WaldMachtMut!“ teilgenommen und die Liste für das kommende Schuljahr ist bereits lang. Viele Schulen bewerben sich nach der ersten Teilnahme erneut, weil sie die Vorteile und Effekte erkennen, die die drei Tage im Wald auf die Schülerinnen und Schüler haben. Aber auch neue kommen dazu und sind in der Regel begeistert. So dass auch weiterhin noch viele Schülerinnen und Schüler erfahren dürfen, dass Wald viel mehr sein kann als ein Lebensraum, nämlich ein Ort, in dem man Kraft tanken und Stärken wecken - ein richtiger Mut-Mach-Raum eben.
Stimmen zu „WaldMachtMut“
„WaldMachtMut! war für mich eine Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler von einer ganz anderen Seite zu sehen.“
Lena Müller (Oskar-Schwenk-Schule Waldenbuch)
„WaldMacht Mut‘ ist eine tolle Chance für alle Klassen. Besonders für die Klassen 7 und 8 finde ich das Projekt sinnvoll. Es werden nicht nur die Schüler selbst gestärkt, sondern auch die Klassengemeinschaft. Wer diese Möglichkeit bekommt, sollte das Waldprojekt wahrnehmen.“
Tomislav Konjuh (Gemeinschaftsschule Ammerbuch)
„Wald macht Mut und tut gut. Das durften die Schülerinnen und Schüler mit allen Sinnen eindrücklich erfahren. Am Ende waren sich alle einig: Wir wollen mehr!“
Valerie-Christin Welker (Henry-Miller-Schule Brackenheim)
„Wir finden das Projekt „WaldMachtMut!“ einfach toll. Es ist faszinierend und beeindruckend, unsere Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule in einem ganz anderen Kontext zu erleben. Wir entdecken hier noch mal ganz andere Stärken und Fähigkeiten der Kinder. Und es tut der Klassengemeinschaft unheimlich gut, so tolle Erlebnisse miteinander zu teilen.“
Kristin Geier (Parkringschule St. Leon-Rot)
„Es war wirklich schön zu sehen, wie viele Erfahrungen unsere Schüler*innen machen konnten, wie sie teilweise Ängste, Bedenken und Hürden überwunden haben und mit einer riesigen Freude und Motivation dabei waren.“
Kathrin Neuschwander (Erich Kästner Schule, Lauffen am Neckar)
„Wir konnten alle ganz anders kennen lernen. Das war toll. Generell war auch cool, dass die Kids zusammenarbeiten mussten - und dass es so gut geklappt hat.“
Julia Kolb (Karl-Friedrich-Schimper-Schule Schwetzingen)
„Durch das Waldprojekt haben die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass der Wald ein besonderer Ort ist.“
Sarah Nolte (Ludwig-Uhland-Realschule, Wendlingen)
„WaldMachtMut! ist ein wertvolles Projekt, um einerseits den Zusammenhalt in der Klasse zu fördern und andererseits den Lebensraum Wald besser kennen zu lernen. Wir hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit.“
Ann-Kristin Nonnenmacher (Oskar-Schwenk-Schule Waldenbuch)
„Als am ersten Tag selbst Feuer gemacht wurde, da waren alle voll begeistert.“
Sarah Detzer (Parkringschule St. Leon-Rot)
„In der Klassensituation kann das Verhalten sozialer werden, die Akzeptanz kann steigen, die Kommunikation sich verbessern und nicht zuletzt der Respekt vor der Natur und untereinander wachsen.“
Annika Gamer (Schlossgartenschule Pfinztal-Berghausen)
Schüler:
„Früher habe ich Angst im Wald gehabt, jetzt nicht mehr. Ich werde ab sofort öfter herkommen.“
Guoda (Karl-Friedrich-Schimper-Schule Schwetzingen)
„Wir haben uns als Klasse schon besser kennengelernt und auch mal gesagt, was wir an den anderen mögen.“
Amelie, Arthur und Ivan (Heinrich-Steinhöwel-Gemeinschaftsschule Weil der Stadt)
„Erst jetzt sind wir eine Gemeinschaft, eine Klasse.“
Gianluca (Karl-Friedrich-Schimper-Schule Schwetzingen)