Studien zeigen, dass Menschen in Deutschland im Durchschnitt sieben Jahre warten, bis sie nach dem ersten Auftreten von Hörproblemen etwas unternehmen. Oft entwickelt sich der Hörverlust bzw. die Schwerhörigkeit schleichend und wird dadurch lange nicht bemerkt. Deshalb sollten Sie früh handeln! Nicht nur, dass sich die eigene Lebensqualität durch moderne Hörgeräte enorm verbessert. Auch die Auswirkungen der Schwerhörigkeit lassen sich minimieren, wenn Sie frühzeitig aktiv werden. Die genaue Behandlung eines Hörverlusts richtet sich dabei in der Regel danach, wie schwer er ist.
Anzeichen eines Hörverlustes sind:
- Hörprobleme in lauter Umgebung (zum Beispiel im Restaurant oder der U-Bahn)
- ein Gespräch mit mehreren Beteiligten wird mühsam, andere Stimmen werden nur noch gedämpft wahrgenommen
- das Radio oder der Fernseher müssen mit der Zeit immer lauter gestellt werden.
Wer unsicher ist, ob in der persönlichen Hörwahrnehmung Veränderungen eingetreten sind, sollte Freunde und Verwandte um eine ehrliche Rückmeldung bitten: Haben sie Veränderungen im Hörverhalten wahrgenommen?
3 Arten von Hörverlust
Die Medizin unterscheidet grundsätzlich zwischen drei Arten von Hörverlust:
- Schallleitungsschwerhörigkeit
- Sensorineuraler Hörverlust
- Kombinierter Hörverlust
Darüber hinaus gibt es die sogenannte auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS). Das bedeutet, dass gehörte Informationen nicht richtig weiterverarbeitet werden. Die Störungen betreffen den Hörnerven, der die Informationen an das Großhirn weiterleitet. In seltenen Fällen ist auch das zentrale Nervensystem beeinträchtigt. Das äußere Ohr ist jedoch meist nicht davon betroffen.
Auch jüngere können Hörverlust erleiden
Dass Hypakusis nur bei älteren Menschen im Rahmen der Altersschwerhörigkeit vorkommt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Tatsächlich kann diese Hörminderung in allen Altersklassen auftreten: Jeder sechste Deutsche ist davon im Laufe seines Lebens betroffen. Lesen Sie hier mehr zum Thema Schwerhörigkeit bei Kindern. Meistens entwickelt sich die Schwerhörigkeit sehr langsam und wird von den Betroffenen zunächst gar nicht wahrgenommen. Das Spektrum des Hörens verengt sich immer mehr – und das Gehirn verlernt dabei, wie groß das Hörspektrum ohne Hörminderung eigentlich war.
1. Schallleitungsschwerhörigkeit (konduktiver Hörverlust)
Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit übertragen sich die Schallschwingungen, die Ihr Ohr auffängt, aufgrund einer Störung im Außen- oder Mittelohr nicht auf das intakte Innenohr. Der mechanische Schalltransport durch das Ohr ist beeinträchtigt. Die Folge: Das Hörvermögen vermindert sich. Vor allem Sprache nehmen Sie nicht mehr deutlich wahr. Das Hören ist auf allen Frequenzen schwerer.
Man unterscheidet die vorübergehende und die permanente Schallleitungsschwerhörigkeit. Eine vorübergehende Schallleitungsschwerhörigkeit tritt beispielsweise auf, wenn die Gehörknöchelchen nach einer Mittelohrentzündung blockiert sind. Sie lässt sich mit Medikamenten oder einer Operation beheben. Bei der permanenten Schallleitungsschwerhörigkeit ist die Schallweiterleitung zum Innenohr dauerhaft gestört. Diese Form der Schwerhörigkeit lässt sich ganz oder weitgehend beheben, wenn Sie den Schalldruck mittels eines Hörgerätes erhöhen.
Diese Ursachen kann eine Schalleitungsschwerhörigkeit haben:
Eine Schallleitungsschwerhörigkeit kann viele Ursachen haben. Um die richtige Therapie zu finden, ist wichtig, ob es sich um ein vorübergehendes oder dauerhaftes Problem im Außen- bzw. Innenohr handelt. Vorübergehende Ursachen sind unter anderem ein Ohrenschmalzpfropf (Cerumen obturans), ein Fremdkörper im Gehörgang oder eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa). Permanente Störungen stellen beispielsweise Ohrmuschelfehlbildungen, Fehlbildungen des Gehörgangs, chronische Mittelohrentzündungen oder ein Loch im Trommelfell dar. Auch Otosklerose – eine Erkrankung des Knochens, der das Innenohr umgibt – kann die Ursache für eine permanente Schallleitungsschwerhörigkeit sein. Im Bereich des ovalen Fensters der Hörschnecke, dem eigentlichen Hörorgan im Innenohr, bildet sich ein Knochen und wächst unregelmäßig. Dadurch versteift sich die Steigbügelplatte mehr und mehr und Klänge werden nicht richtig weitergeleitet.
