Beim Ursprung der Martinsgans scheiden sich, wie bei so vielem, die Geister. Die eine Erklärung ist direkt auf den Bischof Martin und etwas, das er erlebt haben soll, bezogen, die andere ist allgemeiner gehalten und hat mit der Fastenzeit zu tun. Hier lesen Sie die Geschichte vom Heiligen Martin.

Die beiden Theorien im Überblick:

Drei Gänse blicken über einen Zaun

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Sehen harmlos aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren - und können ziemlich laut werden: Gänse.

Theorie 1: Der bescheidene Bischof, der von Gänsen gestört wurde

Martin von Tours, der uns heute als der Heilige Martin bekannt ist, war nicht nur ein großzügiger, sondern auch ein bescheidener Mensch. Der Legende nach soll er sich – obwohl die Einwohner ihn unbedingt als Bischof wollten – vor der Weihe zum Bischof in einem Gänsestall versteckt haben.

Die gefiederten Zeitgenossen fanden das wohl gar nicht witzig, schnatterten laut drauf los und das zog natürlich die Aufmerksamkeit der Suchenden auf sich und prompt wurde er entdeckt – das jedenfalls sagt die Legende.

Video: Sankt Martin (Geschichte mit Gänsen)

Eine andere Legende besagt, er habe gerade eine Predigt gehalten, da seien die gefiederten Vögel in die Kirche gelangt und hätten ihn durch ihr Geschnatter unterbrochen. Das konnte man nicht auf sich sitzen lassen und so wurden die unliebsamen Störenfriede zu Braten verarbeitet. Aber ob das wirklich stimmt? Sicher war Martin kein Vegetarier, aber ob er wirklich Gänse fürs Schnattern bestraft hat? Sollte diese Geschichte stimmen, so hatte bestimmt jemand anderer die Idee! Aber zu einem guten Braten sagte unser Bischof sicher nicht nein…

Martinsgans Gänsebraten

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Vor der Vorweihnachtlichen Fastenzeit kam oft nochmal ein Gänsebraten auf den Tisch.

Theorie 2: Fettes Essen vor Fastenbeginn

Am 11. November beginnt die 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten, die früher wesentlich ernster genommen wurde, als es heute der Fall ist (man denke nur an die vielen Süßigkeiten im Advent!). Fette Speisen sind in der Fastenzeit nicht erlaubt und somit auch keine gut genährte Gans. Also wurde noch einmal ordentlich zugeschlagen und so richtig geschlemmt. Es gab auch keine Kühlschränke, also musste alles verbraucht und gegessen werden, das sich aus Haltbarkeitsgründen nicht aufheben ließ.

Außerdem war die Pacht für die Bauern fällig. Die Lehensherren wurden selten in Geld, dafür aber in Naturalien bezahlt, und dazu zählt eben auch Fleisch bzw. das jeweilige Tier, das dieses Fleisch liefert. Vielerorts wurde also mit Gänsen bezahlt. Mehr zum Brauchtum rund um Sankt Martin lesen Sie auch hier.

Was macht der Lehensherr dann mit so einer Gans? Klar, sie landet auf dem Teller! Hier geht's zum Rezept!