Die Entzündung entsteht durch Einwucherung von Plattenepithel aus dem äußeren Gehörgang ins Mittelohr. In der Regel trennt das Trommelfell Mittelohr und äußeren Gehörgang. Beim gesunden Menschen ist das Mittelohr mit Schleimhautepithel und der äußere Gehörgang mit Plattenepithel ausgekleidet. Gelangt dieses Plattenepithel aus verschiedenen Gründen (z.B. Loch oder Riss im Trommelfell) ins Mittelohr, kann dies zu einem ständigen Entzündungsreiz führen.

Dieser wiederum kann auf Dauer eine Zerstörung des Knochens im Bereich der Paukenhöhle (= Mittelohr) und des Felsenbeins hervorrufen. Man spricht deshalb auch von einer „chronischen Knocheneiterung“ (Otitis media cholesteatomatosa).

Cholesteatom grafische Darstellung

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Komplikationen treten entweder aufgrund der Entzündung oder der Wachstumsverdrängung des Cholesteatoms auf. Es kann z.B. zu einer Zerstörung der Gehörknöchelchenkette kommen. Damit wird der Schall nicht mehr adäquat auf das Innenohr übertragen, sodass eine Hörschädigung die Folge ist.

Drei Formen des Cholesteatoms

  1. Angeborenes Cholesteatom
    Diese Form des Cholesteatoms ist sehr selten und entsteht dadurch, dass während der Entwicklung des Embryos Plattenepithelreste im Mittelohr verbleiben. Das Trommelfell ist hier intakt.
  2. Primär erworbenes Cholesteatom oder Retraktionscholesteatom
    Grund für diese Form des Cholesteatoms ist eine Belüftungsstörung im Mittelohr, häufig hervorgerufen durch eine ungenügende Tubendurchlässigkeit. Die Tube ist ein Verbindungsrohr zwischen Mittelohr und Nasen- Rachen- Raum. Diese Belüftungsstörung führt zu einem Unterdruck im Mittelohr und durch diesen Unterdruck wiederum bildet das Trommelfell eine sogenannte Retraktionstasche (= Einziehung des Trommelfells). Dies geschieht meist im Bereich der Pars flaccida des Trommelfells oder auch Shrapnellsche Membran genannt. Der Grund dafür ist, dass die Pars flaccida im Gegensatz zu anderen Bereichen des Trommelfells sehr schlaff ist. In dieser Retraktionstasche sammelt sich Plattenepithel und nach einigen Jahren entsteht daraus letztendlich ein Cholesteatom.
  3. Sekundär erworbenes Cholesteatom
    Grund für diese Art des Cholesteatoms ist ein bereits bestehender randständiger Trommelfelldefekt, über den sich das Epithel ins Mittelohr vorschiebt.
Hals-Nasen-Ohren-Arzt untersucht eine Patientin

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Der Hals-Nasen-Ohren Arzt stellt fest, ob es sich um eine Mittelohrentzündung oder ein Cholesteatom handelt.

Symptome des Cholesteatoms

Normalerweise präsentiert sich das Cholesteatom zunächst wie eine chronische Mittelohrentzündung. Es treten ein übel riechender Ohrfluss (fötide Otorrhö) und eine zunehmende Schwerhörigkeit (Hypakusis) auf. Wegen der schlechten Belüftung des Mittelohrs kann es zusätzlich zu einem Ohrendruck kommen.

Bei weiter fortgeschrittenen Stadien gibt es auch schwerwiegendere Symptome wie z.B. Gleichgewichtsstörungen (mögliches Symptom: Drehschwindel) bei Übergriff des Cholesteatoms auf das Innenohr bzw. das Gleichgewichtsorgan. Ein weiteres Symptom des Cholesteatoms ist eine Gesichtslähmung bei Befall des N. facialis (= Gesichtsnerv), aufgrund seiner engen Nachbarschaft zum Mittelohr.

Diagnostik

Die Diagnose wird in der Regel mittels drei verschiedener Verfahren gesichert:

  1. Ohrmikroskopie
    Typischer Befund hier ist ein Trommelfelldefekt, weiße Epithelschuppen und eventuell eine Knochenarrosion (= eine fortschreitende Zerstörung) der Gehörgangswand in Trommelfellnähe.
  2. CT-Untersuchung (Computertomographie)
    Hier lässt sich in der Regel das genaue Ausmaß der Knochenzerstörung sehr gut bestimmen.
  3. Hörprüfung (Tonaudiogramm)
    Normalerweise findet man hier bei Cholesteatompatienten eine Schallleitungsschwerhörigkeit, sprich eine Hörstörung, die nur das äußere Ohr betrifft. Ist das Cholesteatom jedoch schon so weit fortgeschritten, dass bereits das Innenohr betroffen ist, liegt eine so genannte Schallempfindungsstörung vor.

Therapie & Prognose: Cholesteatom OP

Möchte man eine vollständige Ausheilung des Cholesteatoms erreichen, ist die einzige Möglichkeit eine Operation. Hier müssen alle entzündlich- destruktiven Herde in Mastoid und Paukenhöhle radikal entfernt werden. Erst im zweiten Schritt, also normalerweise bei einer Zweitoperation, wird eine Verbesserung des Gehörs angestrebt. In der Regel erreicht man dies durch eine so genannte Tympanoplastik. Hierbei werden Trommelfell und wenn es notwendig ist auch die Gehörknöchelchenkette wiederhergestellt.

Tritt plötzlich eine Gesichtslähmung oder ein Nystagmus (= Augenzucken, bei Befall des Innenohrs, genauer gesagt des Gleichgewichtsorgans) auf, ist eine Operation unumgänglich.

Eine konservative Therapie, also eine nicht operative Behandlung, kann nur als Vorbereitung auf eine unbedingt notwendige Operation genutzt werden. Hierbei wird ähnlich wie bei einer einfachen chronischen Mittelohrentzündung mit lokalen Maßnahmen (antibiotische Ohrentropfen) oder mit einer „systemischen“ Antibiotikatherapie gearbeitet.

Die Prognose des Cholesteatoms hängt sehr stark davon ab, welche Komplikationen im Krankheitsverlauf auftreten. Bei erfolgreicher Operation und vollständiger Ausräumung des Cholesteatoms ist die Aussicht auf Heilung sehr gut.