Wanderfalken sind eine streng geschützte Art der „Europäischen Vogelschutzrichtlinie“. In Fellbach und Heidelberg haben Falkeneltern ihren Stammplatz hoch über der Stadt bezogen und brüten Jahr für Jahr ihren Nachwuchs aus.

Heidelberg: Wanderfalken im Turm der Heiliggeistkirche

Hans-Martin Gäng

Altvögel und Jungtiere: Seit dem Jahr 2000 sind 81 junge Wanderfalken im Nistkasten im Turm der Heidelberger Heiliggeistkirche zur Welt gekommen. Wildlebende Wanderfalken waren in den 1960er Jahren vom Aussterben bedroht.
Webcam Heidelberg: Das zweite Ei ist da!

Screenshot Falkencam

Webcam Heidelberg: Das zweite Ei ist da!
PreviousNext

Besondere Altstadtbewohner

Die Heidelberger Wanderfalken gehören zu den Internetstars Heidelbergs, denn sie sind in über 80 Ländern bei rund 75.000 Fans bekannt. 2,2 Millionen Zugriffe gab es im Jahr 2023. Das wild lebende Wanderfalkenpaar wurde nicht angesiedelt, sondern lebt aus eigenem Entschluss hier. Zwischen Mitte Januar und Anfang Februar beginnt die Balz des Wanderfalkenpaares, 2023 waren es Liselotte und Zephyr. Ende Februar kann es dann bereits zur Ablage des ersten Eis kommen. In Heidelberg sind es meist Vierergelege.

Video: Liselotte lädt ihren Partner ein

Die Eltern jagen ausschließlich Vögel, die sie in der Luft erbeuten. Es sind Kleinvögel unterschiedlicher Arten, gegen Ende der Aufzuchtzeit auch Tauben. Bis Mitte Juni sind die Jungfalken dann ausgeflogen und haben Heidelberg verlassen. Seit dem Jahr 2000 sind 81 junge Wanderfalken aus dem Nistkasten im Turm der Heiliggeistkirche in die Freiheit geflogen. Sie sind ein bedeutender Beitrag zur Rückkehr wildlebender Wanderfalken, die in den 1960er Jahren vom Aussterben bedroht waren.

Über die Seite www.NABU-BW.de/webcam des NABU Baden-Württemberg können Interessierte das Familienleben der wild lebenden Wanderfalken live rund um die Uhr miterleben, ohne sie zu stören.

Im Falkenschutz Aktive betreuen die beiden Nistplätze in luftiger Höhe seit vielen Jahren, beringen die Jungtiere und erklären in digitalen Tagebüchern das spannende Geschehen vor Ort.

Seit Jahren dokumentiert Wanderfalken-Spezialist Hans-Martin Gäng das Leben der Heidelberger Wanderfalken durch seine Tagebuch-Einträge auf der Webseite. Die mehr als 6.000 „Tagebucheinträge“ der Falkenfamilie werden mittlerweile von über 30.000 Webseiten-Gästen regelmäßig gelesen. Gäng hat das Projekt im Jahr 1999 ins Leben gerufen und betreut es seither. Der ehemalige Schulrektor startete das Artenschutzprojekt der Geschwister-Scholl-Schule, die er seinerzeit leitete – in Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz“ des NABU Deutschland, gemeinsam mit der „Evangelischen Stiftung Pflege Schönau“, der Kirchengemeinde Heiliggeist und dem Umweltamt der Stadtverwaltung. Ein großer Nistkasten wurde von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern im Winter 1999 gebaut und im Turmhelm der Heiliggeistkirche installiert. Die erste Brut gab es bereits ein Jahr später.

Die Falkeneltern kümmern sich abwechselnd und intensiv zunächst um eine gleichmäßige Rundum-Wärmezufuhr für die gelblich-ockerfarbenen bis rotbraunen Eier. Falkeneltern besitzen zur Brutzeit einen stark durchbluteten Brutfleck auf der Bauchunterseite. Weil dort einzelne Flaumfedern fehlen, werden die Eier optimal gewärmt. Zwei Drittel der Brutzeit, vor allem nachts, übernimmt das Weibchen. Nach etwa einem Monat schlüpfen die Jungvögel und die Vogeleltern haben viel zu tun, um sie mit Nahrung zu versorgen. Zwischen Ende Juli und Anfang August löst sich der Familienverbund auf.

Fellbach: Geflügelte Penthouse-Mieter

Ein neues Wanderfalkenpaar hat nach dem Vergiftungstod des Weibchens Perenelle und mindestens eines Jungfalken den Brutplatz hoch über Fellbach bezogen. Ist das Ei gelegt, beginnt die mehr als vierwöchige Brutzeit mit anschließender Pflege der Nestlinge. In Fellbach brüten seit 2018 Wanderfalken auf dem Schwabenland-Tower. Das Hochhaus stand einige Zeit im Rohbau. Die Wanderfalken nutzten die Gunst der Stunde, um sich aussichtsreich im Penthouse anzusiedeln. Mit einer künstlichen Nisthilfe in 107 Metern Höhe unterstützt der NABU Fellbach seitdem die Falken beim Brüten. Zwei Küken konnten gleich im ersten Jahr erfolgreich beringt werden.

Landeanflug in Fellbach

NABU/Falkencam Fellbach

Landeanflug in Fellbach

Die Entwicklung können Wanderfalkenfans unter www.NABU-BW.de/webcamfellbach live miterleben.

Hintergrund: Weitere Infos zu den Falken

Während der Brutzeit (Januar bis Mai) verzeichnet die Webseite der Heidelberger Falken täglich zwischen 6.000 und 7.000 Zugriffe.

Hans Martin Gäng, Gründer der Heidelberger Gruppe führt ein Tagebuch mit inzwischen mehr als 6000 Einträgen. Dort finden Sie auch viele Informationen zur Biologie des Wanderfalken und zum Verlauf der Brut und Aufzucht des Nachwuchses.

In Fellbach berichten die Wanderfalken-Aktiven des NABU Fellbach auf ihrer Seite über Neues aus der Falkenwelt.