Die Geschichte soll auf den Bau des Ulmer Münsters um 1377 zurückgehen. Bei diesem Bauvorhaben sollten keineswegs gewöhnliche Balken zum Einsatz kommen. Der Baumeister wollte die kräftigsten und längsten Balken aus den Wäldern holen lassen, um diese beim Bau des Dachs und des Gerüsts zu verwenden.
Hochfliegende Pläne
Die Gehilfen folgten dieser Anweisung und stapelten die Balken quer und geordnet vor das Stadttor. "Doch wollte es den Leuten nicht gelingen, die Balken durchs Tor hereinzubringen", so heißt es im Gedicht zum Ulmer Spatz. Das Tor soll zu schmal gewesen sein und die Balken standen links und rechts über.
Die Arbeiter, wie auch die Bürgerinnen und Bürger waren in Aufruhr und suchten nach einer Lösung. Selbst der Bürgermeister, dem sonst immer etwas Kluges eingefallen war, wusste keinen Rat. Die einzige brauchbare Idee war, das Tor samt Turm einzureißen, um den Balken in die Stadt zu bekommen. Doch dann soll jemandem aufgefallen sein, wie ein kleiner Spatz den nützlichen Impuls brachte.
Die besondere Beobachtung
Der Spatz schleppte einen langen Halm in seine schmale Nisthöhle in einem Spalt des Torbogens – und zwar längs. Die Ulmer taten es ihm gleich, brachten die Balken ebenfalls längs durch das Stadttor und konnten den Bau des Münsters doch vollenden. Die Menge jubelte, die Menschen applaudierten und errichteten aus Dankbarkeit für den Spatz ein Denkmal auf dem Dach des Münsters.
Der originale Sandstein-Spatz befindet sich heute im Ulmer Münster in einer Vitrine, während auf dem Dach eine neuere Anfertigung des Spatzes aus Kupfer von 1888 zu sehen ist.
Bedeutung für die Stadt Ulm
Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Vogel zu einem Wahrzeichen der Stadt Ulm. Auch heute trifft man hier und da noch auf den einen oder anderen kunstvoll gestalteten Spatz in der Ulmer Innenstadt. Hier z.B. an der Musikschule oder an der Gaststätte "Ulmer Spatz". Das Gebäck "Laugenspatz" ist ebenfalls auf die Geschichte zurückzuführen.