2. Sensorineuraler Hörverlust
Bei einem sensorineuralen Hörverlust funktionieren sowohl das Hörorgan mit seinen schallumwandelnden Haarzellen als auch Nervenanteile nur eingeschränkt. Durch eine Schädigung im Innenohr gelangen bestimmte Frequenzen nicht in das Gehirn. Die Folge: Sie nehmen den Gesamtschall gar nicht oder verändert wahr. Grundsätzlich geht man von einer „Andershörigkeit“, also einem verfälschten Sprachverstehen aus, weil Sprachsignale hoher Frequenzen, z.B. die Laute p, k, f, h, s, sch ausfallen. Ähnlich klingende Worte, aber auch Selbstlaute wie a, e, i, o und u führen häufig zu Hörfehlern. Wie Sie Lautstärke wahrnehmen, ist bei einem sensorineuralen Hörverlust hingegen kaum verändert. Insgesamt lässt sich dieser Funktionsverlust des Gehörs mit gutem Erfolg durch ein Hörgerät ausgleichen.
Diese Ursachen kann ein sensorineuraler Hörverlust haben:
Die Hauptursache eines sensorineuralen Hörverlustes ist die Schädigung des Innenohres durch Lärm. Auch Virusinfektionen wie Mumps, Masern und Röteln sowie Altersdegeneration (Presbyakusis), eine genetisch bedingte Schwerhörigkeit, Tumore, Schädeltraumata und ein Hörsturz zählen zu den Ursachen.
3. Kombinierter Hörverlust
Ein kombinierter Hörverlust setzt sich aus den beiden Formen der Schwerhörigkeit zusammen, die wir bereits genannt haben: einer Schallleitungsschwerhörigkeit und einem sensorineuralen Hörverlust. Das heißt, dass sowohl das Außen- oder das Mittelohr als auch das Innenohr geschädigt sind. Wie genau sich diese Form der Schwerhörigkeit auf Ihr Gehör auswirkt, hängt davon ab, welcher Hörverlust ausgeprägter ist.
Welche Behandlungsmethode infrage kommt, richtet sich danach, wie schwer der Hörverlust ist. Bei einem leichten oder temporären Hörverlust kann eine Behandlung mit Medikamenten ausreichen. Ab einem mittelschweren Hörverlust kommen in der Regel Hörgeräte zum Einsatz. In sehr schweren Fällen des kombinierten Hörverlusts kann es notwendig sein, dass ein Knochenleitungsimplantat eingesetzt wird. Welche Behandlungsmethode im Einzelfall die richtige ist, entscheidet in der Regel der zuständige HNO-Arzt bzw. Hörgeräteakustiker.
Diese Ursachen kann ein kombinierter Hörverlust haben:
Ein kombinierter Hörverlust kann durch die Mitbeteiligung des Innenohres verursacht werden. Außerdem kommen die unabhängigen Ursachen für Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit (sensoneurinaler Hörverlust) in Betracht. Bitte beachten Sie dazu die vorherigen Punkte.
HNO-Arzt und Hörgeräteakustiker helfen
Je eher etwas gegen den Hörverlust getan wird, desto besser lässt er sich auch ausgleichen. Das einzige effektive Mittel dafür bleibt ein Hörgerät. Moderne Modelle sind kaum größer als eine Kaffeebohne und wahre Meisterwerke der Technik. Bei beginnendem Hörverlust sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Wenn die Ursachen und Möglichkeiten geklärt sind, kann mit der Behandlung begonnen werden.
Moderne Technologien ermöglichen ein nahezu natürliches räumliches 360°-Hören. Dabei sind die Hörsysteme mittlerweile so klein und leicht, dass sie für Außenstehende kaum mehr erkennbar sind. Unterschieden wird zwischen Geräten, die hinter dem Ohr sitzen (HdO)und solchen, die direkt im Gehörgang (IdO) platziert werden.
Wie erkenne ich einen beginnenden Hörverlust?
Um eine beginnende Hörminderung zu erkennen, können Sie sich einige Fragen stellen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.